zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Motiviert bis zum Schluss

Mit einem Potsdamer Modellprojekt sollen Strategien entwickelt werden, mit denen Arbeitnehmer bis ins Alter leistungsfähig und zufrieden bleiben. 2014 werden die Ergebnisse präsentiert

Immer länger müssen Menschen in Deutschland arbeiten, mittlerweile bis zum 67. Lebensjahr. Nicht jedem fällt es leicht, bis zuletzt mit Interesse und Elan dabei zu sein. In Potsdam wurde im vergangenen Jahr ein Modellprojekt gestartet, mit dem Strategien entwickelt werden sollen, die Leistungsfähigkeit und das berufliche Wohlbefinden möglichst lange zu erhalten. „Demografiefeste Personalbindung“ heißt das im Fachjargon.

Drei kommunale Unternehmen – nämlich die Stadtverwaltung, das Klinikum „Ernst von Bergmann“ und der städtische Unternehmensverbund ProPotsdam – sowie der Verein „Selbstbewusst Altern in Europa“ beteiligen sich daran. „Neue Horizonte und Balancen“ heißt das dreijährige Projekt, das von der Robert-Bosch-Stiftung mit 150 000 Euro gefördert wird.

In der Stadtverwaltung Potsdam beginnt bereits im kommenden Jahr der Übergang zur Rente mit 67. Bis zu 50 Jahre Berufstätigkeit seien dann bald keine Seltenheit mehr, sagt der Projektleiter Betriebliches Gesundheitsmanagement bei der Stadt, Gerhard Meck. Die Möglichkeiten, eine Altersteilzeit in Anspruch zu nehmen, seien mittlerweile bis auf wenige Ausnahmen ausgelaufen. Deshalb sei es besonders wichtig, die Arbeitnehmer in den langen Arbeitsjahren zu motivieren, zu qualifizieren und eventuell den Arbeitsalltag auch neu auszurichten, um ein gleichbleibendes Engagement zu erzielen. Gerade sei eine Umfrage durchgeführt worden, was sich die Arbeitnehmer wünschen, sagt Meck. Im Oktober werde die Auswertung vorliegen. In der Planung ist bereits ein Forum für ältere Beschäftigte, an das sie sich wenden können. Als bereits bewährtes Projekt nennt Meck das „Gesundheitscafé“, das einmal im Monat öffnet und Tipps für gesundheitsbewusstes Verhalten gibt.

Diese Idee wurde auch beim Horizonte-Projekt aufgegriffen: Pro Potsdam-Mitarbeiterin Ursula Duchow ist seit 20 Jahren zuständig für das Fördermittelmanagement bei dem kommunalen Unternehmen. Da sie noch das Altersteilzeitmodell in Anspruch nehmen konnte, begann sie Anfang 2000 eine Ausbildung als Gesundheitsberaterin, die sie 2005 abschloss. Duchow leitete bereits drei Gesundheitscafés, eines im Friedrich-Reinsch-Haus am Schlaatz, eines im Hochhaus am Schilfhof und aktuell ein betriebliches bei der Pro Potsdam. Wenn sie in Rente geht, möchte sie auch Angebote für Schulen und Kindergärten machen. Ehrenamtlich.

Das Klinikum „Ernst von Bergmann“hingegen bemüht sich unter anderem darum, wie Erfahrungswissen genutzt werden kann und wie man es verpacken muss, damit die Jüngeren auch wirklich zuhören. Eine weitere Möglichkeit, ältere Menschen einzusetzen, sieht die Vorsitzende des Vereins „Selbstbewusst Altern“, Gisela Gehrmann, in Sondereinsätzen mit Vertragsabschluss. Die Gerontologin denkt da besonders an bestimmte Dienstleistungen. Sie ist gerade mit dabei, einen Rentnerpool mit examinierten Alten- und Krankenpflegern aufzubauen, die an Wochenenden einspringen können, wenn die ausgebildeten Pfleger durch Urlaube oder Krankheit knapp geworden sind. Viele Rentner seien noch rüstig genug, um auf Honorarbasis auszuhelfen, findet Gehrmann.

Durch die Bosch-Förderung abgedeckt sind lediglich organisatorische Belange wie Koordinierung, Fachtagungen, Dokumentationen und öffentliche Auftritte beziehungsweise eine bundesweite Auswertung der Erfahrungen. Kosten, die in den Betrieben anfallen, tragen diese selbst. Auch wenn dies der Schwerpunkt ist, geht es bei dem Projekt auch um andere Phasen des Berufslebens. Der Übergang von der Ausbildung in die Vollbeschäftigung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder Strategien gegen Burn-out. Am Ende, also im Frühsommer 2014, soll ein sogenannter „Instrumentenkoffer“ präsentiert werden, aus dem sich auch andere Führungskräfte oder Personalverantwortliche in der Region bedienen können. dif

Zur Startseite