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Müllentsorgung in Potsdam: Wohin mit Potsdams Biomüll?

Die Stadtwerke haben bisher keinen Standort für eine neue Vergärungsanlage gefunden. Allerdings will die Stadt die Müllgebühren überprüfen.

Potsdam - Der Stadt Potsdam gehen die Kapazitäten für die wachsende Menge Biomüll aus. Bis Ende 2019 gilt dafür ein Vertrag mit einer Kompostieranlage in Jünsdorf. Wie es dann weitergehe, sei aber unklar, sagte am Montag Nicole Prestin, Bereichsleiterin für Abfallwirtschaft im Rathaus. Anlass war die Vorstellung des Abfallwirtschaftskonzepts.

Kompostieranlagen sind zunehmend problematisch

Demnach sei die Nutzung von Kompostieranlagen zunehmend problematisch, Grund seien erhöhte Anforderungen aus dem Düngemittelrecht. Eine Alternative wären Vergärungsanlagen – allerdings gäbe es dafür derzeit nicht genügend Kapazitäten im Land. Weiterhin heißt es in dem Konzept, der Betrieb einer Vergärungsanlage sei erst ab 20 000 Tonnen Biomüll pro Jahr wirtschaftlich. In Potsdam fallen derzeit knapp 15 Tonnen pro Jahr an, bis 2027 soll die Menge auf knapp 19 000 Tonnen wachsen. Daher müsse man auch die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen prüfen, heißt es in dem Konzept.

Für das Thema Müll ist aktuell die Stadtwerke-Tochter Stadtentsorgung (Step) zuständig – die vor Jahren eigentlich eine neue Vergärungsanlage bauen wollte. Als Standorte waren entweder Flächen bei den Ortsteilen Satzkorn und Marquardt oder in der Nähe von Michendorf an der Fresdorfer Heide vorgesehen. Allerdings hatte es damals schon Kritik von Anwohnern gegeben, die erhebliche Geruchsbelästigungen und zusätzlichen Schwerlastverkehr fürchteten. Ein Stadtwerke-Sprecher sagte auf PNN-Nachfrage, die Standortsuche sei bisher nicht erfolgreich gewesen: „Es ist schwierig.“

Die Erfahrungen mit der Biotonne werden als positiv beschrieben

Der Biomüll-Anteil steigt auch durch die seit 2016 begonnenen öffentlichen Grünabfallsammlungen, wofür gerade im Herbst an unterschiedlichen Standorten der Stadt große Container für Laub, Rasenschnitt und Astwerk aufgestellt werden. Dabei habe man im vergangenen Jahr schon mehr als 100 Tonnen Blätter gesammelt. Dies wolle man ausbauen, heißt es in dem Konzept.

Als weitgehend positiv werden die Erfahrungen mit der stadtweiten Einführung der Biotonne beschrieben. „Die Leute lernen das Mülltrennen immer besser“, sagte Prestin. Sie verwies gleichwohl noch einmal darauf, dass Plastiktüten nicht in den Biomüll gehören – das betrifft auch die angebotenen biologisch abbaubaren Tüten. Denn diese zersetzen sich aus Sicht der Stadt viel zu langsam. Prestin verwies zudem auf das Mikroplastikproblem – laut Experten werden etwa fünf Millionen Tonnen Kompost jedes Jahr in Deutschland hergestellt und auf landwirtschaftlichen Flächen verteilt. Ist der Kompost mit Plastik verunreinigt, können kleine Partikel in die Nahrungsketten gelangen und auch von Menschen aufgenommen werden.

6000 Haushalte haben sich von der Biotonnen-Pflicht befreien lassen

Laut Abfallkonzept der Stadt haben sich mehr als 6000 Haushalte von der Biotonnen-Pflicht befreien lassen und kompostieren selbst – was bei den Abfallgebühren bares Geld spart. Doch das Ordnungsamt überprüft vor Ort, dass Bioabfall dann nicht in den normalen Restabfall wandert, heißt es in dem Konzept der Stadt.

Kritisch bewertet das Konzept die Lage bei den Glascontainern. Es müssten zusätzliche Standplätze geschaffen werden. Dafür würden sich zum Beispiel Einkaufszentren anbieten. Für neue Wohngebiete sollten schon vor dem Bau die Voraussetzungen geschaffen werden, um Glascontainer aufstellen zu können, so die Idee. Ebenso empfiehlt das Konzept, für den wachsenden Potsdamer Norden den Betrieb eines dritten Wertstoffhofs zu prüfen, bei dem zum Beispiel Altfarben oder anderer Sondermüll abgegeben werden kann. Damit lasse sich zusätzlicher Straßenverkehr vermeiden und auch das richtige Trennen von Abfällen erleichtern. Bisher gibt es solche Sammelstellen nur in Babelsberg und Drewitz.

Auch die Müllgebühren sollen auf den Prüfstand

Überprüfen will die Stadt die Struktur der Müllgebühren. Und zwar mit dem Blick darauf, ob Abfälle vermieden oder besser getrennt werden könnten. Unter anderem gehe es darum, ob man bedarfsgerecht abrechnen kann – also nur dann Kosten anfallen, wenn tatsächlich eine volle Mülltonne abgeholt wird. Bisher werden die Gebühren pauschal berechnet – egal, ob zum Beispiel die gelbe Wertstofftonne auch wirklich voll ist oder nicht.

Weiter wird in dem Konzept angekündigt, dass die Öffentlichkeitsarbeit rund um das Thema Abfall intensiviert werden soll – auch über den Internetauftritt der Stadt Potsdam. Ebenso seien in dem Konzept nicht näher definierte Theatervorstellungen zum Thema geplant sowie weitere Initiativen „zur Minimierung von herrenlosen Abfällen im Stadtgebiet“. All diese Punkte müssen die Stadtverordneten noch absegnen.

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