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Gottvertrauen. Joachim Zehner war bis 2018 Superintendent des Kirchenkreises Potsdam.

© Manfred Thomas

Nachruf: Vom Glauben gehalten

Joachim Zehner, der frühere Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Potsdam, ist am Samstag im Alter von 62 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Der Tod ist Teil unseres Lebensweges, Ausdruck der Endlichkeit, doch auch ein Stachel zur Demut. Joachim Zehner, der von 2008 bis 2018 Superintendent des Kirchenkreises Potsdam und zugleich Pfarrer an der Friedenskirche Sanssouci war, sprach während seiner seit sieben Jahren andauernden schweren Gehirntumorerkrankung immer wieder davon, dass er keine Angst vor dem Sterben habe. Sein tiefer Glaube war ihm ein Halteseil, gespannt durch das Leben, das zur Gewissheit führt, dass der Tod nicht das Ende bedeutet. Er ist ambivalent. Jeder Tag des Lebens wird dadurch kostbar und stellt es immer wieder in Frage.

Seine schwere Krankheit ertrug er mit Geduld und Hoffnung

An den fünf Operationen, die Joachim Zehner über sich ergehen lassen musste, verzweifelte er jedoch nicht. Er hat sie mit Geduld und Hoffnung ertragen. Dabei blieb er ein fröhlicher Mensch, der andere auch während des langwierigen Sterbeprozesses zu trösten vermochte. Am Samstag ist Joachim Zehner in den Vormittagsstunden im Hospiz auf Hermannswerder gestorben. Er wurde nur 62 Jahre alt.

Nach Buchhändlerlehre und Kibbuz-Aufenthalt folgte Theologiestudium

Für den in Darmstadt Geborenen und in einem Juristenhaushalt Aufgewachsenen stand der Berufswunsch Pfarrer zunächst nicht im Fokus. Buchhändler wollte Joachim Zehner werden. Und er wurde es auch. Anschließend ging er, die Familie wohnte nun in Westberlin, nach Israel, lebte und arbeitete in einem Kibbuz. Diese Zeit war ausschlaggebend für sein späteres Studium der Theologie an der traditionsreichen Universität in Tübingen. Dort wurde der renommierte Theologe Eberhard Jüngel sein Doktorvater. Der gab seinen Studenten auf ihrem zukünftigen pastoralen Weg den Hinweis, dass sie bei der Verkündigung der frohen Botschaft zwar auch wissenschaftlichen Erkenntnisse in Sachen Theologie nicht außer Acht lassen dürfen. Sie solle vor allem verständlich sein.

Nach seiner Habilitation ging Zehner 1999 als Pfarrer an die Georgenkirche und zwei weitere Gemeinden nach Frankfurt an der Oder. Die Kirchenleitung Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz verband damit den Auftrag, dass er die Theologie an der Universität Viadrina mit aufbauen und das Ökumenische Europa-Centrum stärken sollte.

Die wachsende Zahl der Kirchenaustritte beschäftigte Zehner

Fast ein Jahrzehnt später nahm er nochmals neue Herausforderungen an. Mit seiner Frau Christa und den Zwillingen zog er nach Potsdam, um das frei gewordene Amt eines Superintendenten des Kirchenkreises anzutreten. In seiner Predigt zur Einführung in der Friedenskirche ermunterte er damals die evangelischen Christen in Potsdam zu mehr Selbstbewusstsein. Das Wort von der Freude in Gott, das unsere Stärke ist, wurde zum Zehners Leitsatz als Pfarrer und Superintendent. Doch musste er auch erfahren, dass Leitungsaufgaben im Kirchenkreis nicht nur sonnige Stunden bereit halten. Zehner musste in seiner Amtszeit Missbrauchsvorwürfe gegen einen Pfarrer klären. Und den Wechsel der Kirchengemeinde Werder (Havel) von Potsdam nach Brandenburg-Mittelmark auf die Bahn bringen.

Auch die wachsende Zahl der Kirchenaustritte beschäftigten ihn. An so manchen Tagen saß er in der Wiedereintrittsstelle des Kirchenkreises in der St. Nikolaikirche und freute sich auf Zeitgenossen, die den Weg wieder in die evangelische Kirche fanden. So manches gute Gespräch führte er mit Besuchern.

Er gab Impulse für das Neubaugebiet Krampnitz

Überhaupt war die Seelsorge sein großes Thema. Das Projekt „Kirche für Einsteiger“, das über zentrale Fragen des christlichen Glaubens informiert, gehörte zum Mittelpunkt seiner Aufgaben. Für den Wiederaufbau der Garnisonkirche, als Ort der Versöhnung, setzte er sich ebenfalls engagiert ein. In den vergangenen Wochen nahm er, noch im Rollstuhl sitzend, an einer Friedensandacht auf der Turm-Baustelle teil. Obwohl schwer krank, ließ Zehner sich nach seiner Superintendenten-Zeit noch als Pfarrer im Kirchenkreis Falkensee einführen. Dem Aufbau von seelsorgerlichen und sozialen Diensten vor allem im Neubaugebiet Krampnitz hat er Impulse gegeben.

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) würdigte Joachim Zehner am Sonntag für dessen leidenschaftlichen Einsatz für die Stadt Potsdam. Potsdam verliere „eine große Persönlichkeit“. Zehner habe seine Überzeugungen immer offen, glaubhaft und fair vertreten, so Schubert.

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