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Der nächste Schädling. Buchsbaumzünsler fressen Buchsbäume kahl.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Mit Karate gegen asiatische Raupen

Buchsbaumzünsler macht Potsdams Schlossgärtnern Sorgen. Wegen Gifteinsätzen gibt es Absperrungen

Eichenprozessionsspinner war gestern – jetzt bereitet den Gärtnern der Schlösserstiftung ein neuer Schädling Sorgen: Der Buchsbaumzünsler. Die Raupen des Kleinschmetterlings, der aus dem asiatischen Raum nach Europa vorgedrungen ist und in diesem Jahr erstmals in den Potsdamer Schlösserparks sein Unwesen treibt, fressen Blätter, Rinde und Ästchen der Buchsbäume, bis die Pflanzen sterben. Bekämpft werden die Raupen in den Schlösserparks jetzt mit einem Insektengift namens Karate.

Nach ersten Einsätzen am Rosengarten beim Schloss Charlottenhof wurde am gestrigen Donnerstag im Sizilianischen Garten von Sanssouci und rund um Schloss Cecilienhof im Neuen Garten gesprüht, wie die Schlösserstiftung mitteilte. Die entsprechenden Parkbereiche müssen nicht nur während der Gifteinsätze, sondern auch zwei Tage danach gesperrt bleiben, da das Mittel bei Berührung auch über die Haut aufgenommen werden kann.

Geht man gegen den Schädling nicht vor, sei der ganze Buchsbaumbestand in den Welterbeparks in Gefahr, sagte Sven Hannemann, einer der insgesamt drei Gartenrevierchefs im Park Sanssouci, den PNN. Buchsbäume und Buchsbaumhecken sind praktisch überall in den Schlösserparks zu sehen, sie sind prägendes Element der gärtnerischen Gestaltung: Von der Verwendung als flache Beeteinfassung bis hin zu den großen, um die 150 Jahre alten historischen Exemplaren, etwa auf den Terrassen vor dem Orangerieschloss. „Es wäre sehr schlecht, wenn uns diese Bestände zusammenbrächen“, sagt Hannemann. Buchsbäume wachsen nur sehr langsam, erklärt er.

Befallene Pflanzen erkennt man an den angefressenen und vertrockneten Blättern sowie den spinnennetzartigen Nestern mit den schwarzen Eiern des Insekts. Die gefräßigen Raupen können bis zu fünf Zentimeter lang werden, sie sind grün-schwarz-weiß gestreift. Die Falter sind weiß mit braunem Rand und haben eine Flügelspannweite von bis zu 4,5 Zentimeter. Die Schlössergärtner gehen nicht nur mit Insektizid gegen die Schädlinge vor. Nester und betroffene Stellen werden mit der Schere entfernt, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Anders als beim Eichenprozessionsspinner ruft die Raupe des Buchsbaumzünslers beim Menschen keine allergische Reaktion hervor – Parkbereiche müssen aber wegen des Gifteinsatzes bei der Bekämpfung gesperrt werden. In der kommenden Woche ist die Behandlung der Buchsbäume auf den Orangerieterrassen geplant, wie Gartenrevierleiter Sven Hannemann sagte.

Beim Buchsbaumzünsler handelt es sich um eine invasive Art. Die Raupen wurden 2006 erstmals in Deutschland beobachtet und breiten sich seitdem in Richtung Norden aus. Es wird vermutet, dass die Kleinschmetterlinge mit Pflanzensendungen nach Europa gekommen sind, heimisch sind sie in Ostasien. 2016 waren sie erstmals in Südbrandenburg bis hin zum Südrand Berlins aufgetreten.

Das Insektizid Karate ist vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit unter anderem zur Bekämpfung von Schadinsekten in Acker- und Gemüsepflanzen zugelassen. Da das Insektizid auch für Bienen giftig ist, gelten bestimmte Einschränkungen bei der Verwendung an blühenden Pflanzen.

Die Eichenprozessionsspinner sind in den Welterbeparks mittlerweile kein Problem mehr. Vor vier Jahren hatte die Stiftung die Parks per Helikopter mit Insektengift besprühen lassen. Die Härchen des Eichenprozessionsspinners können bei Menschen allergische Reaktionen auslösen. 2012 waren in Potsdam nach früheren Angaben etwa 1000 Menschen deswegen in Behandlung. Jana Haase

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