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Muschelgrotte im Neuen Garten: Im Glanz der Muscheln

Muscheln, Mineralien, Glassteine: Friedrich Wilhelm II. ließ die prachtvolle Muschelgrotte im Neuen Garten bauen. Jetzt wird sie wiederhergerichtet.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Hier und da findet sich noch einen Muschelabdruck, wenige Stellen glitzern im Licht des Scheinwerfers. Überall jedoch lassen sich die einst kunstvoll angelegten Mosaikornamente erkennen. Die vergangene Pracht der Muschelgrotte im Neuen Garten – sie lässt sich erahnen. Versteckt ist sie auch immer noch da: In der halb verschwundenen Deckenmalerei des Künstlers Bartolomeo Verona, den geschwungenen Nischen an den Seitenwänden und dem teilweise erhaltenen rautenförmig gemusterten Steinboden.

Stück für Stück soll die alte Schönheit wieder vollständig hergestellt werden. Zunächst wird sie aber erst einmal für die Besucher des Neuen Gartens sichtbar gemacht. Denn die Muschelgrotte wird noch bis Ende August mit historisch nachempfundenen Fenstern ausgestattet, die eigens einem Schmied in der Berliner Domäne Dahlem hergestellt werden.

Muschelgrotte von Friedrich Wilhelm II. als Rückzugsort erbaut

„Damit bekommt die Grotte ihre Augen wieder“, sagt Susanne von der Osten-Sacken, Vorsitzende des Förderkreises Muschelgrotte im Neuen Garten e.V. „Schließlich sollen die Leute ruhig sehen, was für ein Juwel hier am Jungfernsee liegt.“ Seit seiner Gründung im Jahr 2003 setzt sich der Verein für die Bekanntmachung und Wiederinstandsetzung der Grotte ein, die Ende des 18. Jahrhunderts von Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. erbaut wurde. Der nutzte den Bau als versteckten Rückzugsort. Die nahe gelegene Borkenküche ermöglichte stille Teestunden oder auch größere Festtafeln, wie von der Osten-Sacken erklärt. Der Überlieferung zufolge soll der mystisch interessierte Friedrich Wilhelm II. wohl auch Séancen in der Grotte abgehalten haben.

Das wiederum war seinen Nachfolgern etwas unheimlich, was dazu führte, dass die Grotte schon unter Friedrich Wilhelm III. weitgehend ungenutzt blieb und schnell in Vergessenheit geriet. „Wilhelm II. hat hier wohl nur seine Boote untergestellt, weil ihm der Ort nicht geheuer war“, sagt Vereinsmitglied Volker Freiherr von Wangenheim. „Während der DDR lag die Grotte ja im Grenzstreifen und diente Soldaten als Unterstand.“

Feuchtigkeit hat sich durch die Decke gefressen

In Zusammenarbeit mit der Stiftung für Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) wurde der Bau in einem ersten Schritt trockengelegt. Dazu wurde der von Friedrich Wilhelm II. eigens zur Durchlüftung angelegte Gang, welcher zu DDR-Zeiten gesperrt wurde, wieder freigelegt.

„Man sieht sehr deutlich, wie die Feuchtigkeit sich durch die Decke gefressen hat“, so von der Osten-Sacken. „Und auch an den Wänden ist vieles deswegen abgefallen.“ Viele Steine, die früher die Grotte schmückten, befinden sich heute in Behältern, sorgsam sortiert. Nach und nach sollen sie von den Restauratoren der SPSG wieder angebracht werden. „Wir wissen vor allem durch alte Bilder, wie es hier früher ausgesehen hat“, erklärt die Vereinsvorsitzende. Ihr Kollege Volker Freiherr von Wangenheim ergänzt: „Uns ist es besonders wichtig, dass alles so originalgetreu wie möglich restauriert wird, aber da vertrauen wir den Mitarbeitern der Stiftung vollkommen.“ Dem Verein ginge es auch nicht darum, alles auf einen Schlag fertigzubekommen. „Lieber alles Schritt für Schritt, aber dafür ordentlich“, so von Wangenheim. „Immer wenn mal wieder Geld da ist, kommt etwas hinzu.“

Führungen durch die Grotte

Um Geld einzunehmen, öffnet der Verein die Muschelgrotte auch für öffentliche Veranstaltungen, etwa für die Musikfestspiele oder den Tag des offenen Denkmals. Auch privatere Runden mit bis zu 50 Personen können dort Platz finden, wie von Wangenheim sagte. „Auf Anfrage bieten wir außerdem Führungen durch die Grotte an“, sagt Susanne von der Osten-Sacken. „Für Spenden und neue Mitglieder sind wir natürlich immer dankbar.“ Die Unterstützung bliebe auch nicht unbelohnt, wie sie betont: Jedes neue Mitglied hat für ein Jahr kostenfreien Zugang zu Potsdams Schlössern und Gärten.

Wenn die neuen Fenster eingesetzt sind, wird der Boden das nächste größere Projekt sein, dem sich der Förderkreis annimmt. Der große Traum sei es, irgendwann Bankette wie zu Zeiten Friedrichs Wilhelm II. abzuhalten, so Volker Freiherr von Wangenheim. „Man muss sich das mal vorstellen, wie das hier aussehen könnte, wenn das alles wieder glänzt“, schwärmt er.

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