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Defa-Trickspezialist Erich Günther.

© Manfred Thomas

Nachruf: Trick-Spezialist Erich Günther ist tot

Nicht nur die Trick-Katze aus "Moritz in der Litfaßsäule" machte ihn berühmt: Der Kleinmachnower Defa-Animationskünstler ist mit 97 Jahren verstorben. 

Potsdam - Ob die sprechende Katze aus der Litfaßsäule, das aufmüpfige Schulgespenst oder die tanzende Teetasse: Generationen von Kindern sind mit den animierten Figuren des Kleinmachnower Trickkameramanns Erich Günther aufgewachsen, der vor allem Defa-Kinderfilme mit seinen Einfällen prägte und ihnen eine besondere Note verlieh. An 60 Produktionen wirkte er mit, darunter „Moritz in der Litfaßsäule“, „Ein Schneemann für Afrika“ und „Die Geschichte vom goldenen Taler“. Am 30. April ist Erich Günther mit 97 Jahren in einem Berliner Krankenhaus verstorben.
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Günther stammte aus Gittersee bei Dresden, wo er am 25. Dezember 1923 geboren wurde. Menschen zum Staunen zu bringen, war sein liebstes Ziel: Schon als junger Mann unterhielt er seine Freunde mit Zaubertricks. 1941 machte er eine Ausbildung zum Maschinenschlosser, ab 1952 war er Kameraassistent bei der Defa, ab 1955 auch Kameramann. 

Nachdem er im DDR-Kinderfilm „Konzert für Bratpfanne und Orchester“ 1976 eine Teetasse im Stop-Motion-Verfahren zum Leben erweckt hatte, wurde Regisseur Rolf Losansky auf Günther aufmerksam und engagierte ihn für „Ein Schneemann für Afrika“. Danach arbeitete die beiden bei fast allen Losansky-Filmen zusammen, auch beim bekanntesten Werk „Moritz in der Litfaßsäule“. Die sprechende Katze wurde als Kombinationstrick animiert, also zusammen mit realen Schauspielern – eine Spezialität des Kameramanns. „Ich wollte das Unmögliche möglich machen“, sagte Günther über sich.
Von 1982 bis 1990 war er Leiter des Animationstricks bei der Defa. Bis ins hohe Alter arbeitete er an Filmen mit und war Lehrbeauftragter an der Babelsberger Filmhochschule. Günther sei ein Tüftler gewesen, der in einem Zuge mit Kameramännern wie Guido Seeber, Eugen Schüfftan und Ernst Kunstmann genannt werden müsse, sagt Uwe Fleischer, Potsdamer Film-Urgestein und Filmkoordinator am Babelsberger Filmgymnasium: „Immer, wenn ich in unserem Kino im Mediencampus die alten Filme raushole, erzählen die Schüler, dass es die Lieblingsfilme ihrer Großeltern oder Eltern waren."

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