Landeshauptstadt: Mord an Bord

Die Flottenparade am morgigen Sonntag ist die 60. der Weissen Flotte Potsdam, die am 1. Januar 1959 in Trägerschaft des VEB (K) Verkehrsbetrieb Potsdam gegründet wurde. Im Jahr 2000 übernahmen Jan Lehmann und Jörg Winkler den Betrieb. Die Flotte umfasst heute acht Fahrgastschiffe und zwei Wassertaxis.

Zu Wasser und zu Lande – am Sonntag

Das Hafenfest im Hafen an der Langen Brücke wird um 11 Uhr mit dem Blasorchester Stücken eröffnet. Und es gibt noch mehr Musik: Ab 12.15 Uhr ist die Excelsis Rockband dran, fünf Herren aus dem Fläming, die Hits von Eric Clapton bis Udo Lindenberg covern. Um 14 Uhr ist der Shanty-Chor Berlin zu erleben, der 1985 vom ehemaligen Chef der Berliner Wasserschutzpolizei, Heinz-Ulrich Lemke, gegründet wurde. Heute sind es 50 Sänger, die die Tradition der Arbeits- und Freizeitlieder der Seeleute auf den großen Segelschiffen des 19. Jahrhunderts hochhalten. Sie haben Gangspill- oder Capstan- und Pump-Shantys im Programm, die damals beim Arbeiten an der Ankerwinde oder an den Pumpen motivieren sollten. Oder sogenannte Forecastle-Shantys, eine Art Freizeitlieder, die die Seeleute früher in der Kajüte oder bei schönem Wetter vorn auf der Back sangen.

Um 15 Uhr legen die acht Schiffe zur Parade ab, 18 Euro kostet ein Ticket für Mitfahrer. Um 15.30 Uhr durchfahren sie im Corso den Hafen, musikalisch begleitet vom Potsdamer Fanfarenzug. Gegen 16.20 Uhr fährt die Flotte am Caputher Gemünd vorbei, wo das Blasorchester Stücken spielt. Gegen 17.30 Uhr werden die Schiffe zurück im Hafen erwartet. Im Hafenbecken gibt es zwischendurch auch was zu sehen, nämlich eine Wassersportshow von der Potsdamer Wakeboardschule Magix Wakeboarding. Bis 18 Uhr gibt es an Land Unterhaltung für Kinder und Musik von Excelsis.

Aus dem Jahresprogramm

Im Programm findet sich viel Altbewährtes, natürlich touristische Schlösserfahrten und Fahrten mit besonderen, saisonalen gastronomischen Angeboten, darunter Touren bis in die Berliner Innenstadt wie der „Altberliner Abend“: Hier tritt ein „Hauptmann von Köpenick“ auf und man speist vom Altberliner Buffet.

Die Angebote der Weissen Flotte sind allerdings mehr und mehr von Gästen jüngeren und mittleren Alters gefragt, sagt Flottenchef Jan Lehmann. Für jüngeres Publikum sind nächtliche Partyausflüge samt Klub-Atmosphäre gedacht, bei denen DJs auflegen und an Deck getanzt wird. Livemusik gibt es bei den Fahrten mit der River Blues Band auf dem Dampfschiff Gustav, das einzige Boot übrigens, auf dem über Kohle gegrillt werden darf, dazu gibt’s Bier vom Fass. Auf die schicke MS Sanssouci wird regelmäßig zur Schlagerparty geladen. Wer es spektakulär mag, kann den „Wannsee in Flammen“ vom Boot aus erleben oder sich an Halloween auf dem Schiff gruseln. Spannung versprechen die Krimi-Fahrten. Mehrere Schauspieler verwickeln die Gäste in einen Mordfall an Bord. Hier gibt es 2018 ein neues Programm: „Kreuzfahrt ins Grab“ spielt 1891 irgendwo im Atlantik, wo der Generaldirektor der Reederei HAPAG spurlos verschwindet.

Ab 28. April bietet die Weisse Flotte wieder Touren zum Baumblütenfest nach Werder, täglich mehrmals direkt auf die Insel und zurück – ein bequemes Shuttle, das jeden Stau umfährt. Steffi Pyanoe