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Landeshauptstadt: Neonazi-Vorwurf: Potsdam Panthers unter Druck

Neuerliche Kritik der Antifa / Stadtpolitiker und Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ schalten sich ein

Die Antifa erhebt neue Neonazi-Vorwürfe gegen einen Leistungsträger des Cheerleader-Vereins Potsdam Panthers. Zugleich beschäftigt der Fall inzwischen auch Stadtpolitiker und das Aktionsbündnis „Potsdam bekennt Farbe“ – die Panthers geraten wegen ihres Umgangs mit den Vorwürfen zunehmend unter Druck.

Rückblick: Vor einer anderthalben Woche hatte die Gruppe „Antifaschistische Recherche Potsdam-Umland“ unter der Überschrift „Cheers for NS“ den Vorwurf erhoben, mit Mario Sch. hätten die Potsdam Panthers einen Sportler in ihren Reihen, der in der rechtsextremen Szene verwurzelt sei. Als Beleg für seine rechtsextreme Gesinnung veröffentlichte die Antifa Bilder von Sch., etwa bei Neonazi-Demonstrationen, die aber bereits drei und mehr Jahre alt waren. Dem Verein hielt die Antifa-Gruppe eine „gefährliche Toleranz“ vor, die zu einer „schleichenden Normalisierung von menschenverachtendem Denken und Handeln im Alltag“ führe. Das Dementi der Panthers folgte schnell: Sch. habe mit der rechtsextremen Szene „nichts mehr zu tun“, so ein Vorstandsmitglied nach einem Gespräch mit dem 27-Jährigen. Zwar habe man bei den Panthers gewusst, dass der Sportler vor einigen Jahren „Scheiße gebaut“ habe. Doch mit konkreten Aktivitäten sei Sch. im Verein nicht aufgefallen. Mario Sch., der zuletzt für den Verein den Landesmeistertitel Berlin/Brandenburg im Cheerleading holte, soll auch Jugendliche trainieren.

Wenige Tage nach dem Dementi legte die Antifa nach: Der Verein gehe mit der Angelegenheit „verharmlosend“ um und die Aussagen zu Sch. seien „unglaubwürdig“. So sei Mario Sch. auf seiner „Facebook“-Seite weiter mit mehreren Potsdamer Neonazis befreundet, darunter Sebastian G. oder Uwe M., laut Verfassungsschutz ein wichtiger Akteur im Land Brandenburg bei der Förderung von rechtsextremen Nachwuchsbands. Uwe M. habe noch im vergangenen November Sch. via „Facebook“ zu dessen Geburtstag gratuliert. Zudem verwies die Antifa-Gruppe auf ein Foto, dass Sch. im vergangenen Juni bei „Facebook“ veröffentlichte – auf dem Bild trägt er ein T-Shirt, auf dem das Logo der „Aryan Brotherhood”, einer rechtsextremen Gruppierung aus den USA, zu sehen ist. Jedoch ist Sch. nach PNN-Informationen zumindest seit 2008 nicht mehr kriminell in Erscheinung getreten – vorher soll er laut Ermittlerkreisen in mehr als 20 Fällen, teils als Täter, teils als Beteiligter, von der Polizei erfasst worden sein – etwa wegen rechtsextremen Propaganda-Delikten oder Körperverletzung.

Zu den neuerlichen Vorwürfen antwortete Sch. auf PNN-Anfrage, er werde sich nicht äußern. „Ich weiß aber, dass ich mit der Sache nichts mehr zu tun habe.“ Auch der Verein ist nicht mehr zu Stellungnahmen bereit, teilte Heike Niekisch vom Vorstand auf PNN-Anfrage mit: Dies geschehe „im Sinne unseres Vereins“.

Doch der Druck auf die Panthers wächst, sich mit Sch. auseinanderzusetzen. SPD-Chef Mike Schubert sagte den PNN: „In aller Vorsicht – aber sollten sich die Vorwürfe bestätigen, muss der Verein handeln.“ Auch Linke-Kreischef Sascha Krämer erwartet, sollten sich die Fakten bewahrheiten, „eine öffentliche Distanzierung des Vereins“ sowie eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Problem – „kein Schweigen“.

Das lokale Aktionsbündnis „Potsdam bekennt Farbe“, in dem Stadtverordnete, Polizei, Rechtsextremismusexperten, Vereine und auch der Stadtsportbund regelmäßig zum Thema Fremdenfeindlichkeit beraten, setzte das Thema Potsdam Panthers am Donnerstagabend auf die Tagesordnung. Ergebnisse des Treffens wurden bis Redaktionsschluss nicht bekannt.

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