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Klinikum "Ernst von Bergmann" in Potsdam. 

© Sebastian Gabsch

Neue Corona-Regeln im Klinikum: Bergmann verlegt ohne Negativbefund auf Stationen

So sollen mehr Patienten in der bislang oft überfüllten Rettungsstelle behandelt werden können - außerdem kann das Klinikum 40 Betten mehr als bislang belegen. 

Potsdam - Das Potsdamer Klinikum "Ernst von Bergmann" hat seine Corona-Regeln gelockert. Wichtig sei dies, um Patienten schneller aus der Rettungsstelle auf die Stationen zu verlegen und mehr Betten belegen zu können, teilte das Klinikum auf PNN-Anfrage mit. Bislang musste sich die Bergmann-Notaufnahme häufig als voll bei den Rettungsdiensten abmelden. Dies liegt nach Angaben des Klinikums vor allem an den strengen Corona-Regeln. Demnach wurden neue Patienten zunächst auf das Virus getestet, dann in einem Einzelzimmer isoliert, bis das zweite Testergebnis vorlag, und erst bei einem zweiten Negativbefund auf eine Station verlegt - dann auch in Zwei-Bett-Zimmer. Bislang konnten so maximal 870 Betten in dem Krankenhaus belegt werden, 20 Prozent weniger als vor der Corona-Pandemie. 

Klinikum setzt regulär Mundspülung ein

Nach den neuen Regeln, die seit dem 1. September gelten und mit dem Gesundheitsamt abgestimmt seien, können auch Patienten in einem Zwei-Bett-Zimmer liegen, für die noch kein negatives Testergebnis vorliegt, hieß es. Sie sollen bei einer ungeplanten Aufnahme - also über die Rettungsstelle - dort das erste Mal getestet werden und dann mit einer FFP2-Maske, die das Umfeld vor Übertragung schützt, auch in ein Doppelzimmer verlegt werden können. Die FFP2-Maske darf laut Verfahrensanweisung der Geschäftsführung erst abgenommen werden, wenn der erste Corona-Test negativ ist. Dieser sei ein Schnelltest, das Ergebnis liege nach 45 Minuten bis zweieinhalb Stunden vor. Bis dahin darf auch das Zimmer nicht verlassen werden. Ein zweites Mal wird 48 Stunden nach der Aufnahme getestet, bis zum Ergebnis muss Mund-Nasen-Schutz getragen werden.

Zudem arbeitet das Klinikum regulär mit Mundspülungen zur Infektionsprävention; eine Studie der Ruhr-Universität Bochum in Zusammenarbeit mit Virologen aus Jena, Ulm, Duisburg-Essen, Nürnberg und Bremen hatte gezeigt, dass Mundspülungen kurzzeitig die Viruslast im Rachenraum und damit das Übertragungsrisiko senken könnten. Sofort nach dem Corona-Abstrich erhalten Patienten in der Rettungsstelle daher eine Mundspülung.

"Bitte Abstand halten": Eingang zum Klinikum.
"Bitte Abstand halten": Eingang zum Klinikum.

© Sebastian Gabsch

Das Bergmann-Klinikum steht nach dem heftigen Corona-Ausbruch in dem Krankenhaus Ende März unter besonderer Beobachtung. Seit dem 26. März waren im Klinikum 47 Menschen mit oder an Covid-19 gestorben. 44 der Toten waren nach Angaben des Klinikums Patienten, die nicht wegen einer Corona-Infektion, sondern mit einer anderen Diagnose in das Krankenhaus gekommen waren. Insgesamt infizierten sich laut Klinikum 138 aus anderen Gründen aufgenommene Patienten mit dem Coronavirus – jeder Dritte (32 Prozent) starb mit oder an der Infektion. Im Juni hatte die Staatsanwaltschaft Potsdam gegen drei leitende Mediziner und die damalige, nun beurlaubte Geschäftsführung ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung im Zusammenhang mit dem Corona-Ausbruch eingeleitet.

15.689 Patienten-Abstriche in zwei Monaten

Die Interims-Leitung des Klinikums betont vor diesem Hintergrund immer wieder, dass "die Sicherheit unserer Patienten und Mitarbeiter für uns höchste Priorität hat". So würden weiterhin Patienten und Mitarbeiter "regelhaft abgestrichen". Im Juli und August seien 15.689 Patienten-Abstriche und 10.627 Mitarbeiter-Abstriche erfolgt. Einen erneuten Ausbruch des Coronavirus hat es bislang nicht gegeben. Die Tests auf Covid-19 und die Corona-Regeln seien jeweils "der Situation angepasst". Der nach dem Ausbruch eingesetzte Klinikum-Hygieniker Klaus-Dieter Zastrow sagte laut Mitteilung des Klinikums, die Abstrichregelungen im Bergmann "gingen weit über die Praxis anderer deutscher Krankenhäusern hinaus". Angesichts der Pandemie mit vielen offenen Fragen gebe es "fast kein zuviel des Guten". Laut Klinikum werden die Corona-Regeln auch regelmäßig vom Bergmann-Krisenstab geprüft, alle Mitarbeitenden müssten die jeweiligen Verfahrensanweisungen und alle Änderungen dieser lesen und dies schriftlich bestätigen. 

Mit den neuen Regelungen könne das Bergmann rund 40 Betten mehr belegen als bisher. Die reale Verfügbarkeit sei jedoch von den Erkrankungen der Patienten abhängig; so könnten beispielsweise nicht alle Patienten FFP2-Masken oder Mund-Nasen-Schutz tragen. Diese müssten dann in Einzelzimmern untergebracht werden. 

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