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Nach Anschlag in Neuseeland: Potsdamer Muslime sorgen sich um Sicherheit

Nach dem terroristischen Angriff auf eine Moschee in Neuseeland haben die Muslime in Potsdam Furcht vor Nachahmungstätern. Der Imam wäre froh, wenn es Polizeischutz für die Alfaruk Moschee geben würde.

Potsdam - Nach dem Terroranschlag auf zwei Moscheen in Neuseeland mit mindestens 50 Todesopfern machen sich Muslime in Potsdam Sorgen um ihre Sicherheit. Man fürchte sich vor Nachahmungstätern, da der Schütze den Anschlag im live im Internet gestreamt habe, so Imam Kamal Mohamad Abdallah.

Es gebe auch in Deutschland Menschen, die Hass auf Muslime verbreiten. Insbesondere beim Freitagsgebet, wenn die Räume der Moschee mit rund 500 Gläubigen gefüllt seien, sei er deshalb besorgt. „Man sieht nicht, wer zur Tür hereinkommt.“ Deshalb würde er sich wünschen, dass die Potsdamer Moschee und auch andere Moscheen in Deutschland insbesondere beim Freitagsgebet von der Polizei bewacht werden, sagte er den PNN.

Rechtsextremisten und Reichsbürger als Bedrohung

Generell habe man großes Vertrauen in die Polizei, so Abdallah. Er nannte insbesondere Rechtsextremisten und Reichsbürger als mögliche Bedrohung. „Die Polizei hat ja bereits Waffen bei solchen Leuten beschlagnahmt.“

Der Anschlag hatte am Freitag große Bestürzung ausgelöst. „Viele Gläubige waren schockiert“, sagt Abdallah. In der Gemeinde sei beim Freitagsgebet darüber gesprochen worden. „Die Menschen waren sehr traurig“, sagte Abdallah. „Sie können nicht verstehen, wie ein Mann so kaltblütig sein kann, wehrlose Menschen und Kinder zu erschießen.“

Moschee war bereits Zielscheibe

Die Sorge um die Sicherheit kommt nicht von ungefähr: Die Räume der Moschee in der Straße Am Kanal waren nämlich bereits mehrfach Ziel von rassistischen Taten. So hatten Unbekannte im Sommer 2017 an den Eingang der Räume mehrere Sätze mit arabischen Schriftzeichen gesprüht. Deren Wortlaut: „Eure Heimat braucht euch, geht zurück.“ Im Oktober 2016 hatten ebenfalls unbekannte Täter einen Schweinekopf vor dem Eingang abgelegt. Der Schweinekopf gilt für Muslime als schwere Beleidigung, denn das Schwein gilt im Islam als unrein. Vor der Attacke waren an der Moschee auch Hass-Aufkleber an den Fenstern entdeckt worden, darauf die Sprüche: „Wir sind das deutsche Volk und heißen den Islam nicht willkommen“, „Schließung aller Moscheen in Deutschland“ oder „Für ein Kopftuchverbot“. Bereits zuvor hatte es schon Schmierereien gegeben – im Zusammenhang mit den damaligen Freitagsgebeten, bei denen viele Muslime wegen der Überfüllung der Moschee auf dem Bürgersteig beten mussten. Anwohner hatten seinerzeit ihren Unmut über die Situation geäußert. Die AfD hatte mehrfach gegen das öffentliche Freitagsgebet mobil gemacht – unter anderem mit dem Spruch: „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“.

Oberbürgermeister mahnt Weltoffenheit an

Potsdam Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte die Anschläge auf zwei Moscheen in der neuseeländischen Stadt Christchurch verurteilt. Der fürchterliche, menschenverachtende Anschlag in Christchurch habe ihn zutiefst erschüttert. „Unsere Gedanken sind bei den Verletzten, den Opfern und ihren Familien.“ Potsdam stehe geschlossen gegen rassistisch motivierten Terror. Im März feiere die Stadt die Internationalen Wochen gegen Rassismus, die „wieder einmal bezeugen, dass in der Stadt des Potsdamer Toleranzedikts Weltoffenheit gelebt wird“. Man stelle sich tagtäglich gegen jeden rassistischen, fremdenfeindlichen und chauvinistischen Angriff.

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