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Naziaufmarsch in der Waldstadt: Vermummt und mit Fackeln

UPDATE. Potsdamer Neonazis haben sich - offenkundig anlässlich des Gedenktags der Reichspogromnacht 1938 - am späten Mittwochabend zu einem Fackelzug durch die Waldstadt formiert. Das bestätigte die Polizei am Donnerstagmorgen den PNN.

Potsdam - Sie kamen mit Fackeln und vermummt – und flüchteten unerkannt, als die Polizei anrückte: Potsdamer Neonazis sind am späten Mittwochabend, offenkundig anlässlich des Gedenktages zur Reichspogromnacht 1938, durch die Waldstadt II marschiert. Wie die Polizei mitteilte, hätten sich gegen 21.45 Uhr fast ein Dutzend Anrufer gemeldet, die einen Marsch von bis zu 50 Personen durch die Straßen Zum Jagenstein und Zum Kahleberg beobachtet hatten. Es seien rechtsradikale Parolen gerufen worden. Dazu hätten die vermummten Personen Fackeln getragen. Allerdings: Als die Polizei nach eigenen Angaben mit rund einem Dutzend Streifenwagen und einem 30-köpfigen Bereitschaftszug vor Ort eintraf, hatte sich der Marsch bereits aufgelöst. Bis Mitternacht hätten Polizisten nach Beteiligten gesucht, so die Polizei – ohne Erfolg. Nun werde vom Dezernat Staatsschutz wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt. Schon länger gilt die Waldstadt als Viertel, in dem sich Rechtsextremisten versuchen, nach und nach zu etablieren. Damit hatte sich zuletzt auch das Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ beschäftigt, in dem Politik, Initiativen der Zivilgesellschaft, Extremismusexperten und die Polizei sitzen (PNN berichteten). Die Neonazi-Strukturen in der Waldstadt würden erstarken, hieß es zuletzt in einem internen Protokoll des Bündnisses. Im Internet rühmten sich Potsdamer Neonazis zuletzt mit einzelnen Mini-Demos – in der Waldstadt, aber auch in Babelsberg –, bei denen sämtliche Teilnehmer weiße Masken vor die Gesichter gezogen hatten und auf einem Transparent gegen Demokraten hetzten. Auch in der Waldstadt wurden am Mittwochabend Hunderte Handzettel zur so genannten „Volkstod“-Kampagne gefunden, mit der rechtsextreme Propaganda gegen die Demokratie betrieben wird. Angesichts des Neonazi-Aufmarschs sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), es sei „verabscheuungswürdig“, so einen Fackelzug zum Tag des Gedenkens an die Reichspogromnacht durchzuführen. Das Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ werde sich bei seiner nächsten Sitzung am kommenden Dienstag erneut mit der Situation in der Waldstadt befassen. Optimistisch stimme ihn, so Jakobs weiter, dass sofort mehrere Bürger den Aufmarsch bei der Polizei gemeldet hätten. Das zeige, dass Rechtsextremisten auch in der Waldstadt mit Widerstand rechnen müssten.

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