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Landeshauptstadt: Neubau auf dem Kapellenberg

Siegerentwurf für russisch-orthodoxes Gemeindezentrum gekürt. Noch fehlt aber das Geld

Nauener Vorstadt - Der Wettbewerb für das seit Jahren geplante russisch-orthodoxe Gemeindezentrum ist entschieden. Das Potsdamer Architekturbüro van Geisten Marfels konnte die Jury mit seinem Entwurf überzeugen. Die Pläne sehen zwei dicht nebeneinander stehende halbkreisförmige Gebäude mit Flachdach und Holzfassade vor. Mitten im hochsensiblen Potsdamer Weltkulturerbe wird sich das neue Gemeindezentrum auf dem Kapellenberg optisch geradezu verstecken. Gesäumt von stattlichen Bäumen, am Rande des sogenannten Königlichen Gartens, nördlich der russisch-orthodoxen Kirche sollen die beiden Zweigeschosser errichtet werden. Der Bauplatz liegt im leicht abschüssigen Gelände des Kapellenbergs unterhalb der Kirche des heiligen Alexander Newskij, schätzungsweise knapp 100 Meter vom Gotteshaus entfernt.

Mit der Entscheidung für diesen Entwurf geht ein jahrelanges Ringen um Gestalt und Standort des geplanten Gemeindezentrums zu Ende. Ursprünglich wollte die russische Gemeinde ihr Haus an der Nedlitzer Straße Ecke Puschkinallee errichten. Doch das Landesdenkmalamt legte sein Veto ein, da die Behörde durch das Projekt das Weltkulturerbe in Gefahr sah. Doch mit dem neuen Entwurf ist man zufrieden: „Der Siegerentwurf fügt sich sensibel in den Landschaftsraum ein“, erklärte Landeskonservator Thomas Drachenberg auf PNN-Anfrage. Nach Angaben von Gemeindediakon Daniel Koljada waren auch die Unesco-Welterbe-Berater von Icomos an der Auswahl des Siegerentwurfs beteiligt.

Der Segen von höchster – irdischer – Stelle scheint dem Projekt nunmehr sicher zu sein. Eine weitere große Hürde ist allerdings laut Daniel Koljada, Sohn des Erzpriesters Anatolij Koljada, noch immer nicht genommen: Es fehlt am Geld. 75 Prozent der Finanzierung des Gemeindezentrums seien „komplett offen“, sagte Koljada am Sonntag. Nur für ein Viertel der geplanten Investitionssumme von 1,5 Millionen Euro habe man Eigenmittel und feste Zusagen von Sponsoren. Wegen der Krise zwischen Russland und der Europäischen Union könnten zwei russische Unternehmen ihre Spendenzusagen derzeit nicht einlösen, erklärte der Diakon. Wie man unter diesen Vorzeichen das nötige Geld zusammenbekommen wolle, sei im Moment unklar. Möglicherweise werde man einen Kredit aufnehmen. „Da müssen wir uns etwas einfallen lassen“, sagte der 40-Jährige. Trotz der ungelösten Finanzfragen zeigte sich Koljada am Sonntag zuversichtlich: „Es ist unser Wunsch, dass wir die Grundsteinlegung im nächsten Jahr feiern können.“ Der Grund und Boden für den Bauplatz gehöre der Stadt. Für die Nutzung des Areals wolle man Erbpacht zahlen, so der Diakon.

Den Siegerentwurf hält Koljada für gelungen. „Wir sind froh, dass ein Projekt den Wettbewerb gewonnen hat, das alle unsere Wünsche erfüllt.“ Es werde im neuen Gemeindezentrum einen Veranstaltungssaal mit 70 bis 100 Sitzplätzen geben. Zudem sei ein Raum der Begegnung für 50 bis 60 Menschen geplant. Eine Küche ist ebenfalls vorgesehen. Mit dem neuen Zentrum wird Koljada zufolge ein Tauf-Provisorium zu Ende gehen. Für die Taufe von Erwachsenen – die in der Russisch-Orthodoxen Kirche neben der häufigeren Kindertaufe möglich ist – habe man bislang nämlich kein vernünftiges Taufbecken. Der Taufritus wird in der Russisch-Orthodoxen Kirche durch Untertauchen des Täuflings vollzogen. Das Becken für die Kinder sei für Erwachsene zu klein. Da müsse man sich bislang mit komplizierten Provisorien behelfen. Im neuen Baptisterium, das im künftigen Gemeindezentrum vorgesehen ist, sollen mit dem größeren Becken dann auch Erwachsenentaufen problemlos möglich sein.

Laut Koljada hat die Gemeinde der Russisch-Orthodoxen Kirche des heiligen Alexander Newskij zu Potsdam rund 1000 registrierte Mitglieder. Hinzu kommen weitere Gläubige, die nicht offiziell dazugehören. Das historische Gotteshaus der Gemeinde mit seinen fünf markanten Zwiebelhauben wurde auf Anordnung von Friedrich Wilhelm III. in den Jahren 1826 bis 1829 errichtet. Die Kirche ließ der König – ebenso wie die Wohnhäuser in der Russischen Kolonie Alexandrowka – für aus Russland stammende Sänger eines Soldatenchores bauen.

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