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Altes und Neues. Die „Beiträge zur Potsdamer Geschichte“ von 1969 gibt es heute nur noch antiquarisch. Das „Museumsfenster setzt die Tradition fort.

© Andras Klaer

„Museumsfenster“ des Potsdam Museums: Stadtgeschichte zum Mitnehmen

„Museumsfenster“ heißt die neue Schriftenreihe des Potsdam Museums. Der erste Band widmet sich auch der Vedutenmalerei.

Ein Museum ist wie ein Eisberg. Was man sieht, ist stets nur ein kleiner Teil. Das meiste bleibt dem Besucher verborgen, im Archiv, im Depot, auf den Schreibtischen und Arbeitsplätzen der wissenschaftlichen Mitarbeiter. Oder es ist als Sonderausstellung nur zeitlich begrenzt zu sehen. Deshalb gehören immer auch Publikationen zur Aufgabe eines Museums, Veröffentlichungen, die die Bandbreite aller Museumsarbeiten festhalten. Die zeigen, woran geforscht wird, was es Neues gibt im Museum, was geplant ist. Die auch mal vertiefend ein Thema betrachten. Es ist Museumsarbeit zum Mitnehmen, im Taschenformat. Am gestrigen Dienstag stellte das Potsdam Museum den ersten Band einer neuen Reihe vor. „Museumsfenster“ soll sie heißen und im Wortsinne Einblicke geben.

Nach der Neuausrichtung und dem Umzug des Museums in das neue Haus am Alten Markt war es an der Zeit, auch die Publikationstätigkeit des Museums neu auszurichten, sagte Direktorin Jutta Götzmann bei der Präsentation des ersten Bandes. Das „Museumsfenster“ soll es zusätzlich zu Ausstellungskatalogen geben. Jedes Buch besteht aus mehreren Aufsätzen externer Autoren oder von Mitarbeitern des Museums. Es werden spezielle Sammlungen oder Forschungsergebnisse vorgestellt, auch besondere aktuelle stadthistorische Themen – jeweils mit Bezug zum Museum. Das ist der Unterschied zur früheren Publikationsgeschichte des Museums. Denn zwar wurden immer schon Schriften vom Museum herausgegeben, anfänglich also vom Museumsverein, später, zur DDR-Zeit, vom „Bezirksheimatmuseum Potsdam“. Doch oft war das unter den damaligen politischen Strukturen nur mit Einschränkungen oder unter Zäsuren möglich. Zudem ging es in den Heften gerade zu DDR-Zeiten oft weniger um museumsspezifische als um allgemeine kommunalpolitische, gesellschaftliche Themen. Viele Autoren fanden hier sogar eine Nische, in der sie Aufsätze publizieren konnten, die anderswo nicht unterstützt worden wären. So schrieb der Stadthistoriker Hartmut Knitter im Heft 17 der „Beiträge zur Potsdamer Geschichte“ von 1969, dass, im Gegensatz zur offiziellen Meinung, die Amerikaner nicht an der Bombennacht im April 1945 beteiligt waren. „Die Bücher waren damals heiß begeht“, sagte Hannes Wittenberg, stellvertretender Museumsleiter. Heute sind sie antiquarisch viel wert.

Im ersten neuen Museumsband stellt Uta Kaiser, Kunsthistorikerin am Potsdam Museum, die Tradition der Vedutenmalerei vor. Auch von Potsdam existieren Hunderte solcher damals sehr beliebten Stadtansichten. Als im 19. Jahrhundert die Lithografie erfunden wurde, fanden solche Bilder als Bestandteile von Grafikmappen großen Absatz. In Potsdam kletterten Maler immer wieder gern auf Hügel, den Braushausberg, den Pfingstberg, und malten die Stadt zu ihren Füßen.

Aus dem 20. Jahrhundert stammen die Potsdam-Dias von Hubert Globisch. Einen Teil seiner Sammlung hatte Globisch dem Argus-Verein überlassen, der sie dann an das Museum weitergab. Der Architekt und Bauhistoriker Thomas Sander schrieb dazu einen Aufsatz „Alltag zwischen Aufbau und Zerstörung“, zu sehen sind selten klare Farbfotos von Neubauten und zerfallenen Häuserzeilen, die auf dem ersten Blick dennoch schwarz-weiß erscheinen, so trist und eintönig zeigt sich die Bausubstanz.

Museumsmitarbeiterin Wenke Nitz widmet sich mit dem Essay „Eine Stadt im Krieg“ noch einmal ausführlich dem Thema Erster Weltkrieg in Potsdam, zu dem es vor zwei Jahren eine Sonderausstellung gab. Hannes Wittenberg schreibt über die Besatzung Potsdams durch sowjetische Truppen. Jutta Götzmann über neue Ge-

mälde der Malerin Magda Langenstraß-Uhlig und Judith Granzow über Neuzugänge in der fotografischen Sammlung, Fotos von Manfred Hamm aus dem Potsdam der 1990er-Jahre – allesamt neue Fenster in Potsdams Stadt- und Museumsgeschichte.

„Museumsfenster“, erschienen im Bebra-Verlag, kostet 14,95 Euro, erhältlich unter anderem im Museums-Shop

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