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Weg mit dem Dreck. Am Sonntag um 11 Uhr startet die Müllsammelaktion des Zentrums für Hochschulsport der Uni Potsdam. Wenn es nach den Organisatoren geht, soll die die Veranstaltung nun jährlich stattfinden.

© Andreas Klaer

Müll in Potsdam: Eimer für alle und alle für Eimer

Bei der Aktion „Putzdam“ am Sonntag lädt der Verein für Hochschulsport zum Müllsammeln in Potsdam ein. Bei einer spontanen Aktion hat die Gruppe bereits am Uni-Sportplatz Abfall eingesammelt. Nach wenigen Minuten war der Müllsack voll.

Von Valerie Barsig

Potsdam - Es waren gerade einmal acht Minuten auf dem Sportplatz der Universität Potsdam, dann war der Müllsack voll. „Die Achtlosigkeit ist groß“, beschreibt Christian Schubert das Problem, dem er in seiner Mittagspause mit Kollegen des Zentrums für Hochschulsport begegnet. Spontan sammelten sie Müll. Das hielt er auch im sozialen Netzwerk Facebook fest: „Eigentlich wirken die Grünflächen am Sportplatz sauber und gepflegt“, schreibt Schubert. Der Rundgang zeigte aber ein anderes Ergebnis: Eine Tüte voller Abfall sammelten er und seine Kollegen in kürzester Zeit, inklusive eines Teppichrestes, der einfach achtlos im Wald entsorgt wurde.

Danach riefen er und seine Kollegen das Motto „Eimer für alle und alle für Eimer“ aus und organisierten einen Sternlauf zum Müllsammeln, der an diesem Sonntag um 11 Uhr beginnt und zu dem alle Potsdamer eingeladen sind. Bei der Aktion „Putzdam“ sind neben dem Verein für Hochschulsport auch die Naturschutzorganisation BUNDjugend, das Studentenwerk und die Stadtentsorgung Potsdam (Step) beteiligt.

Zu Fuß, auf Brettern und im Kajak für ein sauberes Potsdam

Sieben Gruppen starten an mehreren Stellen in der Stadt, unter anderem am Neuen Palais, im Lustgarten oder am Jägertor. Außerdem gibt es zwei Teams, die in Kajaks und auf Brettern zum Stand-up-Paddling Müll auf Wasserwegen sammeln. Gegen 12.30 Uhr treffen sich die Teilnehmer – bisher sind 55 angemeldet – in der Kastanienallee 22c. Der gesammelte Müll wird dann von der Step abgeholt. Danach wird gemeinsam gegrillt. „Natürlich weitgehend müllfrei“, betont Schubert. Dazu werden Fleischerkisten vom Metzger geholt, das Gemüse auf dem Markt gekauft und Teller und Besteck vom Studentenwerk bereitgestellt. „Wir würden uns eine dreistellige Teilnehmerzahl wünschen“, sagt Schubert. Geht es nach ihm, soll sich „Putzdam“ in den nächsten Jahren etablieren.

Es sind Aktionen wie diese, die den Müll in Potsdams Parks, der erst am Wochenende im Neuen Garten für Schlagzeilen sorgte, reduzieren könnten. Es sind aber auch ganz grundsätzliche Änderungen, die Kerstin Kräusche, Referentin für Nachhaltigkeit von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde fordert. „Städte stoßen mit der Organisation der Abfallentsorgung an ihre Grenzen“, sagt Kräusche. Gleichzeitig fehle in Verwaltungen oft die Sensibilität für das Thema. Es seien kleine Dinge, wie zum Beispiel die Verwendung von Umweltpapier, die viel ändern könnten. In der Verwaltung in Potsdam wurde aber bereits vor mehreren Jahren auf Umweltpapier umgestellt, sagte Rathaussprecher Markus Klier gestern auf Anfrage.

Lebenskunde und Coffee-to-go

Auch in Schulen müsste das Thema Umwelterziehung wesentlich präsenter sein: „Ein Fach wie Lebenskunde könnte dabei helfen“, so Expertin Kräusche. Sensibilität für nachfüllbare Gefäße oder das Reparieren von Gebrauchsgegenständen müsse Kindern und auch Erwachsenen vermittelt werden. „Auch die Abschaffung von Coffee-to-go-Bechern ist eine Kleinigkeit, die viel bewirkt.“

Dabei hilft zum Beispiel das Studentenwerk in Potsdam: Im August vergangenen Jahres führte die Organisation einen Mehrwegbecherrabatt ein, 10 Cent müssen Studenten mit eigenem Gefäß weniger für ein Heißgetränk bezahlen. Übriggebliebener Kaffeesatz kann zum Gartendüngen in der Mensa abgeholt werden. Außerdem wurden Mehrwegbecher aus Bambus angeboten. „Seit der Einführung wurden insgesamt 713 davon verkauft“, sagte Studentenwerk-Sprecherin Josephine Kujau den PNN. Von August 2017 bis Ende März 2018 seien an allen Potsdamer Hochschulstandorten insgesamt 377 868 Heißgetränke verkauft worden, davon wurden 124 385 im Einwegbecher, 50 044 im mitgebrachten Mehrwegbecher verkauft und der Rest ging in der Porzellantasse über den Tresen.

„Der Umgang mit Müll muss stärker in die Öffentlichkeit gebracht werden“

Neben dem Umwelt- ist Müll auch ein Kostenfaktor: Allein die Entleerung der Eimer im Stadtgebiet kostete die Stadt Potsdam im vergangenen Jahr 485 000 Euro. Insgesamt kamen 302,3 Tonnen Müll im Jahr 2017 zusammen, im Jahr davor waren es 291 Tonnen. Die Abfallstärksten Monate sind laut Daten aus dem Rathaus Mai bis September.

341 Abfallbehälter an öffentlichen Straßen sollen in Potsdam den Müll schlucken, dazu kommen noch einmal sieben Kombi-Behälter und 450 Abfallbehälter auf öffentlichen Grünflächen und Spielplätzen. Außerdem stellt die Stadt 137 Hundekottütenspender zur Verfügung und hat die Zahl der Tüten im vergangenen Jahr auf 530 000 erhöht. Oft landet der Abfall allerdings neben dem Mülleimer oder fernab im Gebüsch. Dagegen tritt Christian Schubert mit seiner Truppe am Sonntag an. „Der Umgang mit Müll muss stärker in die Öffentlichkeit gebracht werden.“ Denn nur so könne man dem Problem Herr werden.

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