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Die Kirschen waren mit einem Virus befallen.

© Ottmar Winter PNN

Mit dem Little-Cherry-Virus infiziert: 8000 Kirschbäume im Potsdamer Norden gefällt

Auf einem Obstgut in Marquardt befiel ein Virus rund 8000 Kirschbäume. Der Erreger ist für den Menschen ungefährlich. Verkäuflich wären die Kirschen dennoch nicht mehr gewesen.

Von Florian Kistler

Potsdam – Baumrodung im Potsdamer Norden: Auf dem Obstgut von Lutz Kleinert in Marquardt sind rund 8000 Kirschbäume gefällt werden. Sie waren mit dem Little-Cherry-Virus, der sogenannten virösen Kleinfrüchtigkeit, infiziert. Durch sie nehmen die Kirschen einen bitteren Geschmack und eine ungewöhnliche, herzförmige Form an. Auch wenn das Virus für den Menschen ungefährlich ist, wären die Kirschen nicht mehr zu verkaufen gewesen, so Kleinert. Für ihn sei die Rodung in der vergangenen Woche ein herber Schlag gewesen: „Die große Zahl ist schon heftig.“ Der Verlust werde den Umsatz des Obstguts um zehn bis zwanzig Prozent verringern. „Die Kirschen haben sich gut verkauft. Die Plantage sollte meine Rente sein“, so der 55-Jährige.

Kleinert geht davon aus, dass sich das Virus bereits bei der Pflanzung in den jungen Bäumen befand, aber erst später ausbrach. Die Plantage wurde 1996 angelegt. „Eigentlich wird das getestet und uns wurde damals auch zugesichert, dass die Bäume virenfrei sind“, so der Obstbauer. Dass etwas nicht ganz mit den Bäumen in Ordnung ist, sei ihm bereits vor einigen Jahren aufgefallen. Insgesamt sei der Ertrag der sechseinhalb Hektar großen Kirschplantage mit höchstens elf Tonnen unterdurchschnittlich gewesen. Normal wären bei einer derart großen Plantage 30 bis 40 Tonnen gewesen. Darüber hinaus habe er beobachtet, dass die Früchte sehr klein waren und auch nur wenige Kirschen am Baum hingen, so Kleinert.

Labortest brachte Gewissheit

Er vermutete zunächst, dass die Trockenheit den Bäumen zu schaffen macht und es deshalb Probleme gibt. Auch einen Insektenbefall hatte Kleinert als Grund in Betracht gezogen. Mit dem Litte-Cherry-Virus habe er aber überhaupt nicht gerechnet, wie er sagt: „Das war das Letzte, an das ich dachte. Ich habe immer gehofft, dass es etwas anderes ist.“ Die Gewissheit kam dann mit einem Test in einem Labor im Jahr 2018. Ein Jahr später wurden dann andere Bäume an anderen Stellen und an den Rändern der Plantage getestet. Auch bei diesen Untersuchungen wurde der Little-Cherry-Virus nachgewiesen.

Nach Angaben des in Potsdam tätigen Baumgutachters Mario Zeidler können sich Virenkrankheiten vor allem bei Massenbeständen wie einer Obstplantage leicht ausbreiten. „Wenn beispielsweise Schnittmaßnahmen stattfinden, gelangen die Erreger über das offene Holz und das Schnittwerkzeug schnell von Baum zu Baum“, so Zeidler.

Keine Chance auf Heilung

Für Kleinert blieb schließlich nur die Rodung. Eine Heilung gibt es nicht. Sind die Bäume erst einmal infiziert, können sie nach Ausbruch der Krankheit nur noch gefällt werden.

Die frei gewordene Fläche will Kleinert zukünftig nicht mehr für den Kirschanbau nutzen. Die Sommerfrüchte wird es im Obstgut Marquardt aber weiter geben. „Wir haben noch Bäume auf einer Fläche von dreieinhalb Hektar. Es sieht nicht danach aus, dass die krank sind“, so Kleinert.

Ansonsten werden weiterhin unter anderem Spargel, Pflaumen, Pfirsiche und Äpfel aus dem Obstgut angeboten. Die Erntelücke, die durch den Wegfall der Kirschplantage entsteht, versucht er zu schließen: „Ich werde die Erdbeerernte in die Länge ziehen und bereits früher mit den Pflaumen beginnen.“

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