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Mit der Auseinandersetzung in der Baubehörde in Potsdam beschäftigt sich jetzt die Staatsanwalschaft.

© David Ebener/dpa

Mordprozess in Potsdam: 37-Jähriger soll Kleinkind getötet haben, um zu schlafen

Laut Anklageschrift soll Ricardo H. den eineinhalbjährigen Sohn seiner Freundin mit einem Medikamentencocktail getötet haben, um selbst in Ruhe schlafen zu können.

Potsdam - Mit einem Medikamentencocktail soll Ricardo H. den eineinhalbjährigen Sohn seiner damaligen Freundin getötet haben, um in Ruhe schlafen zu können. Am gestrigen Dienstag begann der Prozess gegen den 37-jährigen Potsdamer vor der großen Strafkammer am Landgericht Potsdam. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, den kleinen Jungen 2014 in der Wohnung am Schlaatz vorsätzlich, heimtückisch und aus niederen Beweggründen getötet zu haben.

Das Kleinkind sei als Frühchen zur Welt gekommen, so Staatsanwalt Peter Petersen, habe oft gequengelt oder geschrien und nur schwer in den Schlaf gefunden. Laut Anklage soll Ricardo H. ihm deshalb mehrfach Medikamente gegeben haben, um ihn ruhig zu stellen. Laut Gerichtssprecher Sascha Beck habe es sich um Mittel gehandelt, die dem Angeklagten selbst verschrieben worden waren. An besagtem Abend im März 2014 soll der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft drei verschiedene Medikamente in süßem Tee oder Babybrei aufgelöst haben, um den bittere Geschmack zu überdecken, und dem Jungen verabreicht haben. Er habe dabei die Absicht gehabt, das Kind zu töten, um selbst in Ruhe schlafen zu können. Ihm sei bewusst gewesen, dass die Medikamente für ein Kind ungeeignet waren und es töten können.

Auch die Mutter des getöteten Kindes soll vor Gericht aussagen

Der Junge starb am selben Abend an Atemstillstand durch Vergiftung in seinem Bett. Der Verteidiger von Ricardo H., Christoph Balke, sagte am Rande des Prozesses, sein Mandant bestreite die Tat. Es sei nun die Aufgabe des Prozesses, alternative Tathergänge aufzuzeigen. Möglicherweise liege eine fahrlässige Tötung vor. Balke deutete an, möglicherweise käme auch die Mutter des Kindes als Täterin in Betracht. „Es hatte nur ein begrenzter Personenkreis Zugang zu dem Kind, die Mutter gehörte dazu“, so Balke. Der Polizei gegenüber habe Ricardo H. laut Gerichtssprecher Beck ausgesagt, er wisse nicht, wie das Kind an die Medikamente gekommen sei. Die Mutter des getöteten Kleinkinds ist Nebenklägerin, sie soll zu einem späteren Zeitpunkt als Zeugin aussagen.

Der Angeklagte ist seit einem Jahr in Untersuchungshaft, derzeit in der Justizvollzugsanstalt Wulkow bei Neuruppin. Laut Gerichtssprecher Beck hätten die Ermittlungen lange gedauert, da die Beweislage habe zunächst nicht ausgericht habe. Unter anderem sei eine Exhumierung des Leichnahms nötig gewesen. 

Der erste Prozesstag war kurz, denn die Verhandlung wurde nach der Verlesung der Anklageschrift vertagt. Grund dafür war ein Antrag von Verteidiger Christoph Balke, die Besetzung des Gerichts sei aufgrund eines Austauschs eines Schöffen nicht rechtens. Der Prozess wird am 19. Oktober fortgesetzt. 

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