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Durch Arbeit zum Miteinander. Die Freimaurer Ernst-Friedrich Fuchs, Annegret Mahn, Reinhard Schulz und Kurt Hecht (v.l.) im Logenhaus.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Mit Klappzylinder zur Tempelarbeit

Auf ihrem Neujahrsempfang trafen sich am Samstag Freimaurer im Logenhaus an der Kurfürstenstraße. Fünf Logen gibt es in Potsdam, inzwischen auch eine für Frauen

Goethe gehörte einer solchen Vereinigung an. Mozart auch. Und Friedrich der Große gründete sogar selbst einen jener geheimnisumwitterten Kreise, in denen sich Menschen treffen und Rituale vollziehen, von deren Inhalt nichts an die Öffentlichkeit dringen soll. Gemeint sind die Freimaurerlogen, die es seit Jahrhunderten gibt. Die Nazis hatten sie in Deutschland verboten, in der DDR ließ man sie dann nicht mehr zu. Doch seit dem Mauerfall wurde die königliche Kunst, wie die Freimaurerei bisweilen genannt wird, auch im Osten der Republik wiederbelebt. In Potsdam wächst seitdem die Zahl der Logen. Zuletzt, am 1. Februar 2014, wurde die über Jahrzehnte ruhende Johannisloge „Zum Widder“ reaktiviert.

Fünf Freimaurerlogen sind in Potsdam derzeit tätig, wie Kurt Hecht auf dem Neujahrsempfang der Potsdamer Logen am Samstag im Logenhaus an der Kurfürstenstraße sagte. Hecht ist der „Meister vom Stuhl“ der „Teutonia zur Weisheit“, also der Chef einer jener Logen in der Landeshauptstadt. Die Mitgliederzahlen dieser Vereinigungen sind nach wie vor überschaubar, doch scheint es auch in der Stadt, in der sich einst Logengründer Friedrich II. sein Sommerschloss bauen ließ, ein wachsendes Interesse an der Freimaurerei zu geben.

Der bekannteste der Preußenkönige hatte 1740 die Gründung der Großloge „Zu den drei Weltkugeln“ maßgeblich befördert. Die „Teutonia zur Weisheit“, in der Hecht jetzt Stuhlmeister ist, gehört noch heute dieser Großloge an. Knapp 20 Mitglieder habe seine Loge derzeit, sagt Hecht. Vor rund vier Jahren seien es zwölf gewesen. Ausschließlich Männer können dieser Loge beitreten. Die Brüder, wie die Mitglieder genannt werden, reden sich mit Vornamen an.

Doch auch Frauen müssen in Potsdam nicht auf die Freimaurerei verzichten. Seit über zwei Jahren gibt es die Frauenloge „Märkisches Mosaik“ – nach eigenem Bekunden die erste Freimaurerinnen-Loge im Osten Deutschlands. Für die Tempelarbeit, also die rituellen Handlungen, nutzt die Frauenloge – ebenso wie die anderen vier Potsdamer Vereinigungen – den Logensaal im Logenhaus an der Kurfürstenstraße. Für gesellige Abende mit Gästen kehren die Schwestern, also die Mitglieder der Frauenloge, gern im Restaurant „Zum Fliegenden Holländer“ ein, wie Stuhlmeisterin Annegret Mahn auf dem Neujahrsempfang am Samstag erzählte. In puncto Geselligkeit werden die Schwestern offenbar von ihren Freimaurerbrüdern überboten: „Bei den Brüdern spielt Geselligkeit eine deutlich größere Rolle als bei uns“, sagt Mahn.

Zu den rituellen Handlungen wollte sich die Stuhlmeisterin, ebenso wie die anderen auf dem Neujahrsempfang erschienenen Stuhlmeister, freilich nicht äußern. Nur so viel: Im Mittelpunkt der Tempelarbeit stehe ein „von einem speziellen Rahmen umrahmter Vortrag“.

Schon ihr Vater sei einst Freimaurer gewesen, sagt Mahn, die beruflich als Psychologin arbeitet. „Wir haben nie darüber gesprochen.“ Doch irgendwann suchte Mahn eine Gemeinschaft, in der sie sich über Wertefragen der Welt austauschen kann. So sei sie auf die Freimaurer gestoßen, sagt die Psychologin. Zunächst nahm sie an, für sie als Frau gebe es keine Möglichkeit, in den Zirkel aufgenommen zu werden. Dann habe sie erfahren, dass auch Frauenlogen existieren.

Die Frauen in ihrer Potsdamer Loge kämen aus den verschiedensten Berufszweigen. „Bunt gemischt“, von der Erzieherin bis zur Unternehmerin, sagt Mahn. Das Ziel der Freimaurer ist bei Frauen und Männern das gleiche: Durch ständige Arbeit an sich selbst zu einem menschlicheren Miteinander zu kommen.

Bei der Johannisloge „Zum Widder“ geht es bei der Tempelarbeit chic zu: „Wir tragen Smoking und den hohen Hut“, erzählt Ernst-Friedrich Fuchs, Vorsitzender Meister dieser Loge. Mit dem hohen Hut ist der Klappzylinder gemeint. Man verstehe sich als christliche Loge. Die Brüder müssten keiner christlichen Kirche angehören, sagt Fuchs. Doch wer aufgenommen werden möchte, müsse die Frage „Bekennen Sie sich zur Lehre Jesu Christi?“ bejahen. Rund 40 Brüder seien in der vor einem Jahr in der Friedenskirche wiederbelebten Loge derzeit vereint, so Fuchs. Das Durchschnittsalter liege bei 42 Jahren.

Rund 30 Brüder gehören dem „Stern von Sanssouci“ an, einer Anfang der 1990er-Jahre wiedergegründeten Potsdamer Loge. Auf dem Neujahrsempfang nicht dabei waren Vertreter der Feld- und Militärloge „Henning von Tresckow“.

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