zum Hauptinhalt
Lahmgelegt. Zwischen Waldstadt und Platz der Einheit wird der Tramverkehr unterbrochen.

©  Andreas Klaer

Nahverkehr: Stresstest für Bus- und Tramkunden

Der Ersatzverkehr für das unterbrochene Potsdamer Tramnetz verwirrt Fahrgäste. Der Bahnkundenverband fordert eine bessere Ausschilderung

Innenstadt - Fehlende Hinweisschilder und unklare Fahrtrichtungen: Der Ersatzverkehr für Potsdams unterbrochenes Tramnetz lief auch am Dienstag nicht ganz rund. Am Morgen waren die Bussteige am Potsdamer Hauptbahnhof voller Menschen. Nirgendwo ein Schild, wo genau der Schienenersatzverkehr abfährt. Nur an der Tramhaltestelle stand einsam ein Mann der Verkehrsbetriebe, der wenig zu tun hatte, da alle Pendler Richtung Busbahnhof liefen. An den Haltestellen die große Verwirrung: Wo fährt überhaupt der Schienenersatzverkehr ab? Als endlich ein Bus kommt, fragen sich die Pendler auf dem überfüllten Bussteig beim Einsteigen, wohin der wohl fahren wird. Keiner weiß es so genau. Die Ersatzbusse halten in beiden Richtungen am gleichen Bussteig. Als der Bus am Leipziger Dreieck Richtung Rehbrücke abbiegt, wird gestöhnt im Bus. Der Fahrer antwortet nur: „Das Fahrtziel steht doch vorne dran!“ Von der Haltestelle Friedhöfe ging es für die meisten zu Fuß zurück – das war schneller, als auf den nächsten Bus zum Bahnhof zu warten.

Für zwei Wochen ist das Potsdamer Straßenbahnnetz seit Anfang dieser Woche in ein Nord- und ein Südnetz geteilt. Die Tram ist zwischen Platz der Einheit und Waldstadt (Eduard-Claudius-Straße) unterbrochen, weil der Verkehrsbetrieb (ViP) an mehreren Schienenabschnitten baut. Damit ist der Potsdamer Hauptbahnhof nicht mit der Straßenbahn zu erreichen. Als Ersatz für die Trams fahren Busse. Bis auf die Linie 94 sind alle Potsdamer Tramlinien von der Unterbrechung betroffen. Wer vom Stern zum Bornstedter Feld fahren will, muss zweimal umsteigen.

Auch am Platz der Einheit ist es etwas unübersichtlich: Die Ersatzbusse vom Hauptbahnhof kommen auf der Ostseite des Platzes an und fahren auf der Westseite ab. Dort beantwortet am Dienstag ein ViP-Mitarbeiter in neongelber Weste die Fragen der Fahrgäste. Wie man denn dem Ersatzbus unterwegs ansehen könne, in welche Richtung er fährt? „Gute Frage“, sagt er. Auf dem Schild hinter der Frontscheibe des Busses stehen nur die beiden Endpunkte des Ersatzverkehrs, nicht jedoch in welche Richtung der Bus gerade fährt. Die Hinweise an den Tramhaltestellen sind dezent: Am Platz der Einheit/West ist auf der elektronischen Anzeigetafel zu lesen, dass die Linien 91,92 und 96 hier nicht abfahren. Wo sie abfahren, können die Fahrgäste an Aushängen an den Scheiben der Wartehäuschen herausfinden.

Der Verkehrsbetrieb hält die Informationen für ausreichend. An allen betroffenen Haltestellen seien Aushänge und zum Teil auch Plakate mit Informationen zur Unterbrechung der Tram und zum Ersatzverkehr angebracht, teilte der ViP mit. Auf Bahnsteig 1 und 2 am Hauptbahnhof stehe zusätzlich jeweils ein Aufsteller, ebenso am am Platz der Einheit/West und Nord. Allerdings räumt der ViP ein, dass in zwei der neun im Ersatzverkehr eingesetzten Busse das Fahrtziel nicht angezeigt wird. Stattdessen gebe es ein Schild in der Frontscheibe.

Beim Bahnkundenverband DBV zieht man eine gemischte Bilanz. Sowohl der Fünf-Minuten-Takt der Ersatzbusse als auch das Infopersonal vor Ort sei ausreichend, so der Potsdamer DBV-Sprecher Benjamin Karl. Auch die Durchsagen zum Ersatzverkehr in den Trams seien verständlich und informativ. Defizite sieht er vor allem bei der Ausschilderung. So sei die Abfahrtstelle der Ersatzbusse an der Eduard-Claudius-Straße hinter den dort stehenden Bäumen versteckt. „Die ist schwer zu finden“, so Karl. Auch am Platz der Einheit bemängelt er den fehlenden Sichtkontakt zwischen der Haltestelle der Ersatzbusse und der Abfahrtstelle der Trams in Richtung Kirschallee oder Viereckremise. Das Umsteigen wäre einfacher, wenn die Ersatzbusse dort hielten, wo auch der Linienverkehr stoppe. es/mar

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false