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Bei Starkregen kann der Potsdamer Stadtkanal Wasser aufnehmen - wie hier 2019. 

© Foto: Jana Haase

Mögliche Unterstützung vom Land: Klima-Fördermittel für den Stadtkanal

Großprojekte wie die Wiedergewinnung des Stadtkanals und die Renaturierung der Nuthe sollen Potsdam helfen, mit den Folgen des Klimawandels umzugehen. Es könnte auch Fördergeld geben. 

Potsdam - Das geplante Großprojekt der vollständigen Wiedergewinnung des Stadtkanals könnte vom Kampf gegen die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels profitieren – nämlich durch entsprechende Fördermittel. Ein Antrag auf Förderung für so eine Wasserstraße durch die Innenstadt würde in seiner Behörde sicherlich „wohlwollend geprüft“, sagte Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Donnerstag auf PNN-Anfrage. 

Anlass war eine gemeinsame Digital-Pressekonferenz mit dem Potsdamer Baudezernenten Bernd Rubelt (parteilos) zu sogenannten Klimaanpassungsstrategien im Land und in der Stadt Potsdam. Dabei sagte Minister Vogel, so ein Kanal könne zum Beispiel Wasser bei Starkregenereignissen aufnehmen. Insofern sei das Projekt „ein Musterbeispiel“ dafür, wie sich Fragen des Städtebaus mit Maßnahmen zur Abfederung des Klimawandels verbinden lassen könnten. 

Beschluss für Teilstück

Erst im Dezember hatten die Stadtverordneten auf Initiative der Grünen beschlossen, dass zunächst die Wiederherstellung des nächsten Kanalstücks zwischen der ehemaligen Kellertorbrücke und der Berliner Straße vorbereitet wird. Unter anderem soll das Rathaus die planungsrechtlichen Voraussetzungen schaffen sowie Finanzierungsoptionen aufzeigen, also mögliche Förderoptionen.

Schon im Vorfeld hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) für dieses Frühjahr einen studentischen Ideenwettbewerb für den in den späten 1960er-Jahren zugeschütteten Kanal angekündigt, speziell um den Bereich der Ladenzeile Am Kanal ansprechend zu gestalten. Bis Ende diesen Jahres soll das Rathaus nun zum Fortgang des Großprojekts informieren, so die Beschlusslage.

In der Pressekonferenz wurde deutlich, dass Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel vielfach einen längeren Zeitraum umfassen – aber eigentlich möglichst schnell benötigt werden. So habe die Intensität und Häufigkeit von Extremwetterereignissen durch den Klimawandel in vielen Teilen der Welt deutlich zugenommen – auch in Brandenburg, sagte Frank Kreienkamp vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Potsdam.

Mehr als 100 Hitzetote

Neben dem Einsparen von Treibhausgasen müsse es daher auch Ziel sein, hohe menschliche Schäden zu vermeiden, sagte Vogel. Allein im vergangenen Jahr seien in Brandenburg mehr als 100 Hitzetote zu beklagen gewesen. Kein Klimaschutz und keine Strategien seien zudem am Ende wesentlich teurer, als Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Dazu gehöre auch eine klimagerechtere Landnutzung. 

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So müssten unter anderem der Obstbau und die Auswahl neuer Alleebäume an Klimaveränderungen angepasst werden. Auch die Imkerei sei mit der Zucht resistenter Bienensorten gefordert, betonte Vogel. Sollten die Bienen verschwinden, hätte dies „unglaubliche Auswirkungen“ auf die Lebensmittelversorgung. Auch der Wasserbedarf in Berlin und im brandenburgischen Speckgürtel müsse thematisiert werden. Für den dort steigenden Wasserbedarf stehe kein zusätzliches Wasser zur Verfügung. Geplant sei ein 25-Millionen-Euro-Fonds zur Unterstützung der Kommunen, sagte Vogel. Dafür würden EU-Mittel eingesetzt, die von Land und Kommunen kofinanziert werden sollen. 

Renaturierung der Nuthe

Dezernent Rubelt wiederum stellte ein weiteres Langzeit-Projekt für Potsdam vor: Die in diesem Jahrzehnt anstehende Renaturierung der Nuthe für bis zu 20 Millionen Euro. Demnach soll der Lauf des Flüsschens in Teilbereichen in Richtung der Nuthestraße verlegt werden und nicht mehr geradlinig, sondern eher wellenförmig verlaufen – um auch Platz zu schaffen für Wasserrückhaltebecken.

Daran zeige sich, dass wegen der zunehmenden Extremwetterlagen erheblich in die kommunale Infrastruktur investiert werden müsse, so Rubelt. Dies sei jedoch eine „Last, die die Stadt nicht im normalen Betrieb leisten“ könne. Daher seien Förderprogramme nötig. 

Für Potsdam stellte der Dezernent auch weitere Bemühungen dar – etwa eine neue Stadtklima- und Starkregengefahrenkarte, erstellt gemeinsam mit der Universität Potsdam. Damit ist die Stadt eine der ersten Kommunen im Land. Mit diesen Instrumenten lasse sich für Potsdam nun überblicken, wo es im Sommer zu extremen Wärmebelastungen kommen könne, gerade in der Nacht. Problematisch rot gefärbt sind dabei viele Bereiche in der barocken Innenstadt, in der Brandenburger und der Teltower Vorstadt sowie im südlichen Babelsberg. 

Mehr Bäume und weniger Versiegelung

Mit diesen Erkenntnissen könne man nun zum Beispiel bei der Grünflächenplanung in den Vierteln nachbessern, mehr Bäume pflanzen und mehr Flächen entsiegeln, so der Dezernent. Im Zuge der autoarm geplanten Innenstadt sei das so auch vorgesehen. Rubelt nannte ferner die Wohngebiete am Stern und am Schlaatz als besonders betroffen – für Letzteres erarbeitet die Bauverwaltung gerade wie berichtet ein auch für den Klimawandel angepasstes Sanierungskonzept. 

Mit der besagten Starkregenkarte hingegen kann die Stadt nun bestimmen, wo Probleme bei zu viel Niederschlag zu erwarten sind – wo also zum Beispiel Tiefgaragen volllaufen könnten. So war in der Vergangenheit mehrfach die Fahrbahn im Bereich der Kreuzung Am Kiewitt/ Zeppelinstraße unter Wasser geraten. Gegen solche Überflutungen hatten die Stadtwerke im Herbst ein Konzept ausgeschrieben. Demnach ist dort eine Entflechtung des Mischwasserkanalsystems geplant. Das sei, wie so viele Maßnahmen in dem Bereich, alles andere als trivial, erklärte Rubelt. Er sagte aber auch: „Wir müssen handeln.“

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