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105 Kinder müssen getestet werden. Als Belohnung gab es nach dem Abstrich Süßigkeiten.

© Ottmar Winter

Nach dem Coronafall an der Kita "Kinderland": Warten auf die Testergebnisse

105 Kinder und fünf Erzieher der Potsdamer Kita „Kinderland“ stehen bis 7. August unter Quarantäne. Am Donnerstag sollen die ersten Ergebnisse der Reihentestung vorliegen.

Von Florian Kistler

Schlaatz - Nachdem am Dienstagabend bekannt wurde, dass ein Kind der Schlaatzer Kita „Kinderland“ positiv auf das Coronavirus getestet wurde, hat das Gesundheitsamt am Mittwoch begonnen, Abstriche von Kontaktpersonen zu nehmen. Insgesamt wurden 105 Kinder und fünf Erzieher der Kita zum Test gebeten. Sie müssen sich nun bis zum 7. August in Quarantäne begeben – auch wenn der Test negativ ausfällt. Neun Kinder konnten am Mittwoch laut Stadt noch nicht getestet werden, sie müssen die Tests in den kommenden Tagen nachholen.

Die Kita „Kinderland“ hält den Betrieb trotz des Coronafalls aufrecht.
Die Kita „Kinderland“ hält den Betrieb trotz des Coronafalls aufrecht.

© Ottmar Winter

Das Gesundheitsamt habe am Dienstag die Eltern in der Kita wegen der Tests informiert. Diejenigen, die nicht persönlich angetroffen wurden, habe man telefonisch kontaktiert. „Es gab auch einige, die wir nicht erreichen konnten, viele von ihnen sind aber trotzdem zum Test gekommen“, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow am gestrigen Mittwoch. Er machte deutlich, dass es sich bei den Abstrichen um eine „Pflichtveranstaltung“ handele. Das bedeutet: Wer gestern zwischen 12 Uhr und 18 Uhr keinen Test machen ließ, werde heute persönlich zu Hause besucht. Mit einem Ergebnis rechne man im Laufe des Tages. Die Abstriche würden Brunzlow zufolge derzeit im Bergmann-Klinikum untersucht.

Die Eltern müssen nicht in Quarantäne - außer, der Test fällt positiv aus 

Bei einem negativen Test werde man keinen zweiten Abstrich anordnen, so Brunzlow. Der Kontakt zum infizierten Kind sei bereits einige Tage her, deshalb sei davon auszugehen, dass auch ein zweiter Test negativ ausfallen würde.

Um die Abstriche zu nehmen, wurde das Projekthaus Erlenhof 32 umfunktioniert. Beteiligt waren insgesamt sechs Personen des Gesundheitsamts und des Klinikums. Sie testen die Kinder und Erzieher in Zweierteams. Mit Absperrbändern wurden die Menschenschlangen koordiniert, auch ein Polizeiwagen war im Einsatz. „Wir hatten zuerst überlegt, die Tests in einer Turnhalle durchzuführen“, so Brunzlow. „Am Ende haben wir uns aber für diese Räumlichkeiten hier entschieden, die waren am schnellsten zu organisieren.“ Der Raum biete mit seinen 150 Quadratmetern und einem separaten Aus- und Eingang die notwendigen Anforderungen.

Die Unsicherheit stellt viele Eltern vor Probleme

Viele der Eltern, deren Kinder getestet wurden, sind beunruhigt. „Das ist schon ein komisches Gefühl“, so Cindy Treptow, 29, deren vierjährige Tochter in die Kita geht. „Uns wurde gesagt, dass wir bis zum Ergebnis den Kontakt geringhalten sollen.“ Es sei eine „schwierige Situation“, mit der man so nicht gerechnet habe.

Die Eltern der betroffenen Kinder müssen nicht in Quarantäne, wie Jan Brunzlow mitteilte. Sollte es jedoch zu einem positiven Testergebnis bei einem Kind kommen, dann würden die Eltern zu den Kontaktpersonen ersten Grades zählen. Folglich müssten auch sie sich dann in häusliche Quarantäne begeben.

Warum müssen so viele Kinder in Quarantäne?

Da bei einem positiven Testergebnis der Kinder auch eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass auch die Eltern am Coronavirus erkranken, stellt die Unsicherheit viele vor Probleme. „Mein Mann hat seinem Chef Bescheid gesagt, er arbeitet zwar weiter, muss aber eine Maske tragen“, so Treptow. Weniger Angst hat Mutter Ghofran Shaker, deren sechsjährige Tochter Aseel und dreijähriger Sohn Yaman betroffen sind. „Die beiden hatten in der Kita wenig Kontakt zu anderen Kindern.“ Um die Betreuung kümmere sich die 28–Jährige selbst, auch wenn die Vorschriften streng seien. Spielplätze oder andere Orte außerhalb der eigenen vier Wände sind nämlich tabu. Man werde deshalb viel zu Hause spielen. „Mein Mann ist Busfahrer, es ist noch unklar, ob er auch zu Hause bleiben muss“, so Shaker.

Awo-Chefin Angelika Schweers.
Awo-Chefin Angelika Schweers.

© Martin Müller

In der Kita „Kinderland“ werden insgesamt 170 Kinder betreut, davon 50 in der Kinderkrippe. Dieser Bereich sei aber laut der Awo-Chefin Angela Schweers abgetrennt und daher nicht betroffen. Die Kita selbst bleibt geöffnet. „Wir haben ein Team zusammengestellt und in der Nacht zu Mittwoch alles desinfiziert“, so Schweers. Die Kinder, die nicht am 23. und 24. Juli in der Kita waren, können weiterhin betreut werden. Dafür stehen fünf Erzieher bereit. Weitere elf Kinder, die nicht an den beiden Tagen in der Kita waren, blieben aus Angst der Eltern im Moment zu Hause, sagt Schweers.

Doch warum mussten so viele Kinder in Quarantäne? Schweers erklärt, dass in den Räumen die Kindergruppen getrennt voneinander seien. „Das sind jeweils zwischen 34 und 38 Kinder.“ Auf den Freiflächen, also beim Spielen draußen, sei das aber anders. „Man kann Kindern schwer vermitteln, dass sie nicht zusammen im Sandkasten spielen dürfen“, so Schweers. Man habe zur Sicherheit deshalb drei Gruppen in Quarantäne geschickt. Derzeit prüfe man, wie das freie Spielen anders strukturiert werden kann. Ansonsten habe man aber gute Erfahrungen mit der Aufteilung in den Häusern gemacht. Im restlichen Stadtgebiet wurden derweil am Mittwoch keine weiteren Infektionen vermeldet.

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