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Landeshauptstadt: Muslim im Weinladen

Potsdams Imam Abdallah sprach am Donnerstag über das aktuelle Bild des Islams in Europa

Innenstadt - Ein Imam im Weinladen. Das ist schon ziemlich ungewöhnlich. Schließlich gilt für Muslime auf der ganzen Welt ein mehr oder weniger strenges Alkoholverbot. Dennoch besuchte Potsdams Imam Kamal Mohamad Abdallah am Donnerstagabend ein Weingeschäft in der Lindenstraße – freilich nicht, um Müller-Thurgau, Chardonnay oder einen Riesling zu verkosten, sondern um über die aktuelle Wahrnehmung des Islam in Europa zu sprechen. Die Stiftung „Partnerschaft mit Afrika“ hatte gemeinsam mit dem Brandenburger Kultur- und Weinkontor zu der Veranstaltung eingeladen.

Abdallah, der in Potsdam ehrenamtlich als Imam arbeitet, bedauerte im Gespräch mit Moderator Holger Ehmke vom Bundesentwicklungshilfeministerium, dass der Islam in öffentlichen Diskussionen hierzulande meist im Zusammenhang mit gewalttätigen Auseinandersetzungen genannt werde. „Niemand spricht über den Islam als normale Sache“, beklagte der Geistliche. Abdallah, beruflich als Gebäudereiniger bei der Potsdamer Schlösserstiftung tätig, distanzierte sich auf der Veranstaltung klar von Gewalt, die im Namen des Islam ausgeübt wird. Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) missbrauche die Religion. Der IS sehe sogar viele friedliche Muslime als Ungläubige an.

„Warum ist der Islam im Kern eine friedliebende Religion?“, wollte einer der knapp 20 Zuhörer am Donnerstagabend wissen. Es gebe keinen Zwang zur Religion, antwortete Abdallah. Der Islam sei den Gläubigen eine Herzensangelegenheit. Und die könne man niemandem mit Gewalt aufzwingen. „Der einzige Krieg, der Muslimen erlaubt ist, ist das Recht, sich selbst zu verteidigen“, sagte der 46-Jährige. Zugleich appellierte er an die Integrationsbereitschaft der Muslime in nicht muslimisch geprägten Ländern: „Wenn ich hier leben möchte, dann muss ich die Sprache lernen.“ Muslime sollten bestrebt sein, in fremden Ländern mit der dort angestammten Bevölkerung gut auszukommen, so der sunnitische Geistliche.

Auch äußerte sich der Potsdamer Imam zur Frage der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Ja, es seien alle Menschen vor Gott gleich und doch gebe es für beide Geschlechter unterschiedliche Gebote aus dem Koran. Er erinnerte an das Kopftuchgebot für Frauen. Dies sei jedoch keine Form der Diskriminierung, sondern ein religiöses Gebot, so Kamal Mohamad Abdallah. Holger Catenhusen

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