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"Blauer Lichterglanz": Blick über die Brandenburger Straße in Richtung Peter und Paul Kirche.

© Manfred Thomas

Nach erster Riesenradsaison: Potsdamer Händler ziehen Weihnachtsmarkt-Bilanz

Das Riesenrad auf dem Weihnachtsmarkt hatte viele Besucher, aber die Budenbesitzer aus der Nachbarschaft sind unzufrieden.

Potsdam - Von Woche zu Woche besser: Diese Bilanz zieht Christoph Meyer nach der ersten Riesenradsaison auf dem Potsdamer Weihnachtsmarkt. "Ich bin zufrieden, das Riesenrad wurde sehr gut angenommen und viele Gäste sind sogar mehrmals gefahren", sagt Meyer, der mit seinem Vater in der Firma Meyer und Sohn GbR auch noch andere Stände und Fahrgeschäfte auf dem Markt betreibt. Flyer hatte er drucken lassen, um für das Riesenrad zu werben. An den Wochenenden sei das 35 Meter hohe Rad mit 156 Plätzen in den Gondeln teilweise ausgelastet gewesen, es hätten sich sogar Schlangen gebildet. Fünf Euro kostet eine Fahrt für Erwachsene, Kinder zahlen drei. 

Unter den Besuchern des Weihnachtsmarkts ruft das Riesenrad ein positives Echo hervor. "Eine schöne Sache, gerade für Kinder", findet eine Besucherin aus Brandenburg/Havel. "Eine gute Neuerung", nennt eine ältere Potsdamerin die Attraktion, als sie mit Tochter und Enkelin über den Markt schlendert. "Ich habe ganz Potsdam von oben gesehen, aber es ist langsam gefahren", sagt das Mädchen. Kritik an dem Rad gab es im sozialen Netzwerk Facebook. "Wozu braucht ein Weihnachtsmarkt ein Riesenrad? Das ist doch kein Rummel", schrieb eine Leserin. 

Für einige Standbetreiber dagegen schien die Aufstellung des Riesenrades mit einigen Ständen darum herum nicht besonders gut organisiert und durchdacht. "Ich hatte gehofft, durch das Riesenrad mehr Laufkundschaft zu haben. Aber das war nicht so", sagt Bianca Sperlich, die seit Jahren auf dem Weihnachtsmarktabschnitt kurz vor der Kirche Sankt Peter und Paul Lángos verkauft. Viele Besucher hätten den Eindruck gehabt, der Markt ende mit dem querstehenden weißen Transporter am Ende der Brandenburger Straße. "Das Plakat mit Hinweis auf das Riesenrad wurde erst vor kurzem noch nachträglich aufgehängt", sagt sie. 

Riesenradbetreiber Christoph Meyer.
Riesenradbetreiber Christoph Meyer.

© Manfred Thomas

"Es war ruhig"

So sind auch die Betreiber der wenigen Stände, die um das Riesenrad herum auf den Bassinplatz drapiert sind, eher unzufrieden. "Es war ruhig", sagt ein Lebkuchenverkäufer. "Zu ruhig." Am zweiten Stand seines Chefs in der Brandenburger Straße war der Verkauf in Ordnung, an jenem am Riesenrad dagegen mau. Christoph Lerpscher bestätigt diesen Eindruck. Sein Vater betreibt vier Buden mit Quarkbällchen auf dem Markt, der vierte direkt am Riesenrad war in diesem Jahr neu. "An die anderen Stände kommt dieser bei weitem nicht heran", sagt Lerpscher. "Stammkunden kaufen dort, wo sie es kennen." Er kritisiert, dass optisch die Verbindung zwischen Brandenburger Straße und der Fortsetzung auf dem Bassinplatz kaum für Besucher erkennbar ist. "Man hätte die Bäume mit blauen Lichtern schmücken können, um zu zeigen, hier geht es weiter", schlägt er vor. 


In der Tat kann die Aufstellung des Riesenrades fast schon als spontan bezeichnet werden: Erst im November, nur wenige Wochen vor Beginn des Marktes, war klar, dass das Rad aufgestellt würde. "Ich habe kurzfristig die Möglichkeit bekommen, ein Riesenrad zu leihen", sagt Betreiber Meyer. Er würde gern im kommenden Jahr wiederkommen, wird wohl selbst ein Riesenrad kaufen. "Vielleicht sogar ein paar Meter höher“, so Meyer. 

Nächstes Jahr wieder mit Riesenrad

Der Chef der Marktbetreiberfirma Coex, Eberhard Heieck, bestätigt das: "Wir werden das weitermachen." Der Luisenplatz als Standort komme wegen des Parkhauses nicht in Frage, das Riesenrad ist mit über 100 Tonnen Gewicht ist schlicht zu schwer. "Aber wir werden eine bessere Anbindung organisieren, extra Plakate drucken und mehr kommunizieren", verspricht Heieck.
Er zieht insgesamt eine positive Bilanz: "Wir hatten aufgrund des milden Wetters wesentlich bessere Besucherströme als im Vorjahr." Gewinner seien Glühwein- und Imbissbudenbetreiber, Verlierer Verkäufer von Mützen und Handschuhen. 

Standbetreiber ärgern sich über Öffnungszeiten

Im großen und ganzen in Ordnung: So lautet das Fazit der meisten Händler nach gut einem Monat "Blauem Lichterglanz". "Ich bin zufrieden, es lief sogar ein bisschen besser als letztes Jahr, weil ich erste Stammkunden habe", sagt die Betreiberin eines Standes mit Christbaumschmuck. Sie verkauft das zweite Jahr in Folge Weihnachtsmänner im Heißluftballon, Kugeln und Engel. Doch für Ärger sorgen bei vielen Standbetreibern die Öffnungszeiten. "Dass ich hier unter der Woche bis 21 Uhr stehen muss, finde ich schon ein bisschen heftig", sagt die Standbetreiberin.

"Wer denkt sich denn sowas aus?", schimpft auch Gudrun Wagner, die in der Brandenburger Straße seit 24 Jahren alljährlich Hausschuhe und Accessoires aus Lammfell verkauft. "Unter der Woche sollen wir hier bis 21 Uhr rumlungern, und dann an den Feiertagen, wenn alle Zeit haben, um 19 Uhr die Buden schließen", sagt sie. "Das ist doch unlogisch." Betreiber Heieck sieht das genauso. "Das war ein Fehler, wir werden das in den kommenden Jahren korrigieren und an den Weihnachtsfeiertagen länger öffnen", kündigt er an. Der "Blaue Lichterglanz" ist noch bis Sonntag geöffnet – für manche Touristen Besuchsgrund. So etwa zwei ältere Herren aus Dresden. Sie sind zum zweiten Mal von Weihnachten bis zum Ende des Marktes in Potsdam. Der Markt sei schön, nicht so überfüllt wie in ihrer Heimatstadt. Ihr Daumen zeigt nach oben: "Wir finden ihn schöner als in Dresden."

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