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Landeshauptstadt: Mit dem Hund in die erste Klasse

Jan Lucas ist eines von 24 500 Berliner Kindern, die jetzt eingeschult werden

Aufgeregt wippt Jan Lucas auf seinem Stuhl im Freiluft-Café hin und her. Der Blondschopf, der im November sechs Jahre alt wird, wundert sich: Warum kommt der Strohhalm aus seiner Cola immer wieder nach oben? Vielleicht kann er diese Frage bald seiner Klassenlehrerin stellen. Kommenden Samstag wird er wie 24 500 andere Kinder in Berlin eingeschult. Und freut sich riesig.

Einen Brief von seiner künftigen Lehrerin hat Jan Lucas schon bekommen, darin waren die Buchstaben seines Namens aus Papier und ein „Steckbrief“ zum Selberausfüllen. „Die Buchstaben habe ich schon bunt ausgemalt“, erzählt er. Auf dem Steckbrief soll er das aufmalen oder aufschreiben, womit er am liebsten spielt, was er schon gut kann und was er unbedingt noch lernen möchte. Da fällt ihm vieles ein: „Meinen Namen kann ich schon schreiben, und Mama und Papa und Oma und Opa“, erklärt Jan Lucas, verscheucht eine Wespe und pustet durch den Strohhalm Blasen in die Cola. Zählen bis hundert ist die leichteste Übung für ihn. Und ein bisschen Rechnen kann er auch schon. „Eins und eins ist zwei, drei und drei ist sechs, zwei und fünf ist sieben!“ Das Alphabet kann er fehlerfrei singen.

Und was will er unbedingt noch lernen? „Alles“, sagt er, „aber vor allem lesen und schreiben.“ In der Kita war es ihm „am Ende zu langweilig geworden“. Ungeduldig fiebert er dem großen Tag entgegen, an dem er es seinem großen Bruder gleichtun und zum ersten Mal zur Schule gehen kann, um im Sportunterricht allen zu beweisen, dass er schnell rennen und gut Fußball spielen kann. Froh ist er darüber, dass drei von seinen Kita-Freunden mit in die 1a der Johann-Peter-Hebel-Schule in Wilmersdorf kommen.

Auf seinem Ranzen sind Dinosaurier zu sehen. Und eine ganze Menge muss reinpassen, Bücher im Wert von über 60 Euro. Einen Sportbeutel und einen Karton für Kunst braucht er auch noch. Aber all das wird er bestimmt genauso gerne tragen, wie er am 6. September den Hund mit in die Schule schleppt.

Der Hund, das ist die Zuckertüte, die er mit ein bisschen Hilfe von Papa selbst gebastelt hat. Da ist auch alles dran, was zu einem ordentlichen Hund gehört, Gesicht und Schwanz des Tieres hat Jan Lucas natürlich selber ausgeschnitten. Pappe, Schere und Kleber machen ja auch besonders viel Spaß, wenn es beim Basteln um die eigene Einschulung geht. Jetzt fehlt nur noch – hoffentlich ganz viel – Süßes darin. Raphael Breitsprecher

Raphael Breitsprecher

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