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Im Bergmann-Klinikum geht die Neuausrichtung weiter

© Ottmar Winter

Nach Tarifabschluss: Hohe Zusatzkosten für das Potsdamer Klinikum

Ein Tarifabschluss mit dem Marburger Bund sorgt beim Potsdamer Bergmann-Klinikum für neue finanzielle Belastungen. Ferner werden neue Geschäftsführer gesucht.

Potsdam - Auf das kommunale Klinikum „Ernst von Bergmann“ kommen weitere erhebliche Mehrkosten zu. Hintergrund ist die von der Stadtpolitik beschlossene Rückkehr in die Tarifstruktur des öffentlichen Dienstes und eine jüngst getroffene Tarifeinigung mit der Ärztegewerkschaft Marburger Bund. Das bestätigte eine Sprecherin des städtischen Gesundheitskonzerns am Donnerstag auf PNN-Anfrage.

So ist das Haus inzwischen wieder Vollmitglied im Kommunalen Arbeitgeberverband. Das bedeutet für die Ärzte im Haus, dass für sie die Tarifverträge zwischen den kommunalen Arbeitgeberverbänden und dem Marburger Bund gelten. Hier hat es laut der Gewerkschaft am 4. Mai eine Einigung gegeben, dass kommunale Klinikärzte 3,35 Prozent mehr Gehalt bekommen – rückwirkend zum 1. Oktober 2021. „Damit kommen auf uns weitere finanzielle Belastungen zu“, erklärte Geschäftsführer Hans-Ulrich Schmidt. Dazu sei man mit dem städtischen Gesellschafter in „engem Austausch“, so Schmidt. Konkrete Zahlen nannte er noch nicht. Unter den mehr als 2100 Mitarbeitenden des Konzerns sind mehr als 500 im ärztlichen Dienst beschäftigt.

Hans-Ulrich Schmidt, Sprecher der Klinikum-Geschäftsführung.
Hans-Ulrich Schmidt, Sprecher der Klinikum-Geschäftsführung.

© Andreas Klaer

Nach einem schweren Corona-Ausbruch in dem Haus, das deswegen zwischenzeitlich vom Netz genommen werden musste und eine neue Führungsmannschaft erhielt, hatten die Stadtverordneten 2020 die Rückkehr zum Tarif des öffentlichen Dienstes (TVöD) beschlossen. Aus diesem ersten Pandemie-Jahr ist inzwischen auch der Geschäftsbericht veröffentlicht. Demnach machte das als gemeinnützig anerkannte und damit steuerlich besser gestellte Unternehmen 2020 ein Minus von rund 10,3 Millionen Euro – nach einem Plus von 1,8 Millionen Euro im Jahr 2019. Allerdings verweist das Klinikum auf die zugesagten Ausgleichszahlungen in zweistelliger Millionenhöhe durch die Stadt Potsdam bis 2023. Sollte dies „nur in unzureichender Höhe erfolgen“, sei davon auszugehen, dass sich die Ertragslage „deutlich eintrüben wird und dies aller Voraussicht nach auch zu einer deutlichen Belastung der Liquidität“ führen könne. „In diesem Szenario wäre auch die Investitionsfähigkeit des Unternehmens belastet“.

Schmidt sagte, inzwischen sei der TVöD für das Haupthaus und Tochterfirmen wie die Diagnostik-, die Catering- und die Servicegesellschaft vollständig umgesetzt. Bei den finanziellen Auswirkungen befinde man sich im „prognostizierten Rahmen“. Zugleich deutete das Klinikum an, dass die Tarifanhebungen der Liquidität des Unternehmens geschadet hätten – ohne dazu aber genaue Details zu nennen. Wörtlich hieß es: "Die Effekte der Umsetzung des TVöD mit den einhergehenden Tarifanhebungen und die Auswirkungen der Pandemie wurden insbesondere in der Liquidität im vierten Quartal 2021 sichtbar." Die Stadtpolitik hofft bekanntlich auf eine Neuaufstellung der Krankenhausfinanzierung durch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und darauf, dass damit Krankenhäuser wie das Bergmann finanziell besser aufgestellt werden.

Geschäftsführer gesucht

Hinter den Kulissen laufen derweil die Arbeiten für die Neuausrichtung des Klinikums auf Hochtouren. Demnach erhält das Haus bald eine dreiköpfige Geschäftsführung. Darüber sind nach PNN-Informationen die Stadtverordneten am Mittwochabend im nicht-öffentlichen Teil des Hauptausschusses informiert worden. Eine Rathaussprecherin bestätigte auf Anfrage, damit greife man Anregungen jener Expertenkommission auf, die nach dem Corona-Ausbruch die Defizite im Klinikum analysiert hatte. Demnach soll Geschäftsführer Schmidt künftig die Strategie und Finanzen verantworten, ferner ist ein Bereich „Klinische Versorgung“ und einer für „Pflege – Bildung – Zukunft“ geplant. Das Ziel sei es, die medizinische und pflegerische Kompetenz im Haus weiter zu stärken, so die Sprecherin.

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Parallel dazu muss das Haus Tim Steckel ersetzen, einen der zwei derzeitigen Geschäftsführer. Er verlässt den Posten wie berichtet zum 1. Juli dieses Jahres. Ein Hintergrund dafür: Die Potsdamer Stadtverordneten hatten den Vertrag für den Geschäftsführer zuletzt nur um ein Jahr verlängert, nicht wie vom Aufsichtsrat unter Leitung der Beigeordneten Brigitte Meier (SPD) gefordert, um fünf Jahre. Der Rathaussprecher sagte, für die offenen Führungspositionen sei nun mit Unterstützung einer externen Personalberatungsgesellschaft ein Besetzungsverfahren angestoßen und auch eine Auswahlkommission gebildet worden – unter Dezernentin Meier und dem Leiter des Beteiligungsmanagements im Rathaus, Michael Neumann. Ziel sei es, die Stellen bis Anfang 2023 zu besetzen.

Kommt ein Neubau für das Klinikum?

Parallel läuft eine Machbarkeitsstudie zu der Frage, ob es für den Gesundheitskonzern einen Neubau geben muss – oder ob sich der jetzige Hauptstandort am Rande der Potsdamer Innenstadt auch im laufenden Betrieb umbauen und sanieren lässt. Auch das wurde im Ausschuss vorgestellt. Das Klinikum teilte dazu mit, dass man Ende des Jahres mit Ergebnissen rechne. Erstellen wird die Studie die auf Krankenhausberatung spezialisierte und deutschlandweit aktive Endera-Gruppe aus Siegburg bei Köln. Nun werde die „Notwendigkeit baulicher Maßnahmen ergebnisoffen geprüft“, hieß es. (mit SCH)

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