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So sehen beispielsweise Leichtbauhallen des Herstellers Losberger GmbH aus.

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Neue Flüchtlingsunterkunft in Neu Fahrland: Vollendete Vorurteile

In Neu Fahrland sollen demnächst zwei beheizbare Leichtbauhallen aufgestellt werden. Die Stadt Potsdam wirbt für Verständnis für die kurzfristige Entscheidung, einige Anwohner aber kritisieren das Vorgehen.

Potsdam - Die geplante Flüchtlingsnotunterkunft in Neu Fahrland soll Platz für 96 Asylbewerber bieten. Bereits Ende Oktober oder Anfang November werden auf der Wiese zwischen dem Sportplatz und der Straße An der Birnenplantage – nicht am Rehweg, wie zunächst vermeldet – zwei beheizbare, gedämmte Leichtbauhallen aus Aluminium mit je 48 Wohnplätzen aufgestellt. Hinzu kommen Toiletten- und Duschcontainer sowie eine kleine Halle als Aufenthaltsraum. Über diese Pläne informierte Frank Thomann, städtischer Fachbereichsleiter für Soziales und Wohnen, auf der Ortsbeiratssitzung von Neu Fahrland am Dienstag. Bei den Mitgliedern des Ortsbeirats und den etwa zehn erschienenen Gästen stießen die Pläne teilweise auf deutliche Skepsis. Kritisiert wurde, dass die Stadtverwaltung den Ortsbeirat bei der Auswahl des Standorts nicht einbezogen hatte. „Sie stellen uns vor vollendete Tatsachen“, kritisierte etwa Ortsbeiratsmitglied Holger Wolinski (SPD) das Verhalten der Stadt. Eine Unverschämtheit nannte eine Anwohnerin, dass Ortsvorsteherin Carmen Klockow (Bürgerbündnis) nicht eingebunden war.

Zwei bis drei Jahre als Flüchtlingsunterkunft in Neu Fahrland

Die Hallen sollen in Neu Fahrland höchstens für zwei bis drei Jahre als Flüchtlingsunterkunft dienen, sagte Thomann. Die Stadt sei bestrebt, sie nicht voll zu belegen, sondern dort nur bis zu 80 Asylbewerber unterzubringen. Überwiegend alleinreisende Flüchtlinge, also vor allem Männer, sollen dort wohnen. Familien mit Kindern möchte die Stadtverwaltung lieber in festen Häusern einquartieren. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) wurde angefragt, ob sie das Heim betreiben wolle. AWO-Geschäftsführerin Angela Basekow sagte am Mittwoch, es gebe noch keine Entscheidung.

Thomann warb am Dienstag im Ortsbeirat um Verständnis für die kurzfristige Entscheidung des Rathauses für diesen Standort in Neu Fahrland. Es fehle angesichts des großen Flüchtlingszustroms schlicht die Zeit, öffentliche Standortdiskussionen zu führen. Mehrere Anwohner äußerten auf der Ortsbeiratssitzung die Sorge, ihre Kinder könnten von den Flüchtlingen bedroht werden. 80 alleinstehende Männer ohne Arbeit, untergebracht auf engem Raum, seien ein gewisses Sicherheitsrisiko. „Ich selber habe große Angst“, sagte eine dreifache Mutter. Sie werde ihren Kindern dann nicht mehr erlauben, morgens alleine durch den Wald zur Bushaltestelle zu laufen. Ortsvorsteherin Klockow sorgte sich um das Wohl der Frauen im Ort: Die Flüchtlinge kämen aus einem Kulturkreis, in dem „Frauen häufig als Freiwild“ angesehen würden, so Klockow. Nach Polizeiangaben sind Flüchtlingsunterkünfte jedoch keine Kriminalitätsschwerpunkte.

Leerstehende Siemens-Villa wird nun geprüft

Mehrere Anwohner sagten, sie befürchteten, dass im Falle eines Brandanschlags auf das Flüchtlingsheim die Flammen auf die nahegelegenen Einfamilienhäuser übergreifen könnten. Als besser geeignet für eine Flüchtlingsunterkunft brachten einige die leerstehende Siemens-Villa ins Gespräch. Thomann versprach, den Standort zu prüfen, zog dann jedoch deutlichen Unmut auf sich, als er erklärte, die Leichtbauhallen werde die Stadt auch dann errichten, wenn die Siemens-Villa ebenfalls zur Verfügung stehen sollte.

Am 21. Oktober um 18 Uhr will die Stadt auf einer Anwohnerversammlung im Bürgertreff Neu Fahrland, Am Kirchberg 51, über die neue Flüchtlingsunterkunft informieren

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