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Landeshauptstadt: Musikpavillon wird wiederhergestellt

Eine Stele aus Edelstahl erinnert seit Montag an den Stadtarchitekten Reinhold Mohr

Potsdam-West – Eine Stele aus Edelstahl steht seit gestern am Weg gegenüber dem Regattahaus am Luftschiffhafen. Bernhard Wendel von der Brandenburgischen Architektenkammer und Thomas Schenke von der Stadtverwaltung enthüllten das Kleinod im Beisein vieler Förderer und Freunde. Die Inschrift erinnert an den legendären Stadtarchitekten Reinhold Mohr (1882-1978), der sowohl das Regattahaus als auch den gegenüberliegenden Musikpavillon am Ufer entworfen hat. Der Pavillon soll in den nächsten zwei Jahren wiederhergestellt werden. „Wir haben die Förderzusage der Landesregierung“, informierte Kunsthistorikerin Nicola Bröcker bei der Enthüllung.

Gemeinsam mit Simone Oelker-Czychowski zeichnet Bröcker für den Text auf der Stele verantwortlich. Darin wird an die „glorreiche“ Zeit erinnert, als bis 1916 in der damals größten Luftschiffhalle der Welt Zeppeline produziert wurden. Nach dem Bau des Regattahauses 1920 soll der Ort eines der beliebtesten Ausflugsziele der Potsdamer gewesen sein. Das Gebäude, das in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts als Musterbeispiel moderner Architektur galt, steht heute leer, ist aber von der Landesbausparkasse (LBS) als Eigentümerin äußerlich ansprechend hergerichtet.

Die Formensprache des Musikpavillons sei „in der Architektur der Moderne der Weimarer Republik ohne Vergleich“, heißt im Informationstext. Kunsthistorikerin Bröcker nannte es gestern gar ein „Meisterwerk der Moderne“.

„Wir hoffen, dass wir es schaffen, den Musikpavillon bis zum Tag des offenen Denkmals 2013 instand zu setzen“, sagt Wendel. Der Architekt, der bis 1989 Stadtarchitekt in Potsdam war, ist für die Voruntersuchungen am Pavillon verantwortlich. In der Pavillon-Architektur verfügt er über Erfahrungen: Von ihm stammt die bekannte „MAZ-Pyramide“ an der Friedrich-Engels-Straße.

Zum Erhaltungszustand des Musikpavillons sagt Wendel: „Die Substanz ist besser erhalten als es äußerlich scheint.“ Das Bauwerk bestehe im Wesentlichen aus Stahl und Holz. „Die Stahlrahmen und -streben müssen nur entrostet werden, ansonsten sind sie stabil.“ Das Gebäude wirkt, als würde es auf dem Wasser schwimmen. Sorge hatten die stählernen Gründungspfähle bereitet. Aber auch da gebe es Entwarnung: Die Neigung des 1932 gebauten Pavillons sei äußerst gering und die Pfähle reichten in eine Tiefe von sechs Metern. Um eine weitere Neigung zu stoppen, würden Widerlager an den Pfählen angebracht. Ursprünglich war die „Schallmuschel“ des Pavillons verglast. „Ob und wie wir die Verglasung der Fenster wieder vornehmen, ist zur Zeit noch nicht geklärt“, sagt Wendel.

Der Musikpavillon ist zweifellos eine Attraktion – selbst im jetzigen maroden Zustand. Simone Oelker-Czychowski berichtet, dass viele Besucher der Schau „Aufbruch in die Moderne“ im Haus der Brandenburg-Preußischen Geschichte sofort an den Templiner See gefahren sind, als sie das Bild des Musikpavillons in der Ausstellung gesehen hatten.

Laut Wendel belaufen sich die Kosten für die Instandsetzung auf 100 000 Euro. Das Infrastruktur- und Kulturministerium, die Fachgemeinschaft Bau und die Landeshauptstadt Potsdam unterstützen das Projekt der Brandenburgischen Architektenkammer. Bauherrin ist die Stadt Potsdam. Nicht unerwähnt bleiben darf der Architekturverein „Architrav“. Dieser zeigt am Reinhold-Mohr-Ufer noch bis Jahresende die sehr informative Freilichtausstellung „Der Musikpavillon – ein verstummter Klang der Moderne“.

Das Wiederaufbau-Projekt ist eine Würdigung für den Architekten Reinhold Mohr, der laut Wendel ab 1911 bis Anfang der fünfziger Jahre im Potsdamer Rathaus gewirkt hat. Von ihm stammen nicht nur die „Vergnügungsbauten“ im Luftschiffhafen, sondern auch bemerkenswerte Wohnanlagen an der Heinrich-Mann-Allee. Ungeklärt sei laut Nicola Bröcker, wie die Nutzung und die Pflege des wiederhergestellten Musikpavillons aussehen soll.

Günter Schenke

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