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Nachruf: Unbestechlich und voller Humor

Der Theaterschiff-Begründer Wilfried Mattukat ist tot.

„Ab einem bestimmten Alter sollte man sich von solch einer verantwortungsvollen Arbeit zurückziehen. Der Zeitpunkt ist gekommen.“ Das sagte Wilfried Mattukat 2007, als er mit 63 Jahren die Leitung des Theaterschiffs in jüngere Hände legte. Es fiel ihm nicht leicht, schließlich hatte er die Stadt-Spiel-Truppe selbst aufgebaut und 14 Jahre lang betreut. Mit seinen Spielern inszenierte er über 30 Stücke aus Klassik und Moderne: immer mit Witz und Ironie, oft auch mit einem Schuss Tragik unterlegt. Am vergangenen Mittwoch ist Wilfried Mattukat, der Begründer des Theaterschiffs „Sturmvogel“, im Alter von 70 Jahren verstorben.

Bis 1991 war Wilfried Mattukat am Hans Otto Theater engagiert. So manche Inszenierung, die er dort auf die Bühne brachte, ist im Gedächtnis geblieben, vor allem seine furiose Inszenierung „Amadeus“ von Peter Shaffer mit Jörg Schüttauf in der Hauptrolle. Seine satirisch zugespitzte Inszenierung „Revisor oder Katze aus dem Sack“ von Jürgen Gross, von der sich die Potsdamer Stadtoberen vorgeführt fühlten, wurde Anfang 1989 nach drei Aufführungen verboten.

1992 sagte Mattukat dem professionellen Theater Adé und wagte sich in die Unsicherheit der freien Szene. Zur 1000-Jahr-Feier Potsdams inszenierte er manch munteres Spektakel und lebte sein schon biografisch begründetes Interesse an Preußen nun auch künstlerisch aus. Um die Geschichte auf die Straßen und Plätze Potsdams zu bringen, bedurfte es natürlich einer zugkräftigen Schauspiel-Crew. Den Stamm fand er in der kirchlich gebundenen Theatergruppe „Andorra“. Andere kamen dazu, die im Schnelldurchlauf in Tanz, Bewegung und Stimme geschult wurden. „Nach der Stadttheaterzeit hatte ich Lust, etwas Neues zu probieren, nämlich Theater mit Leuten zu realisieren, die unvoreingenommen, mit Spontaneität, Neugierde und jugendlichem Schwung sich diesem Medium nähern“, sagte er in einem Gespräch.

Der Tod des schwer an Parkinson erkrankten Theatermanns, der mit der Schauspielerin Gisela Leipert verheiratet war und zwei Kinder hinterlässt, erfüllt auch das heutige Ensemble des Theaterschiffs mit Betroffenheit. „Wir trauern um einen besonderen Menschen, dessen unbestechliche Liebe zum Theater, Menschlichkeit, Geradlinigkeit und Humor uns unvergessen bleiben werden“, ist in einer Mitteilung zu lesen.

Heidi Jäger

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