zum Hauptinhalt

MyPlace: Möbel-Tetris in der Innenstadt

In dem Selfstorage-Lager in der Friedrich-Engels-Straße können Potsdamer ihre Möbel einmotten. Wer Platz und Miete sparen will, muss gut stapeln können. Auch Händler nutzen die Abteile.

Von Birte Förster

Potsdam - Lange, leere Gänge durchziehen die riesige Halle. Weiße Wände werden von zahlreichen blauen Türen, zum Teil dicht an dicht, durchbrochen. Alles wirkt ein wenig steril. Aber in den Abteilen hinter den Türen schlummern ganze Welten. Im Selfstorage-Lager von MyPlace in der Friedrich-Engels-Straße in Potsdam können Privatpersonen oder Gewerbetreibende ihr Hab und Gut einlagern. „Ein Hotel für Sachen“, beschreibt es Melanie Konrad, Regionalverantwortliche für die Region Berlin-Südwest. Im November vergangenen Jahres hat der Standort in Potsdam eröffnet.

Die menschenleere Atmosphäre, die beim ersten Eindruck entsteht, scheint zu täuschen. Täglich sei in der Halle Betrieb, sagt Konrad. Regelmäßig gebe es Ein- und Auszüge. Viele Gewerbetreibende wie Handwerker, Heizungsmonteure, Kosmetik- oder Kaffeehändler, würden Ware oder Material morgens dort abholen und abends wieder zurückbringen. Diese machten etwa ein Drittel der Kunden aus. Vor allem aber sind es Privatkunden, die mit den Abteilen einen Stauraum für all das haben, was in der Wohnung kostbaren Platz rauben würde. 

Nicht gleich alles auf den Sperrmüll

„Viele unserer Kunden nutzen das als Kellerersatz“, erklärt Konrad. Grund dafür, für eine Zeit lang ein Abteil zu mieten, seien häufig auch Renovierungsarbeiten in der Wohnung oder der Wunsch, sich zu verändern, ohne das alte Mobiliar gleich dem Sperrmüll zu überlassen. „Der Mensch kann sich von seinen Sachen nicht trennen“, weiß Konrad aus Erfahrung. Auch Studenten, die für eine Weile ins Ausland gehen, lagern dort ihre Sachen ein. Aber auch Schicksale erlebe sie, sagt Konrad. Zum Beispiel, wenn jemand nach einer Trennung die gemeinsame Wohnung verlässt und schnellstmöglich seine Sachen irgendwo unterbringen muss.

Der Bedarf an Stauraum sei jedenfalls groß, sagt Konrad. An dem Standort in Potsdam seien inzwischen etwa 60 Prozent der Abteile sowie der Lagerfläche ausgelastet. „Wir hätten nicht gedacht, dass Potsdam so gut anläuft“, sagt die Regionalverantwortliche, die derzeit sieben Standorte betreut. In ein bis zwei Jahren rechne sie in Potsdam mit einer Auslastung von bis zu 90 Prozent. Auf einer Fläche von etwa 5000 Quadratmetern befinden sich derzeit 409 Lagerräume. Dabei soll es aber nicht bleiben. MyPlace möchte die Anzahl auf etwa 750 bis 800 erhöhen. In der riesigen Halle, die bis 2015 dem kanadisch-österreichischen Unternehmen Magna Steyr gehörte, ist noch freie Fläche für weitere Abteile vorhanden.

Neues Gebäude neben der Lagerhalle geplant

Neben dem Zuwachs an Lagerabteilen soll sich am Potsdamer Standort in den nächsten Monaten noch mehr tun. Während die insgesamt drei Mitarbeiter derzeit noch in einem Container ihr Büro haben, soll bis zum Ende des Jahres neben der Lagerhalle ein neues Gebäude gebaut werden. Auf zwei Etagen sollen dort Büros, ein Meetingraum sowie Küche und Sanitäranlagen entstehen. Immerhin soll dort künftig der Hauptsitz für die Region, die Konrad betreut, sein.

MyPlace wurde 1999 in Österreich gegründet und hat derzeit 46 Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Bis nächstes Jahr sollen es 54 werden. In Berlin gibt es bereits zwölf Standorte, bis zum Ende des Jahres kommen noch Lagerhallen in Steglitz und Weißensee dazu.

Je nach Umfang des Mobiliars können Kunden Abteile zwischen einem und 50 Quadratmetern mieten. Und so genannte Homeboxen, Metallschränke für Akten und anderes, werden vermietet. Ein normales Abteil mit einer Größe von 2,7 Quadratmetern zum Beispiel kostet laut Konrad für vier Wochen 76 Euro. Je größer das Abteil ist und je länger es gemietet wird, umso geringer falle der Preis pro Quadratmeter aus. Mindestmietdauer und Kündigungsfrist betragen jeweils zwei Wochen.

Die Einbauküche nimmt viel Platz weg

Um die benötigte Abteilgröße herauszufinden, bietet MyPlace Beratungsgespräche an, aber auch eine direkte Online-Buchung ist möglich. „Die meisten unserer Kunden schätzen ihren Bedarf viel zu groß ein“, sagt Konrad. Viele würden denken, dass sie zum Beispiel für eine Zwei-Raum-Wohnung 30 Quadratmeter für die Lagerung bräuchten, also in etwa die Hälfte der eigentlichen Wohnungsgröße, sagt Konrad. Das sei aber viel zu groß. In Wirklichkeit sei bereits deutlich weniger Platz schon ausreichend, um alles zu verstauen. Die Faustregel lautet: Etwa zehn bis zwölf Prozent seiner jetzigen bewohnten Fläche brauche man, um all seine Sachen unterzubringen. Davon ausgenommen sei – im Falle einer ganzen Wohnung, die geleert wird – die Einbauküche. Diese sei etwas sperriger zu verstauen als sonstige Möbel. Dass viele den benötigten Platz für die Unterbringung falsch berechneten, hänge wohl auch mit der hohen Deckenhöhe zusammen. Viele würden unterschätzen, wie gut sich die Möbel stapeln lassen, sagt Konrad. „Es ist wie Tetris spielen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false