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Sakral. Der Gebetsraum wurde in einem ehemaligen Heizhaus eingerichtet.

© dpa

Neue Moschee für Muslime in Potsdam: Auf die Toleranz verpflichtet

Bei einem Fest für Anwohner des neuen Gebetsraums für Muslime ließen sich nur wenige Nachbarn blicken. Der Imam erklärte, weshalb er nicht an der Aktion "Potsdam trägt Kippa" dabei war.

Potsdam - Potsdams Sozialdezernent Mike Schubert (SPD) kam mit einer klaren Botschaft. Und die war schon erkennbar, bevor der Kommunalpolitiker mit seiner Rede begann: „Potsdam bekennt Farbe“ stand auf einem roten Schal, der über Schuberts Schultern hing. Der Sozialdezernent war am Samstag zur Eröffnung des neuen Gebetsraums für Potsdamer Muslime in der Straße Am Kanal erschienen. Der Sakralraum ist in den vergangenen Monaten in einem alten Heizhaus für die Potsdamer Alfaruk-Moschee eingerichtet worden. Am Freitag fand das erste Gebet im neuen Domizil statt, am Samstag dann das Eröffnungsfest, das vor allem als Begegnungsfest für die Anwohner und andere Potsdamer gedacht war.

Sozialdezernent Schubert warb dabei unter den Potsdamer Muslimen für eine offene Gesellschaft. Der SPD-Politiker überreichte dem Imam der Alfaruk-Moschee, Kamal Abdallah, eine Ausgabe des Neuen Potsdamer Toleranzedikts. Vor zehn Jahren war dieses Bekenntnis zu Weltoffenheit und Toleranz unter anderem von Vertretern der Stadtgesellschaft in Zusammenarbeit mit der hiesigen Universität formuliert worden.

In seiner kurzen Rede kam Schubert auch auf die Aktion „Potsdam trägt Kippa“ am vergangenen Mittwoch zu sprechen – zu der Abdallah anders als angekündigt nicht erschienen war (PNN berichteten). „Herr Abdallah, ich hätte Sie gern in der Runde mit begrüßt“, sagte Schubert auf dem Fest. Die Potsdamer Stadtgesellschaft lebe von der Vielfalt der Gläubigen. Diese Mischung sowie der Austausch zwischen den Religionen zeichne die Stadt aus. Der Dezernent richtete zugleich einen Appell an Abdallah: „Bringen Sie sich bitte in diesen Dialog ein.“

Termine mit Feuerwehr und Bauaufsicht: „Ich war auch selber traurig“

Auf Nachfrage erläuterte der Imam noch einmal, warum er am Mittwoch nicht zur Kundgebung gegen Antisemitismus erschienen war. Am selben Tag habe er um 16 Uhr einen Termin mit Vertretern des Kommunalen Immobilienservices (Kis) und der Stadtverwaltung wegen des neuen Gebetsraums gehabt. Dabei seien von den Vertretern der Kommune einige sicherheitsrelevante Änderungen an der Innenausstattung verlangt worden. Im Hinblick auf den bereits für den Folgetag anberaumten Termin mit der Feuerwehr und der Bauaufsicht sei er, so Abdallah, am Mittwochabend mit den von der Verwaltung verlangten Maßnahmen im Innern des einstigen Heizhauses beschäftigt gewesen. Daher habe er nicht zu „Potsdam trägt Kippa“ erscheinen können. „Ich war auch selber traurig“, sagte der Imam.

Auf dem vom Verein der Muslime am Samstag vor allem für Anwohner veranstalteten Fest ließen sich jedoch nur wenige Nachbarn blicken, kaum mehr als zehn. Einer von ihnen war Roman Elsner. „Ich finde es schade, dass hier der Kontakt nicht so richtig da ist“, sagte der junge Mann über das Verhältnis zwischen Muslimen und den Anwohnern. „Es scheinen mir zwei parallele Welten hier zu sein“, gab Elsner zu bedenken.

1000 Euro Miete

Imam Abdallah freute sich am Samstag dennoch über die neuen Räumlichkeiten im Wohngebiet zwischen Nikolaikirche und Rosa-Luxemburg-Schule. „Uns gefällt er sehr gut“, sagte der Imam über den neuen Gebetsraum. Doch eine spannende Frage für die nächsten Jahre werde sein, ob die neuen Räumlichkeiten auch groß genug sind. Am Freitag seien im alten Heizhaus rund 150 Gläubige zum Freitagsgebet zusammengekommen. Und noch einmal 150 bis 200 Menschen, so schätzt Abdallah, hätten sich zeitgleich in den angestammten Räumen im Vorderhaus in der Straße Am Kanal zum Gebet versammelt. Aus dem einstigen Heizhaus habe man die Veranstaltung am Freitag in das Vorderhaus akustisch übertragen. Abdallah sagt, die vorderen Räume seien dabei wegen der vielen Gläubigen überfüllt gewesen. Dem Imam zufolge wächst die Potsdamer Gemeinde. Wenn es künftig noch voller werden sollte, müsse man wohl jede Woche zwei Freitagsgebete anbieten.

Der neue Gebetsraum im früheren Heizhaus, zu dem auch ein kleines Bad für die rituelle Waschung gehört, ist erst einmal für zehn Jahre vertraglich gesichert. Nach Angaben eines Stadtsprechers zahlt der Verein der Muslime in Potsdam, der als Träger fungiert, allein für das frühere Heizhaus eine monatliche Miete von 1000 Euro an die Stadt Potsdam. Außerdem trägt der Verein die Betriebskosten. Hinzu kommt die Miete für die Räume im Vorderhaus. Die Stadt wiederum ist nur Untervermieter des alten Heizhauses und hat ihrerseits einen Mietvertrag mit dem Eigentümer, der Energie und Wasser Potsdam, einem Tochterunternehmen der Stadtwerke. Der Umbau des Heizhauses zu einem sakralen Raum kostete nach Angaben der Stadt 38 000 Euro. Über die vereinbarte Miete sollen diese Kosten wieder hereingeholt werden, erklärte ein Stadtsprecher.

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