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Musiker Helge Sauer mit nur 50 Jahren gestorben: Trauer um „den Potsdamer Bob Dylan“

Witzig, wuchtig, warmherzig: Der Potsdamer Musiker Helge Sauer ist kurz nach seinem 50. Geburtstag überraschend gestorben. Ein Nachruf.

Es gibt dieses hartnäckige Gerücht, dass Linkshänder statistisch eine kürzere Lebenserwartung haben, Jimi Hendrix wird da als Beweis angeführt, oder Kurt Cobain, alles Gitarristen, die vor Kreativität gesprudelt haben und viel zu früh aus dem Leben gerissen wurden. Linkshänder Helge Sauer hat darüber immer gelacht, so wie immer, mit diesem Helge-Sauer-Lachen, das jeden eingenommen hat: begleitet von dem tiefen Brummen seiner Stimme und mit diesen leicht zusammengekniffenen Augen.

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Helge – der sich selbst lokal eingefärbt am liebsten „Helje“ nannte – und seine Gitarre, das waren Fixpunkte in der Potsdamer Musiklandschaft. Musik war schon immer seine Leidenschaft, sein Zentrum und sein Identifikationspunkt: Angefangen hatte er als Straßenmusiker in Potsdam, und der blieb er ja auch immer. Wenn es etwa zu einer Geburtstagsfeier an der Tür klingelte, war das oft Helge, der statt eines Geschenks sonor brummte, dass er „mal was vorbereitet habe“, die Gitarre dabei. Ob mit Lagerfeuer oder ohne, Helge war die Jukebox, die er selbst nie sein wollte – nur besser. Immer wieder holte er noch einen Song hervor, und noch einen, und am besten war es, wenn er noch die Mundharmonika dabeihatte, der Potsdamer Bob Dylan, nur witziger, und vor allem: warmherziger.

Kaum ein Laden in Potsdam, wo er nicht mal gespielt hat

Ob im Café 11-line, auf dem Theaterschiff, im Nowawes, es gibt wohl kaum einen Laden in Potsdam, in dem Helge nicht mal gespielt hat, an Lagerfeuern, beim Vollmondtrommeln am Aradosee oder beim PNN-Talk „Havelsounds“ in der Wilhelmgalerie. Unvergessen: Helge Sauer mit seinem Georg-Kreisler-Programm „Everblacks“ auf dem Theaterschiff, diese bitterböse-zynischen Lieder, die mit einem Lächeln vorgetragen wurden. Das passte zu ihm, der wie kein anderer Liebenswürdigkeit mit scharfer Zunge zu kombinieren wusste. Leben konnte er freilich nie von seiner Musik: Ein paar Jahre arbeitete er in einem Pflegestift, wo die Wochenenddienste mit seinen Auftrittsmöglichkeiten kollidierten, zuletzt in einem Callcenter.

Am Montag ist Helge Sauer kurz nach seinem 50. Geburtstag plötzlich und unerwartet gestorben. Das Künstlernetzwerk Kulturlobby Potsdam würdigte den Ausnahmemusiker auf Facebook: „Deine Stimme, dein Humor, das gemeinsame Singen auf der Straße und die vielen schönen Momente am Lagerfeuer und anderswo werden bleiben. Ohne dich ist es stiller, Helje. Mach’s jut.“ Helge Sauer hinterlässt nicht nur seine Partnerin und einen Sohn, sondern eine musikalische Lücke, die in dieser Stadt nicht mehr gefüllt werden kann.

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Oliver Dietrich

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