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Exklusiv

Nach umstrittenem Polizeieinsatz: Verfahren gegen Hochzeitsgäste eingestellt

Nach einem umstrittenen Polizeieinsatz bei einem Polterabend an der Villa Gericke wurden die Ermittlungsverfahren gegen die Gäste eingestellt. Das Agieren der Polizisten vor Ort wird weiter untersucht. 

Potsdam - Vor mehr als einem Jahr machte ein umstrittener Polizeieinsatz bei einem Polterabend an der Villa Gericke in der Puschkinallee in der Nauener Vorstadt viele Schlagzeilen: Polizisten und Gäste erhoben danach wechselseitige Vorwürfe, die Situation eskaliert zu haben. Seitdem muss die Staatsanwaltschaft Potsdam ermitteln, ob sich dabei jemand strafbar gemacht hat. Für die damals angezeigten Gäste gibt es nun eine Entscheidung: Vier Verfahren seien eingestellt worden – zwei gegen Auflagen, zwei wegen geringer Schuld. Das teilte eine Sprecherin der Ermittlungsbehörde jetzt auf PNN-Anfrage mit.

Bei der Entscheidung hat sich die Staatsanwaltschaft auf den Paragraph 153 der Strafprozessordnung bezogen: Mit Zustimmung der Beschuldigten können demnach Verfahren eingestellt werden, „wenn die Schuld des Täters als gering anzusehen wäre und kein öffentliches Interesse an der Verfolgung besteht“ – etwa wegen geringer Folgen. Dazu kann ein Gericht auch Auflagen machen, in den besagten beiden Fällen ging es nach PNN-Informationen um Geldzahlungen in dreistelliger Höhe. Dem hätten die Beschuldigten zugestimmt, sagte die Sprecherin. Das Verfahren gegen die Polizisten würde weiterlaufen, hieß es.

Der Fall hatte für Schlagzeilen gesorgt

Anlass für den Einsatz am 10. August 2018 waren wie berichtet Lärmbeschwerden eines Nachbarn, der damals offenbar auch mit anderen Nachbarn im Clinch lag. Die Feiernden sprechen dagegen von einem ruhigen Fest ohne laute Musik. Dies haben Nachbarn in Gedächtnisprotokollen bestätigt, die der Gastgeber eingeholt hat. Der Polizeieinsatz auf dem Polterabend wird von den Feiernden als völlig unverhältnismäßig beschrieben. Kurz danach veröffentlichten sie Bilder und Videos, die das belegen sollen. Die Polizei indes hat ihr Vorgehen mit Pfefferspray, auch gegen die Braut, und die Gewahrsamnahme von zwei Männern aus der Festgesellschaft bisher stets verteidigt. Die Gäste hätten sich aus Sicht der Polizisten unkooperativ, herablassend und zum Teil sogar feindselig verhalten – was diese wiederum bestritten.

Amtsgericht kann keine Lärmbelästigung erkennen

Doch gerade der Anlass, die angebliche Ruhestörung, lässt sich offensichtlich nicht belegen: Im August hatte die Stadt Potsdam bereits versucht, vom Grundstückseigentümer der Villa Gericke ein Bußgeld wegen dieser Ruhestörung einzutreiben – doch das scheiterte. Das Amtsgericht sah laut einem den PNN vorliegenden Urteil keinen Beweis für die Lärmbelästigung eines Nachbarn, sprach den Besitzer frei. Lärm war aber die polizeiliche Begründung zur Auflösung der Feier.

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