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Ende der Gratiskultur. Ab dem 1. Januar 2017 müssen Kunden der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS) für ihre Kontoführung tiefer in die Tasche greifen. Bei Geschäftskonten steigen die Gebühren sogar um acht Euro. Dafür will die Sparkasse ihr Filialnetz weitgehend erhalten.

© Andreas Klaer

Mittelbrandenburgische Sparkasse erhöht Gebühren: Abschied von der Gratiskultur

Kunden der Mittelbrandenburgischen Sparkasse müssen ab 2017 mit höheren Gebühren rechnen. Außerdem fallen einige bisher kostenfreie Leistungen weg. 100.000 Kunden in Potsdam und Umgebung sind betroffen.

Von Matthias Matern

Potsdam - Zahlreiche Banken und Sparkassen haben es vorgemacht und nun zieht auch die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS) in Potsdam nach: Wegen der anhaltenden Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie der gestiegenen Sicherheitsauflagen als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 stellt die MBS zum Jahreswechsel ihre Kontomodelle um. Für die Kunden einer der größten Sparkassen Deutschlands bedeutet dies zum Teil deutlich höhere Kontoführungsgebühren und weniger kostenlose Leistungen. „Der Abschied von der Gratiskultur ist notwendig. Unsere Leistungen sind etwas wert und haben ihren Preis“ erklärte der MBS-Vorstandsvorsitzende Andreas Schulz am Dienstag den PNN.

Nur noch drei Kontomodelle bei der MBS

Betroffen sind von den Änderungen laut MBS insgesamt 470 000 private Girokonten und knapp 30 000 Geschäftskonten. In Potsdam und Umgebung sind es allein rund 100 000 Konten. Am gestrigen Dienstag habe man die Kunden über die geplanten Änderungen informiert, hieß es. Bereits am 5. Oktober sei die neue Kontostruktur den Mitarbeitern vorgestellt worden. Zum Geschäftsgebiet der MBS gehören neben der Stadt Potsdam die Stadt Brandenburg/Havel sowie die Landkreise Potsdam-Mittelmark, Havelland, Oberhavel, Teltow-Fläming und Dahme-Spreewald.

Statt bisher vier Kontomodelle soll es ab dem 1. Januar 2017 für Privatkunden der MBS nur noch drei geben: das Jugendkonto Cashxtra, ein Onlinekonto sowie ein Inklusivkonto mit einem weitgehend kostenfreien Service. Das ohnehin kaum noch nachgefragte Servicekonto werde künftig nicht mehr angeboten, Bestandskonten jedoch weitergeführt, teilte die Sparkasse gestern mit.

Grundpreise für Sparkassen-Kontos steigen

Im Vergleich zu den alten Modellen ergeben sich für die Kontoinhaber teils deutlich höhere Gebühren. Unter anderem steigt der Grundpreis für das sogenannte Inklusivkonto um zwei Euro von 6,50 Euro auf 8,50 Euro. Dort gibt künftig außerdem nur noch eine statt wie bisher zwei Kreditkarten kostenlos. Kunden mit einem Onlinekonto müssen ab Januar dagegen grundsätzlich einen Grundpreis von 2,50 Euro zahlen. Dafür fällt der Mindestgeldeingang von 1200 Euro weg. Eine Kreditkarte kostet künftig 35 Euro jährlich. Aus den beiden Angeboten für Kinder und Jugendliche bis 25 Jahren, FirstCash und Cashxtra, wird nun das Konto Cashxtra. Ein Grundpreis ist bei dem Jugendkonto zwar auch weiterhin nicht fällig, dafür fällt die jährlich Verzinsung von 0,3 Prozent ab einer Einlage von mehr als 1500 Euro weg. Bei Beträgen darunter gibt es weiterhin 1,5 Prozent Zinsen. Bei Inhabern des auslaufenden Servicekontos steigt der Grundpreis zum Jahreswechsel von 3,10 Euro auf 4,50 Euro. Die Sparkassenkarte und die einfache Kreditkarte werden teurer.

Am stärksten steigt der Grundpreis der neuen Struktur zufolge für Geschäftskunden. Sie müssen künftig 12,50 Euro statt 4,50 zahlen. Dafür soll es ein Rabatt in Höhe von 4,50 Euro auf die Gebühren für den Zahlungsverkehr geben.

Auch andere Banken haben ihre Kontenmodelle umgebaut

In der Vergangenheit hatten bereits mehrere andere Geldinstitute mit Verweis auf die schwierige Lage ihre Kontenmodelle umgebaut und an der Gebührenschraube gedreht. Unter anderem hatte die Commerzbank im März angekündigt, für Papierüberweisungen bei ihrem „kostenlosen Girokonto“ künftig eine Überweisungsgebühr in Höhe von 1,50 Euro zu verlangen. Bei der Postbank ist das Girokonto ab 1. November nur noch gratis, wenn regelmäßig monatlich 3000 Euro oder mehr auf dem Konto landen. Zuletzt hatte es auch die Berliner Sparkasse richtig krachen lassen. Dort kostet das klassische Girokonto künftig sieben statt vier Euro, das reine Onlinekonto verteuert sich von zwei auf drei Euro im Monat. Ein Problem sind die niedrigen Zinsen für die Banken und Sparkassen vor allem deshalb, weil sie nun selbst das Geld nicht mehr gewinnbringend anlegen können und damit eine wesentliche Einnahmequelle weggefallen ist. Zudem müssen sie Strafzinsen zahlen, wenn sie ihr Geld bei der EZB parken. Einige wenige Kredithäuser sind bereits dazu übergegangen, deshalb auch bei ihren Kunden mit hohem Kontostand Negativzinsen einzufordern.

Für die MBS hat Vorstandschef Schulz dies indes vorerst ausgeschlossen. Dennoch sei es jetzt betriebswirtschaftlich geboten gewesen, zu handeln – trotz an sich guter Zahlen. „Mit Einlagen kann man kein Geld mehr verdienen“, bestätigte Schulz. Dabei habe man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und sich rund anderthalb Jahre mit der Situation beschäftigt. Vor dem Hintergrund eines nach wie vor flächendeckenden Geschäftsstellen- und Geldautomatennetzes sowie einer ausgezeichneten Beratungsqualität liege man aber trotz der neuen Kontoführungsgebühren „weiter voll im Markt und nicht an der Spitze der Bewegung“, sagte der Sparkassenchef. Im Gegensatz zu anderen Kreditinstituten habe man sich eben bewusst gegen Entlassungen oder einen Filialabbau im großen Stil entschieden. Die ein oder andere Filialschließung oder Zusammenlegung aber werde es gebe, schränkte Schulz ein. Konkret geplant sei bislang aber noch nichts.

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Das sagt der Verbraucherschutz: Bankenwechsel ist einfacher geworden

Verbraucherschützer raten vor dem Hintergrund von Kosten, die Banken derzeit neu erheben, zur Überprüfung der Kontokonditionen und Nutzungsgewohnheiten. „Wer mit dem Kontomodell oder neuen Gebühren nicht einverstanden ist, kann mit seiner Bank verhandeln – oder einfach wechseln“, sagt Finanzexperte Erk Schaarschmidt von der Verbraucherzentrale Brandenburg. Wer etwa ohnehin nur Online-Banking nutze, der könne beim Wechsel von einer Filial- zu einer Direktbank häufig Geld sparen.

Der Bankwechsel ist seit September für Kunden deutlich einfacher geworden, betonen Verbraucherschützer. Denn Banken sind gesetzlich verpflichtet, Kunden beim Wechsel zu unterstützen und etwa Daten zu Lastschrift-Ermächtigungen und Daueraufträgen weiterzugeben. Als Kunde muss man dafür der neuen Wunschbank eineErmächtigung zur Kontowechselhilfe erteilen, so Schaarschmidt: „Die einmalig erklärte Ermächtigung verpflichtet beide Banken zur Kooperation.“ Jana Haase

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