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Museum in Leipzig besitzt Originalrelief der Garnisonkirche: Auf der Suche nach Trümmerteilen

Der Potsdamer Rainer Eckert suchte nach alten Trümmerteilen der Garnisonkirche - und wurde an ungewöhnlichen Orten fündig. Einige Stücke sind in Leipzig zu sehen.

Potsdam/Leipzig - Rainer Eckert erinnert sich noch genau an die Geschehnisse vor 46 Jahren – und sie lassen ihn nicht los. Am 23. Juni 1968 wurde die Garnisonkirche in Potsdam gesprengt. Er war dabei, fotografierte und demonstrierte als 18-Jähriger gegen die Entscheidung der DDR-Führung. Eckert wurde festgenommen, dann aber bald wieder laufen gelassen. Selbst die Bilder durfte er behalten.

Der gebürtige Potsdamer ist seit 1999 Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums in Leipzig und machte die Zeit der Kirchensprengungen in ostdeutschen Städten sowie des Prager Frühlings zu Schwerpunkten seiner Arbeit. In Potsdam suchte er Ende der 1990er-Jahre gemeinsam mit dem dortigen Museum nach Ausstellungsstücken, die die Zerstörung der Garnisonkirche dokumentierten – und wurde eher durch Zufall fündig. Noch heute sind einige Originalteile seiner Jagd nach Trümmern in seinem Museum in der sächsischen Stadt zu sehen.

Mühsame Suche an ungewöhnlichen Orten

Es war eine mühsame Suche an ungewöhnlichen Orten, erzählte er. Fündig wurde Eckert eigenen Angaben zufolge 1997 auf einem Außengelände des Potsdam Museums. In der Villa Alexandrowka in der Russischen Kolonie entdeckte er zwei sogenannte Trophäen, Flaggen oder Figuren, die an die preußischen Kriegserfolge erinnerten. Sie gehörten zum Skulpturenensemble der Kirche. „Auf dem Hof im Gestrüpp lagen mehrere große Architekturteile, darunter waren auch die Trophäen“, sagte Eckert den PNN.

Eine davon durfte er 1999 als Dauerleihgabe mit nach Leipzig nehmen. Bis das Potsdam Museum sie Jahre später dann doch wieder zurückforderte. Um nicht ganz mit leeren Händen dazustehen, durfte Eckert aber im Depot nach Ersatz suchen – er fand eine schmiedeeiserne Umzäunung und ein Giebelrelief.

Zufallsfund ist so groß wie ein Sofa

Und dies hat es durchaus in sich. Das Relief schmückte ursprünglich das Dach zum Hauptportal. Ausgerechnet in Leipzig ist nun also ein relativ großes und gut erhaltenes Ornament der Garnisonkirche zu sehen. Gemeinsam mit dem alten schmiedeeisernen Zaun steht das rund zwei Meter lange und ein Meter breite Mauerstück im Zeitgeschichtlichen Forum.

Auch dies sei eher ein Zufallsfund in den Depots des Museums gewesen, berichtet Rainer Manertz, Sprecher des Verbundes „Zerstörte Kirchen“, der auf das Ausstellungsstück aufmerksam machte. „Es ist so groß wie ein Sofa, ein richtiger Klotz“, sagte er den PNN. Das Giebelrelief enthält Initialen des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I. Auch die Stiftung Garnisonkirche geht davon aus, dass es sich um ein Original handelt. Dies sei aber noch nicht überprüft worden, sagte Sprecherin Friederike Schuppan.

Was nun mit den beiden Devotionalien passiert, ist noch völlig unklar. Eckert würde sie natürlich gerne in seinem Museum weiterhin ausstellen. Allerdings wäre es auch schön, „wenn sie wieder eingebaut werden“, fügte er hinzu. Vielleicht gebe sich die neue zu errichtende Kirche aber mit einer Kopie zufrieden. Schließlich sei das Original hier in Leipzig doch gut aufgehoben, sagte er.

Kleine Glocke mit russischer Inschrift

Erst im Januar war ein bislang verschollenes Einzelteil der geschichtsträchtigen Kirche wiederaufgetaucht – eine kleine alte Glocke. Laut der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche ist darin eine russische Inschrift und die Jahreszahl 1821 eingraviert. Dass die Glocke aus der Garnisonkirche stammt, ist für Volker Schobeß, Autor von Publikationen zur preußischen Militärgeschichte, durchaus glaubwürdig. Ihre russische Inschrift deute auf die preußisch-russische Waffenbrüderschaft hin, die eine Tradition von über 100 Jahren aufzuweisen hatte.

Möglicherweise finden sich in nächster Zeit noch andere Teile der Kirche wieder. Laut Rainer Manertz, der auch im Förderverein für die Garnisonkirche aktiv ist, wurde ein Großteil der Trümmer am Brauhausberg vergraben. Auch im Depot des Potsdam Museums gebe es noch Fragmente, sagte er. Das Museum konnte diese Angaben am Mittwoch zunächst nicht bestätigen.

Ob die Kirche, die auch durch den „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933 und dem Handschlag zwischen Adolf Hitler und Reichspräsident Hindenburg in die Geschichte einging, aber tatsächlich wieder aufgebaut wird, ist noch völlig unklar. So soll in den kommenden Monaten ein Bürgerdialog starten. Dies wird aber von einer Bürgerinitiative gegen den Wiederaufbau abgelehnt. Sie fordert eine vorherige Bürgerbefragung. Zudem dürfte es weiterhin an den benötigten Spendengeldern in Millionenhöhe fehlen. Immerhin: Zuletzt spendeten zwei Privatleute laut Stiftung insgesamt 57.000 Euro.

Stefan Engelbrecht

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