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„Nacht der Freiheit“ in Potsdam: Laute Beats und Mantren

Bei der „Nacht der Freiheit“ feierten am Samstagabend verschiedene Kulturen, Religionen und Generationen gemeinsam auf dem Bassinplatz.

Laut dröhnen die Beats aus den Boxen auf dem Bassinplatz. Die jungen Männer vor der kleinen Bühne lassen sich von der Musik treiben und tanzen, die Arme beim Nachbarn eingehakt, fröhlich und ausgelassen zu den arabischen Klängen. Lachend und mit den Füßen und Hüften wippend stehen viele Menschen um die Gruppe. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Kulturen und Religionen. Alle klatschen gemeinsam fröhlich im Takt. Am Samstag machte die syrische Tanzgruppe des Vereins „Mosaikstein“ bei der „Nacht der Freiheit“, die im Rahmen des Themenjahres „Stadt trifft Kirche“ stattfand, Stimmung. Bei der Veranstaltung stellten sich verschiedene Potsdamer Religionsgemeinschaften und Vereine wie die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Vertreter der Katholischen und Evangelischen Kirchen, die Bahá'í oder Schwestern der Buddhistischen Klosterschule vor. Es wurde zusammen gebetet und gefeiert. Das Fest lockte viele Besucher an. Gezählt wurde nicht, doch sei die Veranstaltung sehr gut angenommen worden, sagte der Organisator und Stadtkirchenpfarrer Simon Kuntze.

„In der Landeshauptstadt hat die Toleranz eine lange Tradition“, sagte Dieter Jetschmanegg, Fachbereichsleiter für Kommunikation, Wirtschaft und Beteiligung im Rathaus, in seiner Eröffnungsrede. Es gehe darum, den anderen zu akzeptieren und Unterschiede zu tolerieren. Die „Nacht der Freiheit“ diene dazu, das friedliche Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen und Religionen zu feiern und den gemeinsamen Dialog zu suchen.

Nagelkreuzpfarrerin hält einen jazzigen Gottesdienst

Auf der Bühne vor der katholischen St. Peter und Paul Kirche werden den ganzen Abend Gebete ausgesprochen und viel Musik gespielt. Gleich zu Beginn hält Cornelia Radeke-Engst, Pfarrerin in der Nagelkreuzkapelle der Garnisonkirche, zu Gitarrenklängen und sanften Trommelschlägen einen jazzigen Gottesdienst. Sie redet viel von Freiheit. Freiheit die Mut brauche, um dafür einzustehen. Und dass Freiheit auch immer die Freiheit des Andersdenkenden bedeute – ein Zitat von Rosa Luxemburg.

Wenig später rezitieren drei buddhistische Schwestern in ihren orange-roten Gewändern Mantren in melodischer Form. An ihrem Infostand gibt es farbenfrohe Taschen, Schmuck, Gebetsperlen und kleine Buddha-Figuren. „Auf einem öffentlichen Platz ist es viel einfacher, den ersten Kontakt zu knüpfen, da die meisten sicherlich nicht ins Kloster gehen würden“, sagt Schwester Sherab Kunsang. Die Veranstaltung findet die junge Frau wichtig: „Es ist gut, wenn Menschen mehr Kontakt zu Religionen, zum Buddhismus bekommen und sich ohne Druck informieren können.“

Das Fest ist eine Begegungsmöglichkeit

Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit lädt zum Quiz über ihren Verein und den jüdischen Gemeinden ein. Bei den Bahá'í können Besucher an die Äste eines gezeichneten Baums ihre Wünsche für die Welt mit Zetteln befestigen. „Wir führen hier sehr schöne Gespräche“, sagt Bahá'í -Gemeindemitglied Nora Noltenius. „Ich glaube es wäre schön, wenn solche Veranstaltungen noch weiter gehen. Das man über die Toleranz hinaus zusammen arbeitet und Freundschaften miteinander schließt.“

Neben den religiösen Gemeinschaften sind auch nichtreligiöse Vereine vor Ort, wie der Verein Neues Potsdamer Toleranzedikt oder der Deutsche Freidenker-Verband. Beim Stand der Freidenker können die Besucher ein Religionsquiz machen und raten, welche Vorstellungen und Leitgedanken zu welcher Religion gehören oder ob sie dem Humanismus zuzuordnen sind. „Das ist tatsächlich sehr spannend für uns. Viele Religionen ähneln sich tatsächlich sehr und eigentlich sind das alles Werte des Humanismus“, sagt Liana Blank, die stellvertretende Vorsitzende des Vereins. Die Gespräche mit den Menschen seien auch eine Herausforderung. „Man muss es aushalten, dass es unterschiedliche Meinungen gibt.“

Gegen den Hunger hilft ein Besuch bei den vielen freiwilligen Helfern des Begegnungscafés, die syrische und iranische Gerichte, wie verschiedene Reisspeisen oder gebackene und frittierte Taschen mit verschiedenen Füllungen anbieten. Doch das Essen ist eigentlich zweitrangig, wie Pfarrer Berhard Fricke, der die Flüchtlingsarbeit im Kirchenkreis Potsdam koordiniert, findet. „Es hat sehr viel Spaß gemacht, gemeinsam zu kochen und mit all den Leuten ins Gespräch zu kommen“, sagt er. Das Fest sieht er als Begegnungsmöglichkeit. „Wir wollen nicht nur mit Religionen sondern auch mit allen anderen, auch den säkularen Gruppen, ins Gespräch kommen und dass man sich gegenseitig kennenlernt“, betont der Flüchtlingspfarrer.

Sarah Stoffers

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