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Prioritäten. Zwischen Nuthestraße und den weißen Plattenbauten in Zentrum Ost soll ein neuer Gebäuderiegel entstehen. Links davon sollen Bäume für eine Parkplatz verschwinden. Foto: Lutz Hannemann 

© Lutz Hannemann

Nach Kompromiss mit Schlösserstiftung in Potsdam: Bäume sollen für Parkplatz weichen

Von Wohnungsbauten am Welterbe bis zu einem Sportplatz in Golm: Der Bauausschuss hatte am Dienstagabend viele Themen zu besprechen. Die PNN geben einen Überblick.

Wohnen am Welterbe 

Der Streit um ein Neubauprojekt in Zentrum Ost entlang der Nuthestraße ist um eine Wendung reicher: Statt für Wohnhäuser soll der Wald zwischen Nuthestraße, Havel und Zentrum Ost nun für einen Parkplatz teilweise abgeholzt werden. Als Kompensation für den Verzicht auf mehrere dreigeschossige Gebäude Richtung Havel soll der Investor entlang der Nuthestraße dichter und höher bauen dürfen. Wie Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) sagte, komme die Stadt damit auch den Vorstellungen der Schlösserstiftung näher, die sich Richtung Havel eine Annäherung an die historisch vorhandene „savannenartige Auenlandschaft“ wünsche. Das heißt: Die hochgewachsenen Bäume stehen den Sichtachsen des Babelsberger Parks im Weg.

Dafür hat sich der Bauausschuss am Dienstagabend mehrheitlich ausgesprochen. Der überarbeitete Bebauungsplan 145 „Am Humboldtring“ soll öffentlich ausgelegt werden. Damit stimmte der Ausschuss auch dem städtebaulichen Konzept zu. Die ursprünglich vorgesehene Änderung des Flächennutzungsplans ist hingegen nicht mehr nötig. Dem Beschluss selbst muss die Stadtverordnetenversammlung noch zustimmen. Bevor gebaut werden kann, muss der städtebauliche Vertrag mit dem Investor den Stadtverordneten noch einmal vorgelegt werden.

Vorausgegangen war ein jahrelanger Konflikt zwischen Stadt und Investor auf der einen Seite, sowie Schlösserstiftung und Landesdenkmalamt auf der anderen Seite. Weil das Gebiet an den Park Babelsberg grenzt und damit in der engeren Pufferzone um das Welterbe liegt, gelten dort strenge Bauvorschriften. Ein Berliner Investor möchte insgesamt rund 270 Wohnungen errichten. Strittig war dabei nur der westliche Teil des geplanten Projekts. Schlösserstiftung und Landesdenkmalamt hatten dort jegliche Bebauung abgelehnt – und sich mit dieser Haltung letztlich durchgesetzt. Unterstützung erhielten beide Behörden wie berichtet vom Internationalen Rat für Denkmalpflege (Icomos), der die Unesco in Welterbefragen berät. Die nun vorgestellte Planung ist Resultat eines im September vorgestellten Kompromisses.

Widerspruch kam im Ausschuss von der Fraktion Die Andere. André Tomczak sagte, der Eingriff in das historische Landschaftsbild sei nicht der Wald, sondern eine vierspurige Schnellstraße. „Das heilt man nicht mit einem Parkplatz“, sagte Tomczak. Auch Vertreter der Linken bezeichneten die Forderungen der Schlösserstiftung als teilweise nicht nachvollziehbar.

Sportplatz in Golm 

Für die Sportanlagen am Kuhfortdamm soll ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Der Ausschuss sprach sich einstimmig dafür aus. Der Ausbau ist auch im Sportflächenkonzept der Stadt vorgesehen. Die Anlage soll erweitert werden, um dem wachsenden Bedarf in Golm und Eiche gerecht zu werden. Außerdem sollen am Neuen Palais wegfallende Kapazitäten ersetzt werden. 

Soll erweitert werden. Der Sportplatz am Kuhforter Damm in Golm. Foto: Sebastian Gabsch
Soll erweitert werden. Der Sportplatz am Kuhforter Damm in Golm. Foto: Sebastian Gabsch

© Sebastian Gabsch PNN

Bisher gibt es dort laut Bebauungsplanentwurf ein Großspielfeld, einen Kunstrasenplatz, ein Funktionsgebäude und einen Tennisplatz. Erst im vergangenen Jahr war der Kunstrasenplatz auf dem Areal fertiggestellt worden. Die Kosten dafür waren von anfangs 400 000 Euro auf eine Million Euro explodiert. Hauptnutzer ist der SG Grün Weiß Golm, der seit Jahren steigende Mitgliederzahlen hat.

Kommunale Grundstücksverkäufe 

Die Liegenschaftspolitik der Stadt möchte der Bauausschuss noch weiter diskutieren. Das Gremium beschäftigte sich am Dienstagabend nur in erster Lesung mit der geänderten Leitlinien für Grundstücksverkäufe sowie mit einem Antrag der Linken zur Grundstücksvergabe in Erbbaupacht. Laut dem Konzept des Rathauses sollen künftig städtische Grundstücke für den Geschosswohnungsbau nicht mehr zum Höchstpreis verkauft werden. Stattdessen sollen günstige Mieten zum wichtigsten Kriterium bei der Vergabe werden und die kommunale und genossenschaftliche Wohnungswirtschaft profitieren. Ziel sei, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sagte Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos). Vertreter der Linken und der Fraktion Die Andere argumentierten, die Stadt solle Grundstücke nicht dauerhaft aus der Hand geben.

Workshop zum Weihnachtsmarkt 

Ende April sollen sich die Stadtverordneten mit dem Weihnachtsmarkt „Blauer Lichterglanz“ in der Brandenburger Straße beschäftigen. Dann soll ein Workshop mit Vertretern der Stadtverwaltung, dem Marktbetreiber Coex und Innenstadthändlern stattfinden. Die Einladungen soll in den nächsten Tagen verschickt werden, sagte Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt. Zuletzt hatte es Kritik am Erscheinungsbild des größten Potsdamer Weihnachtsmarkts gegeben.

Mehr Bäume für Potsdam

In Potsdam sollen mehr Bäume gepflanzt werden.  Der Bauausschuss stimmte am Dienstagabend mehrheitlich für einen entsprechenden Vorschlag aus dem jüngsten Verfahren zum Bürgerhaushalt. Der Vorschlag hatte es dabei mit 5173 Punkten unter die Top 8 geschafft. Vier weitere Vorschläge aus dem Bürgerhaushalt wurden in dem Gremium zurückgestellt, um Abstimmungen anderer Gremien und die Umsetzung bereits beschlossener Konzepte abzuwarten.

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