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Bibliothekar Niko Schachner in der neuen Bibliothek der Dinge. 

© Andreas Klaer

Nachhaltigkeit in Potsdam: Ein Akkuschrauber aus der Bibliothek

Die Stadt- und Landesbibliothek am Platz der Einheit verleiht jetzt auch Gegenstände des täglichen Bedarfs. Hinter dem kleinen Projekt steckt eine große Idee.

Potsdam - Was tun, wenn man für das Wochenende einen Tischtennisschläger benötigt, aber gerade keinen zur Hand hat? Nicht alles sollte man kaufen müssen, dachte sich Marion Mattekat, Direktorin der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam (SLB) und startete ein neues Projekt. In der „Bibliothek der Dinge“ können fortan verschiedene Gegenstände ausgeliehen werden.  

Insgesamt stehen 35 Objekte aus unterschiedlichen Bereichen zur Auswahl. Darunter sind praktische Geräte wie ein Akkuschrauber oder ein Aktenvernichter, aber auch ausgefallenere wie etwa ein Mikroskop oder ein Kamishibai, ein japanisches Papiertheater. Es gibt einen Katalog, der über die Eigenschaften informiert und zeigt, wo genau welches Teil zu finden ist. 

Teilen statt Kaufen

Ausgesucht hat die Gegenstände der Diplombibliothekar Niko Schachner. “Es sind vor allem Dinge, die man nur selten braucht”, sagt er. Anstatt sofort ins Geschäft zu gehen oder online zu bestellen, könne man zum Beispiel ein neues Gerät ausprobieren und die Kaufentscheidung danach treffen. Damit greift das Konzept den aktuellen Trend der “Sharing Economy” (Wirtschaft des Teilens) auf. Dieser Begriff bezeichnet eine gemeinschaftliche Nutzung von Gütern, etwa durch Teilen, Tauschen, Leihen oder Mieten. Rund um die Welt begeistern sich immer mehr Menschen für diese Idee, mit der sie oft eine konsumkritische Einstellung verbinden.

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Eröffnet wird die ungewöhnliche Bibliothek passenderweise zur Europäischen Nachhaltigkeitswoche. „Etwas auszuleihen anstatt es zu kaufen, ist ein wichtiger Aspekt von Nachhaltigkeit“, sagt Mattekat. „Das ist nicht nur kostengünstig, sondern schont auch die Umwelt und ihre begrenzten Ressourcen.“ 

Badmintonschläger, Fensterputzer und Akkuschrauber gibt es künftig in der Bibliothek.
Badmintonschläger, Fensterputzer und Akkuschrauber gibt es künftig in der Bibliothek.

© Andreas Klaer

Die Bibliotheksdirektorin möchte mit den verliehenen Gegenständen kein Geld erwirtschaften, sondern dem Gemeinwohl dienen. Denn wenn weniger gekauft werden, gibt es auch weniger Müll. Jeder Nutzer ab 16 Jahren kann die Gegenstände kostenlos leihen. 

Das Konzept gibt es bereits in zahlreichen anderen Städten wie zum Beispiel Tel Aviv, London, Toronto oder Wien. Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) hat 2016 eine solche Bibliothek eingerichtet. Ähnliche Angebote speziell zum Ausleihen von Spielzeug sind seit den 1970er-Jahren als Ludothek bekannt, dort werden zum Beispiel Brettspiele verliehen. 

Weniger Ressourcen verbrauchen

Die SLB sieht ihr Projekt auch als Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 und dem Klimaschutzplan der Landeshauptstadt Potsdam „100 Prozent Klimaschutz bis 2050 – Masterplan für Potsdam“. Mit dem ambitionierten Plan möchte die Stadt die Treibhausemissionen und den Endenergieverbrauch senken, um der Klimaneutralität so nahe wie möglich zu kommen. Die Potsdamer Bibliotheksgesellschaft unterstützt als Förderverein das Projekt finanziell. Zu finden ist die Bibliothek der Dinge im Garderobenbereich im Erdgeschoss der Hauptbibliothek.  

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