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Nach OP verstorben: Der kleine Mann mit der Aktentasche

Der Potsdamer Clown Locci trauert um seinen Clown-Partner Eddy.

Sie waren mehr als 20 Jahre lang Bühnenpartner, fuhren sogar als Botschafter Potsdams 1993 zur Weltausstellung in Sevilla, wo sie zum Empfang beim spanischen König eingeladen wurden. „Wir sind als Clowns hingegangen, in Maske“, erinnert sich Wolfgang Lasch alias Clown Locci. Gut zehn Jahre ist es her, dass sich sein Clown-Partner, der kleinwüchsige Eddy alias Wolfgang Jaster, von der Bühne verabschiedete. Wie Lasch erst jetzt erfuhr, ist der gebürtige Potsdamer bereits am 13. Juli im Alter von 75 Jahren in einer Klinik in Bad Belzig gestorben.

Der Weggang seines Kollegen und Freundes bereitet Lasch Sorgen: Weil Jaster keine Kinder hinterlässt und seine Frau bereits gestorben ist, weiß er nicht, ob und wo Jaster überhaupt begraben ist. Aus Datenschutzgründen habe ihm weder die Klinik noch der Vermieter weiterhelfen können. „Ich weiß nicht, wo ich mich hinwenden soll“, sagte Lasch den PNN. Er hofft jetzt darauf, dass der in Potsdam lebende Cousin Jasters diesen Text liest und sich bei ihm meldet.

Die gemeinsame Geschichte von Locci und Eddy begann 1980, kennengelernt hatte man sich beim Zirkus in Leipzig: Das ungleiche Clownspaar tourte bis 2002 über die Kleinkunst- und Varietébühnen der Republik, gab Gastspiele an der Komischen Oper in Berlin in einer Inszenierung von „Die verkaufte Braut“. Später war auch Jasters Ehefrau – ebenfalls kleinwüchsig – mit von der Partie: Die gemeinsame Inszenierung von „Hase und Igel“ begeisterte das Publikum besonders, unvergessen blieb auch ihre Interpretation des Klassikers „Lili Marleen“. Auch im Ausland waren Locci und Eddy unterwegs: Sie spielten in England, Polen, Russland oder Kroatien. Und schafften es damit – wie erwähnt – bis zum spanischen König. Dabei war die Clowns-Existenz für Jaster erst die zweite Berufskarriere: Er arbeitete vorher als Geschichtslehrer. „Seine Schüler haben sich später noch erinnert, wie er auf dem Stuhl an der Tafel stand“, erzählt Lasch. Auch ihm war der zwölf Jahre ältere Jaster schon in dieser Zeit aufgefallen: „Ich hab ihn als Kind oft aus der Straßenbahn heraus gesehen: Er war der kleine Mann mit der großen Aktenmappe.“

Neben der Bühnen- machte Jaster auch eine Filmkarriere: Er stand für „Sherlock Holmes und die sieben Zwerge“ vor der Kamera, war der Narr in „Die Schöne und das Tier“, spielte in Verfilmungen von „Till Eulenspiegel“ und „Die Regentrude“. Den garstigen Zwerg im Defa-Märchen „Das singende klingende Bäumchen“ hat Jaster aber nicht gespielt, räumt Wolfgang Lasch mit einer Legende auf: „Danach ist er immer wieder gefragt worden.“ Er werde ihn als fairen und guten Kollegen in Erinnerung behalten, sagt Lasch: „Es war eine schöne Zeit, die wir hatten.“ Jana Haase

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