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Horst Müller bei einem Festkonzert der Singakademie im Nikolaisaal 2012.

© Manfred Thomas

Nachruf auf Horst Müller: Trauer um Potsdamer Chorlegende

Der ehemalige Dirigent der Singakademie, Horst Müller, ist im Alter von 86 Jahren verstorben. Er wirkte jahrzehntelang für das Musikleben Potsdams. Ein Nachruf. 

Potsdam - Horst Müller war im Potsdamer Musikleben eine feste Größe. Fast 60 Jahre lang. Am 12. September ist Host Müller nach schwerer Krankheit im Alter von 86 Jahren verstorben.      

Dem gebürtigen Babelsberger, in dessen Elternhaus die Musik keine wesentliche Rolle spielte, wurden in seiner Entscheidung, Dirigent zu werden, keine Steine in den Weg gelegt. Der Vater, ein Lehrer, kaufte ihm sogar ein Klavier. Horst Müller ging an die Berliner Musikhochschule und erfüllte sich nach dem Studium seinen Traum: Er wurde Dirigent, vor allem Chordirigent. Nach dem Weggang des legendären Karl Landgrebe übernahm er 1958 den Madrigalkreis Potsdam. Elf Jahre später führte er den Chor in die Singakademie, in der nicht nur der Große Chor, sondern auch ein Kinder- und Jugendchor und schließlich ein Kammerchor für das a-cappella-Repertoire etabliert wurden. Ohne sein 33-jähriges Wirken ist die Entwicklung und die Ausstrahlung, die die Singakademie genommen hat, nicht vorstellbar.

Feines Gehör und feiner Mensch

Horst Müller beherrschte nicht nur die große Kunst, Sängerinnen und Sänger seiner Chöre zu motivieren, er besaß auch ein feines Gehör, das es ihm ermöglichte, die Stimmen wunderbar auszubalancieren. Er war ein Chorleiter, der nicht nur auf die führenden Stimmen achtete und sich bei Mittelstimmen mit pauschaler Sauberkeit zufrieden gab. In allen Stimmen versuchte er die gleiche Genauigkeit in Rhythmus und Intonation zu erzielen, was oftmals zu einem durchsichtigen und zugleich vollen Chorklang führte. Gewissenhaft, verantwortungsvoll, gleichzeitig aber auch zielstrebig wie kameradschaftlich war die sorgsam vorbereitete Probenarbeit.

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Ein breites Repertoire der Chorsinfonik hat er mit dem Großen Chor einstudiert und aufgeführt, Werke unter anderen von Bach und Mozart, Beethoven, Mendelssohn Bartholdy, Schumann, Brahms oder Bruckner, Fauré und Gounod, Orff, Schostakowitsch  und Hanns Eisler. Oftmals hat er den Laiensängerinnen und -sängern den Weg zu unbekannter und ungewohnter Chormusik des 20. Jahrhunderts geebnet. Da waren teilweise hohe Anforderungen zu bewältigen, doch sie waren getragen von gegenseitigem großem Vertrauen. So konnte er die Aufführungen zu beeindruckenden Erlebnissen für die Mitwirkenden – inklusive Orchester und Solisten vorrangig aus der Region – sowie für die Zuhörerinnen und Zuhörer führen. Sie waren nicht nur in Potsdam, in einer Musikstadt, die bis zum Jahr 2000 keinen Konzertsaal beherbergte, zu finden, sondern auch dort, wo der Chor Gastspiele gab, sei es im lettischen Riga, im ungarischen Debrecen, in Paris, Prag, Jena, Gotha oder in Frankfurt (Oder).

Preisträger des Georg-Friedrich-Hängel-Rings

Horst Müller war mit Leib und Seele Pädagoge. An der Berliner Musikhochschule „Hanns Eisler“ hat er jahrzehntelang bis zum Eintritt in den Ruhestand und darüber hinaus das Fach Chordirigieren gelehrt und sich stets um den professionellen Nachwuchs gekümmert.  Einer seiner Studenten war Edgar Hykel, der erfolgreich nach Horst Müllers Abschied von der Singakademie sein Nachfolger als künstlerischer Leiter wurde.

Gekrönt wurde das Lebenswerk Horst Müllers im Jahr  2000 mit dem vom Verband Deutscher Konzertchöre verliehenen „Georg-Friedrich-Händel-Ring“. Der Ring gilt als eine der höchsten Auszeichnungen auf dem Gebiet der Chormusik, die alle vier Jahre an einen besonders verdienten Dirigenten verliehen wird. 

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