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Teurer Müll. Nirgendwo in Ostdeutschland kostet die Entsorgung von Müll so viel wie in Potsdam. Im Abfallgebührenranking des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft landet die Landeshauptstadt auf Platz 89 von 100.

© Andreas Klaer

Müllgebühren in Potsdam: Wo der Müll am meisten kostet

Potsdam hat die höchsten Abfallgebühren aller Landeshauptstädte und ist in Ostdeutschland am teuersten. Der Gebührenvergleich dürfte auch in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung im Herbst für Gesprächsstoff sorgen.

Potsdamer müssen bundesweit mit am tiefsten in die Tasche greifen, wenn es um die Entsorgung ihres Mülls geht. Beim Vergleich der Abfallgebühren in den 100 größten deutschen Städten, den die Kölner IW Consult, eine Firma des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, im Auftrag des Eigentümerverbandes Haus & Grund erarbeitet hat, landet die Landeshauptstadt auf Platz 89. Potsdam kassiert demnach in Ostdeutschland die höchsten Müllgebühren und ist auch die teuerste der 16 deutschen Landeshauptstädte, wenn es um den Müll geht. Im Vergleich zu Flensburg – das mit den günstigsten Gebühren den ersten Platz im Müllranking belegt – müssen die Potsdamer das bis zu Dreifache pro Jahr zahlen.

Für die Berechnungen legten die Forscher einen Musterhaushalt mit einer Familie mit zwei Kindern in einem Einfamilienhaus ohne eigenen Kompost zugrunde. Ausgerechnet wurde, was diese Musterfamilie für die Entsorgung einer festgelegten Menge von Restmüll, Biomüll, Sperrmüll und Altpapier in jeder Stadt laut der aktuellen Abfallgebührensatzung zahlen müsste. Dabei berechneten die Forscher wiederum vier verschiedene Modelle – je nach Abfuhrrhythmus und Servicegrad. Beim Service geht es darum, ob die Tonne am Abholtag selbst an den Straßenrand gebracht und wieder zurücktransportiert werden muss – das wäre der Teilservice; oder ob das Müllabfuhrpersonal derartige Arbeiten übernimmt – beim Vollservice. Unterschieden haben die Forscher außerdem die Kosten für eine ein- oder zweiwöchige Leerung. Aus den vier Varianten – wöchentlicher und zweiwöchentlicher Teilservice sowie wöchentlicher und zweiwöchentlicher Vollservice – berechneten die Forscher einen Index, auf dem Potsdam mit Platz 89 einen der letzten Plätze belegt.

241,74 Euro müsste die Musterfamilie in Potsdam laut Studie in diesem Jahr bei 14-tägigem Teilservice bezahlen, happige 508,56 Euro werden es bei 14-tägigem Vollservice. Zum Vergleich: Im benachbarten Berlin – Platz 62 – würden in diesen beiden Varianten für die Mustermanns 237,33 Euro beziehungsweise 288,38 Euro pro Jahr fällig. Spitzenreiter Flensburg verlangt dagegen nur respektive 111,10 Euro oder 135 Euro. Auf Platz zwei landet Chemnitz – dort kosten die besagten zwei Varianten 116,88 Euro und 151,98 Euro.

Nur elf Städte schneiden noch schlechter als Potsdam ab

Die günstigste Landeshauptstadt ist laut der Studie Magdeburg auf Platz vier, aber auch Mainz, Schwerin, Wiesbaden, München, Stuttgart und Kiel schaffen es in die Top-25. Im teuersten Viertel am unteren Ende der Liste landet von den Landeshauptstädten neben Potsdam dagegen nur noch Düsseldorf – Platz 84.

Nur elf Städte schneiden schlechter als Potsdam ab – darunter Kaiserslautern, Karlsruhe und Moers. Deutschlandweites Schlusslicht ist laut der Studie Leverkusen: Dort müsste die Musterfamilie für die besagten Varianten gepfefferte 481,60 Euro beziehungsweise 585,26 Euro pro Jahr zahlen.

Gebührenunterschiede haben Bundeskartellamt auf den Plan gerufen

Die in der Müll-Studie zutage tretenden erheblichen Gebührenunterschiede haben bereits das Bundeskartellamt auf den Plan gerufen (PNN berichteten). Voraussichtlich im Herbst werde seine Behörde mit einer breit angelegten Sektoruntersuchung „den gesamten Bereich der Haushaltsabfälle“ prüfen, hatte Kartellamtschef Andreas Mundt in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ angekündigt. Auf den Prüfstand soll demnach der Wettbewerb um die Vergabe der Müllabfuhr kommen. Die Behörde sorge sich um die wachsende Konzentration und den Druck durch Branchenriesen wie Remondis, Suez und Veolia. Remondis hält 49 Prozent des Potsdamer Stadtentsorgers Step, einer Stadtwerke-Tochter.

Der Müll-Vergleich dürfte auch in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung im Herbst für Gesprächsstoff sorgen. Dann muss wie jedes Jahr über die neue Abfallgebührensatzung entschieden werden. Im Jahr 2016 waren die Müllgebühren zuerst deutlich gestiegen: Bis zu 35 Prozent teurer wurde die Restmüllentsorgung. Die Stadt hatte das unter anderem mit der Einführung der Biotonne begründet. Im späten Frühjahr wurden die Gebühren dann neu berechnet – und gesenkt. Die Stadt hatte dabei auch Mehreinnahmen in Höhe rund 900 000 Euro aus dem Jahr 2014 verrechnet.

Für Schlagzeilen hatten zuletzt die Müll-Kontrollen in Sachen Biomüll gesorgt: Dabei geht es darum, ob Haushalte, die eine Eigenkompostierung angemeldet haben und so die Kosten für die neue Biotonne sparen, auch tatsächlich kompostieren. Wie berichtet haben Ordnungsamtsmitarbeiter bei Kontrollen etliche Verstöße festgestellt.

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