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Musikerhaus in Potsdams Mitte: Pinsel statt Bagger

Seit Jahren liegt die Fläche am historischen Acht-Ecken-Platz brach. Bald könnte dort ein Musikerhaus in historischer Gestalt stehen. Doch bevor gebaut wird, rücken Archäologen an.

Potsdam - Bewegung in der Potsdamer Mitte: Auf dem Grundstück am historischen Acht-Ecken-Platz – gegenüber der heutigen Fachhochschule – könnte es bald sehr lebendig werden. Nachdem die Fläche seit Jahren brach liegt, geht es jetzt mit dem Projekt der Bürgerstadt AG für ein Musikerhaus in historischer Gestalt voran. In dieser Woche sollen die Verträge mit dem kommunalen Sanierungsträger für die Potsdamer Mitte endlich unterschieben werden, wie Bürgerstadt-AG-Vorstand Winfried Hammann den PNN auf Anfrage sagte. Der Bauantrag könne kurzfristig gestellt werden, so Hammann. Der Termin bestätigt auch der Sanierungsträger. Jedoch stehe wegen Änderungen am Baukonzept noch die Zustimmung des Denkmalschutzes aus.

Damit neigt sich eine rund drei Jahre lange Hängepartie ihrem Ende zu. Eigentlich sollte das Gebäude auf dem Grundstück Schwertfegerstraße 9 bereits in diesem Jahr fertiggestellt sein. Doch ein plötzlich aufgetauchter Rückübertragungsanspruch kam dazwischen. Zum Zeitpunkt der Grundstücksübertragung sei dieser Restitutionsanspruch noch nicht bekannt gewesen, hatte der städtische Sanierungsträger seinerzeit mitgeteilt, der das Grundstück im Auftrag der Stadt vergeben hat. „Da war noch etwas im Grundbuch, mit dem keiner gerechnet hat“, sagte Hammann. Inzwischen hat sich allerdings herausgestellt, dass der Rückübertragungsanspruch unberechtigt war.

Zum Jazzen in den Keller

Für das Musikerhaus geplant ist eine am nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissenen historischen Vorbild orientierte Frontfassade. An der Rückseite soll es verglaste Wintergärten geben. So soll das Haus das Pendant zum erhaltenen Gebäude in der Friedrich-Ebert-Straße 122 bilden. Neun Wohnungen, davon sieben mit schallentkoppelten Musikerzimmern, sollen hier unterkommen – daher der Name Musikerhaus. Im Untergeschoss soll es einen Jazzkeller geben.

Einen konkreten Termin für den Baustart gibt es indes noch nicht. Denn das Haus an der Ecke zur Friedrich-Ebert-Straße soll auf historischem Grund errichtet werden. Es handelt sich um ein Bodendenkmal, so Hammann. Unter der Brache gegenüber der Fachhochschule werden Reste der frühen Besiedelungsgeschichte Potsdams vermutet. Dabei soll es sich laut Hammann um Reste eines Palisadenwalls aus dem Mittelalter handeln. Ob und was sich genau unter dem künftigen Musikerhaus verbirgt, soll nun in einer archäologischen Untersuchung geklärt werden.

10.00 Jahre alte Fundstücke

Statt Bagger und Kran wird wohl auf absehbare Zeit mit Pinsel und Schäufelchen gearbeitet – Dauer ungewiss. Dass sich im Boden der Potsdamer Mitte Zeugnisse früher Jahrhunderte verbergen, hatte sich bereits im Zuge des Baus des Landtagsschlosses gezeigt. Auch dort waren unter anderem Palisadenbefestigungen freigelegt worden. Archäologen fanden sogar zwei Feuerstein-Stielspitzen altsteinzeitlicher Rentierjäger vom Ende der letzten Eiszeit – also etwa 10 000 Jahre alt.

Unabhängig von der Archäologie müsse auch noch die Frage der Baustelleneinrichtung geklärt werden. Hammann spricht von einem komplexen Problem. Die Planung sei durch die Ungewissheit über das weitere Schicksal der Nachbargrundstücke nicht erleichtert worden. So sollte nebenan auf dem Grundstück Schloßstraße 1 längst Potsdams neue Synagoge stehen – doch scheiterte eine Bebauung bisher an der Uneinigkeit der jüdischen Gemeinden über die Gestaltung des Gotteshauses. Ein Ergebnis ist dort noch nicht in Sicht. Immerhin tut sich direkt neben dem künftigen Musikerhaus etwas: Anfang September will der Sanierungsträger die Ausschreibung für die Grundstücke Friedrich-Ebert-Straße 123 und der Schloßstraße 9 starten. Auf der Münchner Immobilienmesse Expo Real sollen die Flächen angeboten werden, hatte der Sanierungsträger-Chef Bert Nicke den PNN jüngst gesagt.

Die Bürgerstadt AG ist in Potsdam keine Unbekannte. An der Alten Fahrt realisiert sie das Gebäude in der Brauerstraße 1. Neben dem Palast Barberini, den SAP-Gründer Hasso Plattner derzeit als Kunstmuseum wiederaufbaut, entstehen ein Gebäude mit zehn Wohnungen und ein Gartenhaus, das zur Havel ausgerichtet ist. Auch dort gibt es noch keinen Termin für den Baustart, so Hammann. Er hoffe, dass man in diesem Jahr beginnen könne. Die Baustellenlogistik müsse wegen der engen Platzverhältnisse am Havelufer noch abgestimmt werden.

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