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Beim Warnstreik bleiben die Busse im Betriebshof der Potsdamer Verkehrsbetriebe stehen.

© Soeren Stache/dpa

Nahverkehr in Potsdam: Bahnkundenverband kritisiert Gewerkschaft und Stadt

Im laufenden Tarifstreit kritisiert der Bahnkundenverband die Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi. Aber auch den Arbeitgebern inklusive der Stadt wirft er Versäumnisse vor.

Potsdam - Im laufenden Tarifstreit im öffentlichen Dienst übt der Bahnkundenverband deutliche Kritik - und zwar an beiden Seiten. "Für die Nutzer des Nahverkehrs wird erkennbar, dass es die Politik (Arbeitgeberseite) und zum Teil auch die Arbeitnehmerseite (Gewerkschaften) nicht konsequent mit einer Verkehrswende meinen", teilte der Bahnkunden-Verband Potsdam-Mittelmark am Mittwoch mit. "Ärgerlich ist für den gesamten öffentlichen Dienstleistungsbereich die Haltung der Politik, nach dem Loben in Corona-Hochzeiten nur mit Minimalangeboten in die Verhandlungen zu gehen."

Wie berichtet finden am Donnerstag und Freitag in Potsdam Verhandlungen zwischen den öffentlichen Arbeitgebern und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi statt. In den vergangenen Wochen hat es bereits mehrere Warnstreiks gegen, darunter auch beim Potsdamer Verkehrsbetrieb. Die Arbeitgeber haben für die bundesweit knapp 2,5 Millionen Beschäftigten insgesamt 3,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt in drei Jahresstufen angeboten - das heißt pro Jahr dürfte nicht viel mehr als ein Inflationsausgleich für die Beschäftigten dabei herausspringen. Darüber hinaus gibt es Streit über die Angleichung von Gehältern im Osten an die im Westen und über Fragen der Eingruppierung.

Der Bahnkundenverband sieht ein grundsätzliches Problem: Es brauche "endlich eine bessere Finanzierung des Nahverkehrs!" Auch die Stadt Potsdam sei dabei gefragt. Wie berichtet kann sich auch der Potsdamer Verkehrsbetrieb nicht aus seinen Ticketeinnahmen finanzieren. Das Defizit wird durch einen Millionenzuschuss aus der Stadtkasse und eine Quersubventionierung im Stadtwerkeverbund gedeckt. 

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Streikdauer zu Lasten der Fahrgäste erweitert

Auch mit der Gewerkschaft ist der Bahnkundenverband unzufrieden: "Verdi muss sich fragen lassen, warum man seit Jahren die Dauer des Warnstreiks zu Lasten der Fahrgäste ausdehnt", hieß es. Früher sei in den Morgen- oder Abendstunden gestreikt worden, heute einen halben oder ganzen Tag. "Damit verliert man die Zustimmung in der Bevölkerung." Eigentlich folge eine Mehrheit der Fahrgäste zustimmend jedem Streik, so der Verband. "Verdi sollte durchaus andere Streikmöglichkeiten als Ausdruck des Protestes suchen."

Außerdem reagierte der Bahnkundenverband auf die jüngste Kritik der Gewerkschaft an der Vergabe von Buslinien an private Subunternehmer. Wie berichtet hatte Verdi-Verhandlungsführer Brandenburg Jens Gröger den PNN gesagt, er mache sich Sorgen, wenn die Vergabe an private Unternehmen größere Ausmaße annehme. Anlass war die Vergabe von rund einem Viertel der Fahrplankilometer im Busnetz durch den Potsdamer Verkehrsbetrieb an mehrere private Unternehmen. Deren Fahrer müssten ihren schlechteren Verdienst oft durch Mehrarbeit ausgleichen. Die Entscheidung zeige, dass beim Verkehrsbetrieb Personal fehlt, um alle Buslinien selbst zu befahren

Das sieht auch der Bahnkundenverband ähnlich: "Durch fehlende Finanzen und fehlendes Personal beim ViP ist sie gar nicht in der Lage, das gesamte Angebot alleine zu fahren." Allerdings weist er darauf hin, dass im Aufsichtsrat der Verkehrsbetriebs auch Arbeitnehmervertreter säßen, denen die Entscheidung schon lange bekannt gewesen sein müsste.

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