zum Hauptinhalt
Exklusive Bushaltestelle in Groß Glienicke

© privat

Neue Haltestelle in Groß Glienicke: Barrierefrei, aber unerreichbar

Eine neue Haltestelle in Groß Glienicke sollte barrierefrei sein, ist für Rollstuhlfahrer aber praktisch unbenutzbar. Im Ortsbeirat ist man irritiert.

Potsdam - Gute Absichten führen nicht zwangsläufig zu guten Ergebnissen. Jedenfalls kann man das schlussfolgern, wenn man sich die neue Bushaltestelle Theodor-Fontane-Straße Richtung Spandau in Groß Glienicke anschaut. Frisch gepflastert kommt sie daher, mit einem Geländer im Grün des Potsdamer Verkehrsbetriebs. Die Buslinie 604 hält dort - gegenüber des Rewe-Marktes. Die neue Haltestellenkante ist so hoch, dass auch Rollstühle und Kinderwagen leichter in den Bus kommen. Auf den ersten Blick eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur zuvor unbefestigten Sandpiste.

Doch es gibt bisher einen entscheidenden Makel: Die Haltestelle selbst ist für Rollstuhlfahrer praktisch nicht erreichbar. Die einzige abgesenkte Bordsteinkante führt auf die vielbefahrene Fahrbahn der Bundesstraße 2. Der Zugang  zum Gehweg hinter der Haltestelle ist vom Geländer versperrt. An einer Stelle klafft zwar noch eine Lücke, die derzeit noch von einer Baustellenabsperrung blockiert ist. Die ist aber nur der Platzhalter für das noch fehlende Haltestellenhäuschen. Dazu kommt, dass mitten in der Haltestelle auch noch zwei ausgewachsene Bäume stehen. Zwischen denen und der Bordsteinkante wird es eng.

Kein Wegerecht zur Haltestelle?

Vor Ort kommt das gar nicht gut an. "Was nun dem ÖPNV-Nutzern angeboten wird, spottet jeder Beschreibung", sagt der Stadtverordnete Andreas Menzel (BVB/Freie Wähler), der auf die neue Haltestelle aufmerksam gemacht hatte. Das angrenzende Grundstück sei in Privatbesitz und gewähre kein Wegerecht. "Offenbar hat Potsdam es vor Baubeginn versäumt, sich einen gefahrlosen Zugang zu sichern", meint Menzel. "Ein Unding für Rollstuhlfahrer, Rollator Nutzer und Sehbehinderte/Blinde, die nun unter Lebensgefahr erst über die vielbefahrene B2 diese Haltestelle erreichen und verlassen können."

Zugang nur über die Bundesstraße 2
Zugang nur über die Bundesstraße 2

© privat

Zusätzlich ärgerlich für Menzel: Er hatte selbst 2018 den Antrag im Ortsbeirat eingebracht, den Oberbürgermeister zu bitten, mit geeigneten Mitteln dafür Sorge zu tragen, dass möglichst schnell die Haltestelle des Busses 604 Theodor-Fontane-Straße nach üblichen Standard befestigt wird und eine Überdachung erhält. Das Gremium stimmt einstimmig zu. "Warum nur, hat das Rathaus den Bauplan nicht dem Ortsbeirat vorgelegt?", fragt Menzel nun.

[Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem neuen Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.]

Wie es zu dem fragwürdigen Ergebnis kam und wie es nun damit weitergehen soll, konnte das Rathaus am Montag noch nicht beantworten. Auch bleibt vorerst unklar, wie viel die unerreichbare Haltestelle gekostet hat und ob nun ein Umbau mit Mehrkosten bevorsteht.  

Dass die Haltestellen in Potsdams öffentlichem Nahverkehr barrierefrei sein sollten, weiß man im Rathaus eigentlich. So sieht beispielsweise die nach der Kommunalwahl getroffene Kooperationsvereinbarung von SPD, Grünen und Linken aus dem Jahr 2019 auch mehr Maßnahmen für Barrierefreiheit vor. Und ab 2022 ist Barrierefreiheit im öffentlichen Nahverkehr gesetzlich vorgeschrieben. Das sind dann noch rund neun Monate.

Zur Startseite