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Nach der Sprengung: Die Ausbreitung der Druckwelle im Boden.

© Fotomontage: dpa/ GFZ

Bombensprengung in Potsdam: Geoforscher analysieren die Druckwelle des detonierten Blindgängers

Die Gunst der Stunde genutzt: Als die Wissenschaftler aus dem GFZ von der Bombensprengung hörten, reagierten sie schnell und können jetzt jede Menge Daten auswerten.

Von Florian Kistler

Potsdam - Ganz Potsdam blickte vergangenen Freitag auf die Sprengung der Weltkriegsbombe in der Havel nahe der Freundschaftsinsel. Auch die Mitarbeiter des Deutschen Geoforschungszentrums (GFZ) in Potsdam hatten das Ereignis im Blick. Sie interessierten sich für die Erschütterungen, die sich durch die Sprengung ergaben. Denn von den Ergebnissen erhofft man sich, mehr über die Beschaffenheit des Potsdamer Untergrunds und der einzelnen Bodenschichten zu erfahren.

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„Wir haben quasi die Gunst der Stunde genutzt“, so Charlotte Krawczyk, Direktorin des Departments Geophysik am GFZ. Als man von der Sprengung erfuhr, habe man ein Seismometer im Keller der GFZ-Räume in der Einsteinstraße aufgestellt. Weitere Daten lieferte eine zweite Messtation in einem Bohrloch am Wannsee, die gemeinsam mit der Universität Potsdam und der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz betrieben wird.

Zwei große Ausschläge

Krawcyk erklärt, dass die seismischen Aufnahmen mit den Erdbebenmessgeräten jeweils zwei große Ausschläge zeigen. Auf dem ersten sehe man die sogenannte P-Welle. Die sei die schnellste Welle, die sich durch einen Raum, oder wie in diesem Fall durch den Untergrund, ausbreitet. „Die zweite Welle ist eine andere Wellenart, die etwas langsamer ist“, so Krawczyk. Durch den Vergleich der beiden Messtationen könne man sehen, wie viele Sekunden später die Bebenwelle die Station am Wannsee erreichte. „Auch ist klar erkennbar, dass die Welle dann nicht mehr so stark war“, so Krawczyk. Gleichzeitig lieferten die Daten nähere Informationen zum Untergrund. So könne man anhand der Dauer, welche eine seismischen Welle benötigt, auf die Beschaffenheit einzelner Bodenschichten schließen.

Ein neuartiges Bild des Bodens

„Darüber hinaus haben wir noch weitere Messungen mit Geofonen und Glasfaserkabeln durchgeführt“, sagt Krawczyk. „Wir sind gerade dabei das auszuwerten.“ Vor allem die Messung mithilfe von Glasfaserkabeln liefere ein ganz neuartiges Bild des Bodens. „Man misst dabei nicht nur an einem Punkt, sondern die Bewegung über die gesamte Länge des Kabels.“ 

Um ein wirklich umfangreiches seismisches Profil des Potsdamer Untergrunds zu erhalten, bräuchte es jedoch mehrere Signale aus unterschiedlichen Positionen. Um diese herzustellen, werde aber heutzutage nicht mehr gesprengt, vor allem nicht im urbanen Raum. „Jetzt verwenden wir unter anderem Vibrationstechnik oder ein Fallgewicht als Quelle“, erklärt die Geophysikerin Krawczyk.

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