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Derzeit dürfen maximal 215 Besucher täglich das Schloss Cecilienhof betreten. 

© Ottmar Winter PNN

Nach dem Lockdown: Die Krise im Potsdam-Tourismus dauert an

Bei den Besucherzahlen verzeichnet die Potsdamer Tourismusbranche extreme Einbrüche. Und auch wenn jetzt wieder gereist werden darf - der Umsatz schwächelt und einige Probleme bleiben.

Es ist Hochsaison: Schulferien und sommerliche Temperaturen locken Übernachtungsgäste und Tagesausflügler in Scharen nach Potsdam. Hier besuchen sie die Welterbestätten, flanieren zum Shopping durch die Innenstadt und lassen sich in den zahlreichen Cafés und Restaurants bewirten. So sollte es eigentlich sein – wie in den vergangenen Jahren auch. Doch in diesem Jahr ist wegen der Coronakrise alles anders.

Die Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung haben den Tourismus in Potsdam schwer getroffen: Im April kamen 95 Prozent weniger Gäste in die Stadt als im Vorjahr. Die Zahl der Übernachtungen lag sogar 96 Prozent unter Vorjahresniveau. Das geht aus den Daten des Statistischen Landesamt hervor. Neuere Zahlen gibt es noch nicht. 

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Es war der bisherige Tiefpunkt. Die Zimmerauslastung lag bei nur 7,1 Prozent – und selbst das sieht mehr aus als es war, weil viele Hotels und Pensionen gleich ganz dicht gemacht hatten. In den ersten vier Monaten des Jahres zusammen wurden 121.257 Übernachtungen in Potsdamer Beherbergungsbetrieben mit mehr als 25 Betten gezählt. Ein Jahr zuvor waren es doppelt so viele.

Gruppenreisen und Veranstaltungen fehlen weiterhin

Seit touristische Übernachtungen wieder erlaubt sind, geht es langsam wieder aufwärts. Allerdings werden einige Probleme wohl länger bleiben. In der Branche ist man verhalten positiv gestimmt. Doch fehlende Gruppenreisen und ausfallende Veranstaltungen belasten weiterhin das Geschäft. Besucher aus dem Ausland gibt es so gut wie gar nicht. Viele Urlauber zieht es statt in die Stadt eher in ländliche Gebiete, wo man Abstände besser einhalten kann.

Beim Potsdamer Tourismusmarketing (PMSG) kennt man die Probleme und versucht dennoch für Potsdam zu werben. „In Potsdam kann man auch viel draußen unternehmen“, sagte Prokuristin Nannette Neitzel. „Das versuchen wir zu vermitteln.“ Anlass zur Hoffnung sei, dass Individualreisende die Stadt schon wiederentdeckt haben. Das mache sich vor allem an den Wochenenden bemerkbar. 

Unter der Woche schwächelt Potsdam aber. Große Gruppen reisen nicht mehr an, weil sie nicht den Mindestabstand halten könnten.  Außerdem seien mit der Absage oder der Verschiebung von Großveranstaltungen wie beispielsweise der Schlössernacht auch Besuchermagneten ausgefallen. Das werde auch weiterhin eine Belastung sein, ebenso der stark eingeschränkte Tagungs- und Kongressbetrieb.

"Wir sind weit von der Normalität entfernt"

Entsprechend verhalten blickt man auch beim Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in die nähere Zukunft. „Wir sind weit von der Normalität entfernt“, sagte Hauptgeschäftsführer Olaf Lücke den PNN. Bis Ende Mai habe der Umsatzrückgang bei 70 Prozent gelegen. Nun liege man ungefähr bei 50 Prozent. „Eigentlich müssten sich die Betriebe jetzt den Speck für den Winter anfressen“, formuliert es Lücke. 

Das Geschäft sei zwar wieder angelaufen, allerdings mit eingeschränkter Kapazität. „Die Abstandsregeln hängen den Restaurantbetreibern wie ein Mühlstein um den Hals.“ Er hoffe, die Landesregierung orientiere sich bald an anderen Bundesländern mit großzügigeren Regeln – soweit es die Pandemielage zulasse. Die Bekämpfung der Pandemie habe weiterhin Priorität. „Das Schlimmste für uns wäre ein zweiter Lockdown.“

Schlösserstiftung rechnet mit Millionen-Ausfällen

Zu Potsdams Besuchermagneten zählen die Schlösser und Gärten des Welterbes. Doch auch dort geht es nur langsam aufwärts: Seit dem 9. Juni sind Sanssouci und das Neue Palais wieder geöffnet. „Der Trend ist positiv“, sagt Frank Kallensee, Sprecher der Schlösserstiftung. In allen Anlagen der Stiftung habe man in diesem Jahr bisher 40.000 Besucher gezählt, im Vorjahr waren es zum selben Zeitpunkt rund 110.000. Die Stiftung erwartet Einnahmeausfälle in Millionenhöhe. 

Man halte Auflagen wie Maskenpflicht, Kapazitätsbegrenzung und Abstände ein. In den historischen Gebäuden gebe es aber Engpässe und sie seien schwierig zu belüften. Deshalb dürfe beispielsweise das Schloss Cecilienhof täglich nur von 215 Besuchern betreten werden. Trotz all der Einschränkungen werde das Angebot angenommen. Nur internationale Gäste fehlen derzeit praktisch komplett.

Die meisten Besucher kommen aus dem Inland

Das merkt auch das Hotel Steigenberger am Luisenplatz – am Eingang zum Park Sanssouci. „Die Gäste kommen überwiegend aus dem Inland“, sagt Hoteldirektor Thomas Wilken, der das Haus seit Anfang Juni leitet. „Wir sind weit entfernt von einem guten Jahr.“ 

Für den Sommer sei er zwar optimistisch. Man bemerke schon den Ferienstart. Ab September komme es aber darauf an, dass Veranstaltungen wieder möglich sind. Auch er mahnt aber zur Vorsicht: Eine zweite Pandemiewelle wolle niemand.

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