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Landeshauptstadt: Neuanfang mit Bedingungen

Im Streit um die neue Synagoge macht der Förderverein ein Gesprächsangebot – Voraussetzung: Abkehr vom Haberland-Entwurf

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Erneute Wende im Streit um die neue Synagoge in Potsdam: Nun fordert auch der Förderverein das Land zu einer gänzlichen Abkehr vom bisherigen Entwurf des Architekten Jost Haberland auf. Der Verein sieht darin nach Aussage des Vorsitzenden Ulrich Zimmermann die einzige Chance für eine Einigung zwischen der Jüdischen Gemeinde Potsdam und der Synagogengemeinde. Bevor weiter über den Bau selbst gesprochen werden könne, müsse erst einmal Einigkeit über die Nutzung des Hauses herrschen, sagte Zimmermann den PNN. Die Debatten in der Vergangenheit hätten gezeigt, dass man so nicht weiterkomme. Eine Neuorientierung sei deshalb dringend notwendig.

Der Zwist um die Synagoge hält bereits seit Jahren an. Auslöser war der schlicht-moderne Entwurf des Berliner Architekten Haberland für das Eckgrundstück, der sich in einer Ausschreibung durchgesetzt hatte. Einigen Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde Potsdam war dieser zu wenig sakral, auch an der Raumaufteilung im Inneren gab es Kritik. Aus Protest gegen den Entwurf traten sie 2010 aus und gründeten die neue Synagogengemeinde. Seit April 2012 gibt es zudem den von Zimmermann geleiteten Synagogen-Förderverein Potsdam, der die Belange der Synagogengemeinde unterstützt und sich mit dem Bauverein Neue Synagoge, der den Haberland-Entwurf befürwortet, regelmäßig öffentliche Auseinandersetzungen liefert.

Doch damit soll nun Schluss sein, wie Zimmermann erklärt. Er will die Mitglieder des Bauvereins dazu auffordern, gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten. Sie seien eingeladen, „Vertrauen zu wagen und für eine gemeinsame Unterstützung des Projektes einzutreten“. Allerdings besteht der Förderverein darauf, dass das Land den Vertrag mit Haberland kündigt. Der Entwurf verstelle den Weg für einen offenen Dialog der beteiligten jüdischen Gemeinden, findet Zimmermann. „Ohne ein konsistentes Konzept für die gemeinschaftliche Nutzung einer Synagoge sind weitere Bauplanungen nicht sinnvoll.“

Das Land hält für den Bau der Synagoge rund 4,5 Millionen Euro bereit. Die alte Potsdamer Synagoge stand neben der Post am Wilhelmplatz (heute Platz der Einheit) . 1938 wurde sie von den Nationalsozialisten geschändet und die Gemeinde gezwungen, das Gebäude zu verkaufen. Während des Krieges wurde es durch Brandbomben zerstört. An der Schloßstraße soll nun endlich ein neues Gotteshaus für die Potsdamer Juden enstehen.

Doch als 2011 kurz nach dem ersten Spatenstich der Streit zwischen der alten und der neuen Gemeinde eskalierte, verhängte das Land einen Baustopp. Wissenschaftsstaatssekretär Martin Gorholt bemüht sich seitdem um eine Einigung und lädt die Beteiligten zu regelmäßigen Gesprächsrunden - die nächste ist für den 20. Februar angesetzt. Mehrfach hatte Gorholt betont, dass eine Einigung zwischen den beiden Parteien die Voraussetzung für den Neubau sei. Im Dezember hatte er einen Kompromissentwurf vorgelegt, allerdings erneut auf Basis des Haberland-Entwurfes. Ud Joffe, Vorsitzender der Synagogengemeinde, sprach sich bereits dagegen aus. Nun fordert auch Zimmermanns Verein eine endgültige Abkehr von Haberland.

Es bleibt abzuwarten, inwiefern sich Gorholt davon unter Druck setzen lässt. Allzu lange Zeit, das Projekt in trockene Tücher zu bringen, hat die Landesregierung nicht mehr. Schließlich sind die Gelder in der laufenden Legislaturperiode eingeplant, und diese endet 2014.

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