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Die Baustelle der Da-Vinci-Schule im Bornstedter Feld.

© Andreas Klaer

Neue Mängel an Da-Vinci-Schule im Bornstedter Feld: Schimmel im Klassenzimmer

Weil Wände in mehreren Klassenzimmern der neuen Da-Vinci-Gesamtschule in Potsdam schimmeln, platzt der Umzug und die geplante Eröffnung zum neuen Schuljahr. Und das hat weitreichende Konsequenzen.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Die Eröffnung des Neubaus für die Leonardo-Da-Vinci-Gesamtschule ist geplatzt. Grund sind neue Probleme am Bau: Weil zu feuchter Estrich verbaut wurde, schimmeln die Wände in den künftigen Klassenräumen. Wie die Mängel behoben werden können, wird derzeit noch geprüft, so der Werkleiter des Kommunalen Immobilienservice (Kis), Bernd Richter, am Mittwoch. In jedem Fall werde der gesamte Bau aber „um Längen“ zurückgeworfen. Eine Eröffnung zum neuen Schuljahr sei daher ausgeschlossen. Damit gerät die komplette Schulplanung der Stadt durcheinander.

Schimmelbildung: Mischung für den Boden noch feucht

Schon vor einigen Wochen sei der Schimmel an den Wänden entdeckt worden, so Richter. Erst seit Montag kenne man aber die Ursache. Ein Sachverständiger, der vor Ort Proben genommen habe, habe festgestellt, dass der sogenannte Ausgleichsestrich feucht sei. Dieser liegt unter dem eigentlichen Estrich und besteht in diesem Fall aus einer Mischung aus Styropor, Zement, Wasser und einem Spezialzusatz, der dafür sorgen soll, dass die Masse trocken wird. Der Ausgleichsestrich wurde offenbar mit dem eigentlichen Estrich übergossen, bevor er trocken war. Eigentlich müsse die ausführende Firma überprüfen, ob der Ausgleichsestrich trocken sei, bevor weitergearbeitet werde, so Richter. Ob dies geschehen sei und ob die Mischung womöglich falsch zusammengesetzt war, werde nun geprüft. In jedem Fall sei die Masse noch „erdfeucht“ und habe die Schimmelbildung an den Wänden verursacht, so Richter.

Baustopp an der Da-Vinci-Schule

Derzeit werde geprüft, wie und ob der Ausgleichsestrich nachträglich getrocknet werden könne, so Richter. Denkbar sei zum Beispiel ein Verfahren, bei dem Löcher in den Boden gebohrt und der Estrich mittels Gebläse getrocknet werde. Im schlimmsten Fall müsse aber der komplette Boden wieder herausgerissen und neu gegossen werden. „Das würde mindestens fünf bis sechs Monate dauern.“ Parallel prüft laut Richter ein Gutachter, um welche Art Schimmel es sich handelt und wie er beseitigt werden kann. Damit sich die Schimmelsporen nicht weiter in dem Gebäude verbreiteten, sei am Dienstagnachmittag ein Baustopp verhängt worden. Lediglich im Foyer und an der Turnhalle werde weitergebaut, so Richter. Letztere plane der Kis weiterhin, zum neuen Schuljahr in Betrieb zu nehmen – wenigstens die neue Grundschule im Bornstedter Feld, für die zunächst Container neben dem Da-Vinci-Neubau vorgesehen sind, soll sie dann nutzen können.

Für zahlreiche andere Schüler haben die neuerlichen Pannen auf der Baustelle aber gravierende Folgen. Denn eigentlich sollte ein neues Gymnasium in das frei werdende Gesamtschulgebäude an der Haeckelstraße ziehen. Die drei siebten Klassen müssen nun im Oberstufenzentrum I in der Hegelallee unterrichtet werden – wegen rückläufiger Schülerzahlen ist dort laut Stadt ausreichend Platz. Die zusätzlichen Schüler, die abgesehen davon an der Gesamtschule erwartet werden, müssen hingegen noch an der Haeckelstraße unterkommen. Dafür soll der Souterrain der benachbarten Zeppelin-Grundschule saniert und zu Klassenzimmern umgebaut werden. Damit es nicht zu sehr nach Keller aussehe, seien große Lichtschachte geplant, versprach Richter.

Betroffene Schulen reagierten gefasst

Dieser Notfallplan wurde von der Stadt schon vor Monaten erarbeitet. Schon damals hatte es Verzögerungen bei dem Neubau im Bornstedter Feld gegeben, weil in der Decke des Foyers mangelhafter Beton verbaut wurde. Später stellte sich aber heraus, dass die Decke trotzdem tragfähig ist. Bei Bekanntwerden des Notfallplans im Januar war noch von wenigen Monaten Unterricht in Provisorien die Rede. Nun geht man von mindestens einem halben Schuljahr aus. Dass der Neubau wenigstens nach den Herbstferien eröffnet werden kann, hält Richter für sehr unwahrscheinlich. Die betroffenen Schulen seien am Dienstag beziehungsweise Mittwoch informiert worden. „Die freuen sich natürlich nicht, haben aber gefasst reagiert“, so Richter.

Dass der Neubau nun schon zum zweiten Mal für größere Probleme sorgt, liege auch an dem engen Zeitplan. „Das B-Plan-Verfahren hat ein Dreivierteljahr länger gedauert als geplant, deshalb hatten wir von Anfang an keinen Puffer“, so Richter. Eigentlich sei er aber davon ausgegangen, dass die kritische Bauphase überstanden sei.

Welche Kosten die neuerliche Panne verursacht, konnte Richter am Mittwoch nicht sagen. Zuletzt kalkulierte die Stadt mit 25,4 Millionen Euro für die neue Schule – inklusive Grundstückspreis. Der nun aufgetretene Schaden sei aus seiner Sicht „ein Fall für die Versicherung der Estrichfirma“, so Richter. Die Schuldfrage ist aus seiner Sicht also eindeutig geklärt.

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