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Intercitys der Deutschen Bahn halten künftig auch im Land Brandenburg.

© dpa

Landeshauptstadt: Nächster Halt in sieben Jahren

Erst ab Dezember 2022 soll der Intercity wieder in Potsdam stoppen. Der ICE kommt aber auch dann nicht

Potsdam wird auch in den nächsten sieben Jahren als einzige Landeshauptstadt vom Fernverkehr der Deutschen Bahn weitgehend abgekoppelt sein. Erst dann plant die Bahn, wieder Intercitys am Potsdamer Hauptbahnhof halten zu lassen. Ein ICE-Stopp, wie es ihn bis zum Jahr 2005 in Potsdam gab, ist auch dann nicht vorgesehen. Ab Dezember 2022 soll es ab Potsdam im Zwei-Stunden-Takt eine Direktverbindung nach Hannover geben.

Der bisher lediglich einmal täglich verkehrende Intercity von Cottbus über Magdeburg nach Norddeich soll dann häufiger in Potsdam halten. Früher könne die Stadt nicht an das Fernbahnnetz angeschlossen werden, weil der Bahn noch die dafür vorgesehenen neuen doppelstöckigen Züge fehlen, sagte ein Bahnsprecher auf PNN-Anfrage. Andere Verbindungen kommen deutlich eher in den Genuss der neuen Fahrzeuge: Schon Ende dieses Jahres sollen sie zwischen Dresden und Köln sowie zwischen Leipzig und Emden eingesetzt werden.

Die Ankündigung einer neuen Anbindung für Potsdam gehört zur „größten Kundenoffensive in der Geschichte des DB-Fernverkehrs“, wie es die Bahn nennt. Bis 2030 will sie das Angebot im Fernverkehr um 25 Prozent ausbauen und alle Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern an das Netz anschließen. Damit will die Bahn im Konkurrenzkampf mit Auto, Bus und Flugzeug punkten, teilte das Staatsunternehmen am Mittwoch nach seiner Aufsichtsratssitzung in Berlin mit.

Um seine Ausbaupläne umzusetzen, will die Bahn unter anderem das Intercity-Netz deutlich erweitern. Dafür sollen bis zum Jahr 2030 insgesamt 120 neue Doppelstockzüge die bisherigen IC-Reisezugwagen komplett ablösen. Neben Potsdam sollen auch Cottbus und Brandenburg an der Havel in das neue Netz integriert werden. Durch umsteigefreie neue Verbindungen wie Hannover-Potsdam hoffe die Bahn auf eine Verdopplung der Zahl der Bahnreisenden.

In Potsdam rief die Ankündigung der Bahn kritische Reaktionen hervor. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) freute sich über die Ankündigung, dass Potsdam zu den Städten gehört, die im neuen IC-Netz im Zwei-Stunden-Takt angefahren werden sollen. „Wir fordern das schon seit vielen Jahren“, so Jakobs. Leider greife das neue Konzept der Bahn in Potsdam erst im Dezember 2022. „Das hätten wir uns schon etwas früher gewünscht.“ Jakobs fordert deshalb eine direkte Verbindung der Regionalbahn vom Potsdamer Hauptbahnhof nach Spandau. Dort verkehren derzeit die ICE- und IC-Züge in Richtung Hannover und der Rheinmetropolen in dichtem Takt.

Unzufrieden zeigte man sich am auch im brandenburgischen Infrastrukturministerium. Die Bahn habe dem Drängen der Länder endlich nachgegeben, mal wieder etwas für den Fernverkehr zu tun. „Wir würden uns aber wünschen, dass künftig auch der ICE wieder in Potsdam hält. Sieben Jahre schmälert natürlich etwas die Freude“, sagte Sprecher Michael Brentrup den PNN.

Deutliche Kritik äußerte am Mittwoch der Bahnkundenverband DBV. „2022 ist natürlich arg spät“, so Sprecher Karsten Müller. Er fühle sich von der Bahn verschaukelt. Müller zweifelt außerdem an der Umsetzung der Pläne. „Das ist eine reine Willensbekundung“, so Müller. Ein Wechsel an der Bahnspitze könne alles wieder ändern. Müller forderte von der Landesregierung, bei der Bahn Druck für eine frühere Anbindung zu machen.

Für Potsdamer Bahnkunden setzt sich mit den Bahnplänen die Abhängigkeit von der Anbindung über Berlin bis 2022 fort. Der Weg dahin kann auch schon mal etwas länger dauern. So wird die Stadtbahnstrecke, über die auch die Regionalexpresslinien 1 und 7 fahren, vom 24. August bis 23. November für den Fern- und Regionalverkehr gesperrt. (mit mat)

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