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Kita in der Opolestraße im Bornstedter Feld in Potsdam - es ist Potsdams erste Kita mit Nachhaltigkeits-Konzept Träger ist die Kinderwelt GmbH, "Spielgrün" heißt die Kita. Foto: Thorsten Metzner

© Thorsten Metzner

Neue Kita in Potsdam: Nachhaltigkeit als Konzept

Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt des pädagogischen Konzepts einer neuen Kita im Bornstedter Feld. Es gibt schon mehr als doppelt so viele Anmeldungen wie Plätze.

Potsdam - Es fängt bei kleinen Dingen an: Das Wasser nicht laufen lassen, das Licht ausschalten und den Müll in einen Papierkorb ohne Plastiktüte werfen. Das pädagogische Konzept der neuen Kita „Spielgrün“, die derzeit in der Opolestraße neben dem Volkspark gebaut wird, soll ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit stehen. Während das Thema derzeit in aller Munde ist, jede Woche tausende Schüler für einen besseren Umgang mit der Natur und Klimaschutz auf die Straße gehen, sollen sich dort schon Kindergartenkindern  mit der Umwelt befassen. Nach Angaben des Trägers wird die Einrichtung die erste Kita in Potsdam mit dem Thema Nachhaltigkeit im Zentrum des pädagogischen Konzepts sein.

Steffen Siegert vom Kinderwelt Kitaträger. Foto: Promo
Steffen Siegert vom Kinderwelt Kitaträger. Foto: Promo

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„Mit den älteren Kindern wollen wir im Projektarbeit zum Beispiel die Reise eines T-Shirts besprechen oder woher eigentlich Kakao kommt“, sagt  Steffi Günther. Sie leitet den Bereich Kindertagesstätten bei der Kinderwelt GmbH, dem Träger der neuen Einrichtung.  Gebaut wird die Kita vom Entwicklungsträger Bornstedter Feld, der zur kommunalen Pro Potsdam gehört. Im Oktober 2018 wurde Richtfest gefeiert, Ende September dieses Jahres soll der Bau fertig sein. Der Träger Kinderwelt übernimmt dann noch die Einrichtung. 

Steffi Günther vom Kinderwelt Kitaträger. Foto: promo
Steffi Günther vom Kinderwelt Kitaträger. Foto: promo

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Am 4. November soll der Betrieb beginnen. Ursprünglich war die Kita für 90 Kinder ausgelegt, doch durch eine andere Nutzung der Räume hat der Träger auf 100 Kinder aufgestockt. „Der Bedarf im Potsdamer Norden ist enorm, vor allem im Krippenbereich“, sagt Steffen Siegert, Sprecher der Kinderwelt. Das zeige auch der Rücklauf: Mehr als 200 Anmeldungen für die neue Kita sind bereits eingegangen.

Richtfest für eine baugleiche Kindertagesstätte in der nördlichen Gartenstadt. Foto: Andreas Klaer
Richtfest für eine baugleiche Kindertagesstätte in der nördlichen Gartenstadt. Foto: Andreas Klaer

© Andreas Klaer

Schon bei der Planung der Räume habe man das Thema Nachhaltigkeit berücksichtigt. So soll im Erdgeschoss des zweistöckigen Gebäudes mit dem auffälligen Runddach eine große Küche eingerichtet werden  – mit Zugang zum Garten. „Dort wollen wir mit den Kindern Gemüse und Obst pflanzen, in der Küche können sie es dann gemeinsam mit einem Koch zubereiten“, sagt Günther. Ein Hochbeet werde angelegt, darin könne man Karotten und Radieschen, Gurken und Tomaten anbauen. Vor der Eingangstür der Kita soll ein Naschgarten wachsen. „Dort wollen wir Beeren pflanzen, dann können die Kinder, Eltern oder Gäste im Vorbeigehen eine Johannisbeere naschen und dabei ins Gespräch kommen“, sagt Günther. Nicht fehlen soll ein  Kompost, und auch Setzlinge könnte man ziehen, um den Kreislauf der Natur erfahrbar zu machen.

In einem kleineren Raum der Kita will der Träger eine  Reparaturwerkstatt einrichten, in der am Fahrrad geschraubt oder ein Loch in der Hose genäht werden kann. Umwelt- und Naturnähe sollen die Kinder auch beim Spielen erfahren: vor allem Möbeln und Spielzeug aus Holz werde sie umgeben. 

Das Thema Nachhaltigkeit sei auch ein Jahr vor „Fridays for Future“ schon präsent gewesen, sagt Günther. „Das geht uns alle an, und wir hatten große Lust, das auszuprobieren.“ Bei vielen  Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Trägers habe ein Umdenken stattgefunden, hat Siegert beobachtet. „Viele gehen bewusster um mit dem Thema Fortbewegung, mit der Ernährung oder mit Verpackungsmüll“, beschreibt er. „,Fridays for Future’ macht auch vor Kindergartenkindern nicht halt.“ Über ältere Geschwister oder die Familie machten sich viele Kinder schon Gedanken über ihre Umwelt und den Umgang mit Ressourcen.

Die Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzepts findet er deshalb folgerichtig. „Ich gehe davon aus, dass es eine Strahlkraft über den Ort Kita hinaus entwickeln kann“, sagt er – hinein in die Familien. „Kindergartenkinder wecken ihre Eltern noch einmal anders“, davon ist auch Günther überzeugt. Sie erzählt von einem Mädchen in einem der Kinderwelt-Kindergärten, das seine Mutter fragte, warum diese es täglich mit dem Auto zur Kita bringe. Seither radelten die beiden, berichtet Günther.

Anmeldungen aus der näheren Umgebung

Das Thema Verkehr, das in der Debatte um nachhaltiges Verhalten im Alltag viel diskutiert wird, werde aber im Konzept wohl eher eine untergeordnete Rolle spielen, sagt Siegert. Die Anmeldungen kämen bisher zum überwiegenden Teil aus der direkten Umgebung, die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist gut und der Weg mit dem Rad durch den Volkspark für viele am schnellsten. Für alle Radfahrer sollen vor der Kita ausreichend Fahrradständer aufgestellt werden. Die Nachbarschaft zum Volkspark soll aber auch für das Konzept genutzt werden – zum Beispiel mit Angeboten des „Grünen Klassenzimmers“.

Um die Umsetzung des Konzepts soll sich neben der Leiterin Mirijam Grasedyck ein Team von etwa 18 Pädagogen kümmern. Zehn Kollegen stehen schon fest, sagt Günther. „Einige Erzieherinnen wechseln auch von anderen Einrichtungen dorthin, weil sie das Thema Nachhaltigkeit selbst besonders interessiert.“

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