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Landeshauptstadt: „Monokultur“ beendet

Tausende Besucher am ersten Tag von Porta / 50 Millionen Euro investiert / 250 Arbeitsplätze geschaffen

Drewitz - Die regionale Möbelhausbranche hat einen neuen Mitspieler: Gestern hat in Potsdam das erste Einrichtungshaus des Familienunternehmens Porta in Berlin-Brandenburg eröffnet. 50 Millionen Euro sind laut Geschäftsführer Kurt Jox in den autobahnnahen Standort neben dem Stern-Center investiert worden. Zur Eröffnung des bundesweit 20. Porta-Einrichtungshauses – neun davon in den neuen Bundesländer – kamen auch die Unternehmens-Mitinhaber Birgit Gärtner und Achim Fahrenkamp. Insgesamt 5000 Mitarbeiter sind für das Familienunternehmen aus Porta Westfalica in Nordrhein-Westfalen tätig.

Dass andere Möbelhäuser nun einen Konkurrenten fürchten müssen, da ist sich Jox sicher: Ikea habe ein anderes Konzept, aber ansonsten gebe es eine „Monokultur. Jetzt gibt es hier zum ersten Mal Wettbewerb“, so Jox. Schon am Eingang werden mögliche inkognito auftretende Mitarbeiter der Konkurrenten von Möbel Kraft und Möbel Höffner begrüßt und zu einem kostenlosen Mittagessen eingeladen. Die Konkurrenz beobachte sich untereinander, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Er wertete die Werbung anderer Möbelhäuser direkt im Umfeld des neuen Potsdamer Standortes und in den Medien als Zeichen der Nervosität. Zumal der Standort wegen seiner Anbindung, der Berlinnähe und mit der Nachbarschaft zum Stern-Center einmalig sei, so Kurt Jox. Die Entscheidung für Potsdam sei nicht schwer gefallen. Die Stadt hat 150 000 Einwohner, die größte Kaufkraft in Ostdeutschland und Süd-Berlin ist Einzugsgebiet des Standortes.

Das Areal, auf dem der Möbelmarkt mit seinem Discount-Haus Möbel Boss nun gezogen ist, lag die letzten 15 Jahre brach. Verschiedenste Pläne wie die Errichtung eines Spaßbades mit Einkaufslandschaft sowie eines großen Baumarktes und angrenzender Soccer-World sind in den vergangenen Jahren gescheitert. Immer wieder stritten Kommunalpolitiker um die Entwicklung des Geländes. Selbst ein mit Studenten und Architekten aus verschiedenen Ländern besetzter Workshop zum Thema Entwicklung der Drewitz-Brache hatte stattgefunden, doch die danach verfolgten Pläne blieben bis zuletzt nicht realisierbar.

Während Die Linke gegen die Ansiedlung des Baumarktes war, hat sie Anfang Mai 2007 als erste den Möbelmarkt in die öffentliche Diskussion gebracht und damit den Startschuss für die gestrige Eröffnung gegeben. Die Verwaltung musste damals zugeben, nichts von den Ansiedlungsplänen des Möbel-Riesen gewusst zu haben. Gestern dankte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) für die Ansiedlung in Potsdam und erklärte, „die Verwaltung hat ihres dazu beigetragen, dass alles so schnell ging“. Beispielsweise ist für die Genehmigung des Baus kein Bebauungsplan aufgestellt worden. Jox dankte der Verwaltung für die „stets angenehme Zusammenarbeit“.

Nun hat Porta 250 neue Arbeitsplätze in der Landeshauptstadt geschaffen, 180 davon sind mit Hilfe der Arbeitsagentur und deren Fördermöglichkeiten zustande gekommen. Thomas Dietzel aus Potsdam ist einer, der von der Ansiedlung profitiert. Seitdem er vor anderthalb Jahren bei der Bundeswehr ausgemustert wurde, war der 22-Jährige auf Arbeitssuche. Nun hat er eine neue Chance. Er wurde im Porta-Markt in Magdeburg ausgebildet und arbeitet in der Boutique des Einrichtungshauses. Aus dem Team habe er vorher keinen gekannt, aber inzwischen gebe es einen tollen Zusammenhalt. Das sagte auch Angela Schulze, die nach einem Monat Arbeitslosigkeit von Porta angenommen worden ist. Die 48-jährige Beelitzerin ist froh, dass es ein nahezu nahtloser Übergang nach der letzten Arbeitsstelle gewesen ist. Sie empfinde das Arbeitsklima als sehr angenehm. Geschäftsführer Jens Buskies käme morgens durch die Abteilung und begrüße die Mitarbeiter persönlich, erkundige sich nach dem Befinden und vermittle einem ein gutes Gefühl. Sie hofft, dass sie für die Zeit „bis zur Rente“ eine Arbeit hat.

Über mangelnde Beschäftigung konnten sich die Mitarbeiter gestern nicht beschweren. Um 8.44 Uhr stürmten die ersten Besucher den Markt, der Parkplatz mit seinen 865 Plätzen wurde kurze Zeit später wegen Überfüllung gesperrt. Die erste zahlende Kundin war Eva-Maria Pape. Sie kaufte eine Thermoskanne, damit der Kaffee während der Nachtschicht heiß bleibt. Auch gestern kam sie gerade von der Nachtschicht, ging direkt zu Porta, „um mal zu schauen“. Zu sehen gibt es seit gestern im Porta-Möbelhaus neben Möbeln und Accessoires auch ein Restaurant im Obergeschoss sowie auf 350 Quadratmetern einen portalino-Kinderclub.

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