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Landeshauptstadt: Neue Chefin fürs Il Teatro in der Schiffbauergasse

Vor 13 Jahren eröffnete Giuseppe Riolo das Il Teatro und machte aus der verfallenen Mühle ein angesagtes Restaurant. Jetzt geht „Pino“ in den Ruhestand.

Potsdam - Giuseppe Riolo freut sich jetzt schon auf Weihnachten. Auf Silvester. Zum ersten Mal seit mehr als dreieinhalb Jahrzehnten in der Gastronomie wird er über die Feiertage für seine Familie da sein, für Frau Inna Hellmann und die zwei Kinder. „Ich habe immer gearbeitet. Jetzt gehe ich zwar nicht in Rente aber ich mache erstmal eine Pause und dann sehen wir weiter.“ Riolo, 64 Jahre alt, wird am 30. April 2019 seinen letzten Tag als Geschäftsführer im Il Teatro arbeiten. Am 1. Mai übernimmt seine Nachfolgerin, Sonja Moser aus Kärnten, Österreich. Es sei zuletzt recht schnell gegangen, auf Wunsch der Gastronomin aus Österreich, sagt Riolo, aber auch er wollte die Chance nutzen.

Die neue Chefin wird die eingespielte Mannschaft und die Karte zunächst behalten. „Es ändert sich für die Gäste nichts“, sagt Riolo etwas bescheiden. Denn er selbst, der Patrone, der vor 13 Jahren hier am Tiefen See alles in Gang brachte, der beinahe täglich vor Ort war, Gäste begrüßte und das Tagesgeschäft regelte, den wird es hier zumindest nicht mehr geben. Wenn ihm im Vorruhestand die Decke auf den Kopf fällt, wer weiß, dann wird er sich vielleicht was Neues, Kleines suchen. Etwas, das Spaß macht aber zu nichts verpflichtet. Am gestrigen Montag allerdings ruft noch die Pflicht, Papierkram, Büro, Inventur.

Eröffnung zusammen mit dem HOT

Viele seiner Gäste kennen Riolo als „Pino“, der in Potsdam zunächst 1995 das winzige „Pino“ in der Weinbergstraße eröffnete und dann 2006 das Il Teatro: Ein Mammutprojekt. Denn die alte Zichorienmühle sowie das angrenzende Gebäude in der Schiffbauergasse am Ufer des Tiefen Sees waren Ruinen. Riolo holt noch einmal alte Fotos hervor und zeigt, wie es damals aussah. In neun Monaten haben er und Investor Dirk Onnen damals alles instandgesetzt und im Zuge dessen den umliegenden, markanten Wintergarten angebaut. Blick aufs Wasser, gegenüber liegt der Babelsberger Park, Weltkulturerbe. Viel schöner geht’s auch in Italien nicht. Das Restaurant mit mehr als 200 Plätzen, alle kleineren Räume wie die Vinothek und den Salon Hagemeister dazugezählt, eröffnete zeitgleich mit dem Neubau des Hans Otto Theaters und lief von Anfang an gut. In der Berliner Vorstadt gab es wenig Gastronomie, in der Schiffbauergasse gar keine. Zu seinen Gästen zählte die Anwohnerschaft, Theaterbesucher, Politiker, Unternehmer. Und nicht wenige Prominente. Einmal kam Helmut Kohl, schon im Rollstuhl sitzend, einmal Kanzlerin Angela Merkel, von Matthias Platzeck eingeladen. Der habe nur einen Tisch bestellt und nicht gesagt für wen, sagt Riolo. Er weiß noch, wo sie saßen. Aber im Grunde seien Stammgäste wichtiger als ab und zu eine Berühmtheit. Stammgäste sind das täglich Brot.

Viel zugeschaut und ausprobiert

Riolo stammt von Sizilien, lebte als Jugendlicher einige Jahre mit der Familie in England und kam 1980 nach West-Berlin. „Ein Freund fragte, ob ich in seinem Restaurant helfen könnte“, sagt Riolo. Er begann als Bar-Mann, machte sich zwei Jahre später mit zwei Partnern selbstständig. Das Kochen lernte er nebenher. Indem er Küchenchefs zuschaute und viel ausprobierte. „Wenn es gut war, haben wir es auf die Karte genommen“, sagt er.

Von Anfang an legte er Wert auf höchste Qualität. Das kostet, findet aber in Potsdam seine Zielgruppe. Die Karte ist klein, dazu gibt es tägliche Angebote auf einer großen Tafel, die der Kellner zu den Tischen trägt. Daran mussten sich die Potsdamer erst gewöhnen. „Die Deutschen wollen immer Speisekarten so groß wie eine Bibel“, sagt Riolo mit einem Seufzer. „Ich hatte sechs Gerichte aber dafür war alles frisch.“ Das Besondere ist eine große Auswahl an frischem Fisch, die im Winterhalbjahr auf Eis in einer Vitrine ausgestellt sind, auch ein optisches Vergnügen. Gefragt auch Pasta aus dem Parmesanlaib mit Trüffeln. Pasta überhaupt, zum Beispiel Spaghetti aglio e olio – manchmal sind es die einfachen Dinge, die überzeugen, findet der Italiener. Auch eine gute Tomatensoße braucht nur fünf Zutaten, aromatische Tomaten aus Italien, Zwiebeln, Knoblauch, Olivenöl und Basilikum. „Und das richtige Gespür, wie lange es köcheln muss.“

Hilfe beim Start

Dass die Deutschen die italienische Küche so lieben, liege am guten gesunden Essen, viel Gemüse, viel Abwechslung, aber auch an der Atmosphäre und Gastgebermentalität. Immer nette Kellner und Brot und Oliven vorweg auf’s Haus, sagt Riolo, das finden die Deutschen gut.

Knapp 20 Angestellte arbeiten im Sommer im Il Teatro. Gegen Fachkräftemangel helfe, die Leute einfach zu behalten und auch in den Monaten zu bezahlen, in denen es mal nicht so gut läuft, sagt der Chef. Es sei schließlich auch wichtig, dass das Personal die Gäste kennt und weiß, wer wie begrüßt werden will oder lieber seine Ruhe möchte.

Die bekommt nun auch „Pino“. Zunächst wird er der neuen Chefin beim Einarbeiten helfen, dann hin und wieder seiner Frau, die das Assaggi am Luisenplatz führt. Einkäufe erledigen, wieder wie früher hinter der Bar stehen. Ansonsten freut er sich auf Zeit zum Golfspielen mit Freunden oder um endlich mal das Fahrrad rauszuholen und durchs Bornstedter Feld, wo die Familie wohnt, zu radeln.

Ein Abschied mit Drama soll es heute nicht geben. „Aber natürlich werde ich nicht einfach so ohne Emotionen rausspazieren. Ich habe das Ding hochgebracht und hatte hier 13 wunderbare Jahre. Man muss aber auch wissen, wann es Zeit ist, etwas abzugeben.“

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